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0216 - Der Pharaonenfluch

0216 - Der Pharaonenfluch

Titel: 0216 - Der Pharaonenfluch
Autoren: Rolf Michael
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hatten genug gehört. Sie befanden sich nun zwischen zwei Feuern, waren in die bevorstehende Auseinandersetzung zweier skrupelloser Gangsterbanden geraten. Nun galt es, geschickt zu handeln.
    Unauffällig musterte Zamorra diesen Selim. Er war mindestens genauso vornehm gekleidet wie sein Konkurrent, wenn auch auf seinem Kopf ein mächtiger Turban thronte, dessen funkelnde Steine, die in dem Stoff eingenäht waren, sicher keine Imitationen waren.
    Sein Leibesumfang bewies, daß er ein Freund guter Küche war. Unter dem Kaftan verbarg sich ein Bauch, der einem Prälaten des Mittelalters zur Ehre gereicht hätte. Das Gesicht war fett und aufgedunsen und erinnerte an eine Kröte. In seinen Augen aber lag etwas von der Eiseskälte und Gefühllosigkeit, die auch in den Augen einer Viper glitzert.
    In der Wahl seiner Worte schien Selim dem al Kamr keineswegs nachzustehen. Die beiden gifteten sich an wie zwei Händler auf dem Basar. Die Worte, die vorher in gedämpften Ton fielen, wurden bald lauter.
    Mit schrillen Mißtönen brach die Musik ab. Das leichtbekleidete Wesen, das mit seinem Bauchtanz die Sinnlichkeit der Männerwelt erregt hatte, verschwand wie ein Nebelstreif. Die Musiker packten ihre Instrumente und hasteten hinterher. Professor Zamorra beobachtete, wie sich auch mehrere Araber erhoben und zum Ausgang drängten. Von den Pagen und Kellnern war niemand mehr zu sehen.
    Man war also unter sich. Es schien hier nicht zum ersten Male Auseinandersetzungen von rivalisierenden Gangs gegeben zu haben, denn das Verlassen des Zeltes vom Personal glich einer Rettungsübung auf einem Passagierdampfer.
    Die Bühne war angerichtet zu dem Drama, was sich nun abspielen sollte. Denn al Kamr und Selim hatten sich bereits gegenseitig an ihren Kaftanen gepackt. Mit hochroten Gesichtern schrien sie sich an. Vergessen waren vorerst Professor Zamorra und seine Begleiter. Denn das, was eingeweihte Kreise seit langem befürchtet hatten, bahnte sich nun an. Die beiden Beherrscher des Antiquitätenschwarzmarktes von Kairo und Alexandria standen sich endlich Auge in Auge gegenüber.
    Und nur einer von ihnen würde der Sieger sein.
    ***
    Professor Zamorra hätte später nicht mehr mit Bestimmtheit sagen können, was der auslösende Faktor zu den folgenden, turbulenten Ereignissen war. Aber alles schien davon auszugehen, daß die Worte der Gangsterbosse immer schärfer, ihre Beleidigungen immer gröber wurden, und plötzlich schrie Barud al Kamr auf.
    In seine Augen trat ein unsäglich erstaunter Gesichtsausdruck. Er wankte vorwärts wie ein Betrunkener, taumelte durch das halbe Zelt. Krachend stürzten mehrere der kleinen Tische um, klirrend rollten Mokkatassen und Gläser über den Boden.
    In der Brust des Gangsterkönigs von Kairo aber steckte der juwelenverzierte Knauf eines Dolches.
    Barud al Kamr hatte sein Kiemet erreicht. Nie wieder würde seine Hand frevlerisch das Andenken der Längstverstorbenen schänden, nie mehr sein Mund einen Mord befehlen können.
    Über Selim Gesicht glitt ein hämischer Schimmer, als er seinen Erzrivalen fallen sah. Der große Kampf der tausend Intrigen, Tücken und Fallen in der Halbwelt der Gassen und Basare Kairos war zu Ende. Der Markt gehörte nun ihm – ihm alleine.
    Es war mehr eine Ahnung, die Professor Zamorra veranlaßte, Nicole und Carsten Möbius zu Boden zu reißen. Die geschärften Sinne des Parapsychologen ahnten die Gefahren meistens voraus. Michael Ullich, reaktionsschnell wie ein Testpilot, riß den Araberjungen in Deckung.
    Keine Sekunde zu früh.
    Irgendwo ratterte kurz und trocken eine Maschinenpistole. Gefährlich zirpend sausten die Kugeln über die Stelle, wo Professor Zamorra gerade noch gestanden hatte.
    Und die Kugeln fanden ihr Ziel. Selim wurde durch die Geschosse förmlich herumgerissen. Die Hand Azraels, des Todesengels des Islam, griff nach ihm.
    Die Kairoer Polizei würde einen weiteren Verbrecherkönig, dem seine dunklen Umtriebe nie nachzuweisen gewesen waren, aus ihrer Liste streichen können.
    Und ohne Vorwarnung, ohne, daß er von einer Seite angekündigt wurde, begann der Kampf der Gangster untereinander.
    ***
    »Los, weg hier!« zischte Professor Zamorra seinen Leuten zu. »Und seht zu, daß ihr keine Kugel fangt!«
    »Wohin?« fragte Nicole, die sich noch am ehesten mit der Situation abfinden konnte, in die sie unversehens geraten waren. Der Teppichhaufen, hinter den sie sich geflüchtet hatten, lieferte nur einen unsicheren Schutz.
    Über ihren Köpfen aber tobte
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