Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer

0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer

Titel: 0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer
Autoren: Acht Kugeln für das dritte Opfer
Vom Netzwerk:
an einem Zigarettenautomaten zu schaffen. Leider konnte man die Halunken nie überführen. Sie waren viel zu gerissen. Trotzdem schlich sich Harry leise an der Hausfront entlang bis zur Ecke. Mit einem Satz sprang er in die Querstraße hinein.
    Der Zigarettenautomat hing nur ein paar Yard von der Ecke entfernt. Ein junger Kerl von höchstens neunzehn Jahren stand davor. Als Harry ihm die Hand auf die Schulter legte, zuckte der Junge zusammen und drehte sich um. Einen Augenblick nur war er erschrocken, dann siegte seine Frechheit.
    »Ach. Sie sind's Officer«, sagte er leichthin. »Sehen Sie sich mal dieses verdammte Biest hier an. Ich hab mein Geld reingeschmissen, aber ich krieg keine Zigaretten! Ich habe schon alles versucht.«
    Harry seufzte unhörbar. Natürlich! Wie sollte er das dem Burschen je widerlegen? Automaten versagen manchmal, das weiß jeder.
    »Es hat keinen Zweck, daß Sie den Apparat mit den Fäusten bearbeiten«, brummte Lidders. »Gehen Sie morgen früh zum Besitzer und sagen Sie‘s ihm. Er wird Ihnen bestimmt ihr Geld wiedergeben.«
    »Es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben«, nickte der Junge. »Gute Nacht, Officer!«
    »Gute Nacht«, brummte Lidders unwillig und sah dem Burschen nach, der die Greenwich Street hinaufging und schon bald in der Dunkelheit verschwunden war.
    Ich hätte nichts dagegen, wenn diese Nacht schon vorbei wäre, dachte Harry und sah zu, daß er auf die Battery Plaza zurückkam. Langsam bummelte er weiter. Sein Blick streifte die Einfahrt zum Brooklyn-Tunnel. Obgleich in den Straßen kein Hochbetrieb war, riß die Kette der Autos doch nicht ab, die aus dem Tunnel herauskam oder hineinfuhr. Beamter im Funkstreifenwagen müßte man sein, dachte Harry. Die Brüder haben es bequemer. Sitzen auf einem weichen Polster in einem trockenen, warmen Auto und können sich Geschichten erzählen, während unsereins mutterseelenallein durch dieses Dreckwetter marschieren, frieren und sich ’ne Lungenentzündung oder sonstwas holen kann.
    Er überquerte die Einmündung der Washington Street und bog am Ende der Plaza in die Weststreet ein. Der Regen war zur Abwechslung wieder einmal Schnee geworden, aber nasser, sehr nasser Schnee. Fluchend ging Lidders am Whitehall Building entlang. Er hatte gerade den Downtown Sportklub erreicht, als er mitten im Schritt verharrte und den Kopf hinüber zum Fluß wandte. Schrie da nicht einer? Oder täuschte er sich? Wenn der Wind doch einen Augenblick still wäre!
    Unentschlossen blieb Harry Lidders stehen. Wenn wirklich jemand geschrien hatte, war es seine Pficht und Schuldigkeit, nachzusehen. Wenn er sich aber geirrt hatte, lief er den langen Weg bis hinaus auf den Pier völlig umsonst. Und draußen auf dem Pier pfiff der Wind garantiert doppelt so schneidend wie hier, wo Harry halbwegs im Schutz der Häuser gehen konnte.
    Sein Zögern dauerte nur ein paar Sekunden, dann setzte er sich auch schon in Bewegung. Dreiundzwanzig Jahre im Dienste der New Yorker Stadtpolizei ließen bei solchen Zweifelsfällen fast automatisch sein Pflichtgefühl siegen. Keuchend lief er über die Straßen am Westufer der Insel Manhattan, wischte sich unterwegs ein paarmal den Schneeregen aus dem Gesicht und stolperte in die Dunkelheit des unbeleuchteten Piers hinaus.
    Er rannte einmal gegen eine Kiste, rieb sich laut fluchend das Schienbein und lief weiter. Als er seinem Gefühl nach schon ein gutes Stück auf den Pier hinausgerannt sein mußte, blieb er stehen und lauschte Der Sturm toste in den Stahlgerüsten und peitschte di'e Wellen klatschend gegen die Kaimauer. Vergeblich strengte sich Harry Lidders an, etwas anderes als das Wüten des Sturmes war nicht zu vernehmen Aber plötzlich waren da Schritte. Sie kamen von draußen, von der Flußseite her, direkt auf den Polizisten zu. Lidders holte tief Luft. Seine Hand tastete unter den Regenmantel. Mit geübten Griffen schnallte er die Pistolentasche auf. Er zog die schwere Waffe heraus und entsicherte sie. Es ließ sich kein vernünftiger Grund denken, warum bei diesem Wetter jemand auf dem Pier herumspazieren sollte. Rechnete man den Schrei hinzu, den er gehört zu haben meinte, so hatte er allen Grund, argwöhnisch zu sein.
    Reglos wartete Lidders, bis die Schritte heran waren. Dann knipste er die Taschenlampe an, während er mit der Rechten die Pistole ein wenig hob.
    »Stop!« sagte er laut. »Wer sind Sie? Was tun Sie hier?!«
    Ein Mann mit einem schwarzen Mantel mit hochgeschlagenem Kragen und einem tief in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher