Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

Titel: 0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder
Autoren: Kugeln pfeifen Todeslieder
Vom Netzwerk:
überhaupt alt genug wurde, je seine Pension zu verzehren. Wenn nicht jetzt, vielleicht in diesem Augenblick…
    »Cotton, ich weiß, daß es furchtbar für Sie ist«, sagte Mutherfield dicht heben mir. »Aber Sie dürfen sich jetzt nicht selbst verrückt machen! Es wird alles getan, was getan werden kann, das wissen Sie! Reißen Sie sich zusammen! Wenn die Bande irgendwo gestellt wird, müssen Sie fit sein. Ihr Freund verläßt sich bestimmt darauf, daß Sie dann fit sind!«
    Ich grinste bitter und knapp.
    Er verstand es, wie man trösten muß. An der Ehre kitzeln. Ich und fit sein. Wenn sie die Bande irgendwo erwischten, würde ich schon fit sein. Und wenn ich achtundvierzig Stunden auf den Beinen gewesen wäre. So viel Reserven stecken in jedem, daß er dann noch einmal zehn Minuten lang alles aus sich herauspumpen kann. Aber wenn sie die Bande irgendwo wirklich erwischten, würde ich möglicherweise hundert oder mehr Meilen von diesem Ort entfernt sein und in jedem Fall zu spät kommen.
    Das Telefon rasselte. Mutherfield schlurfte hinüber zum Tisch.
    »Für Sie, Cotton«, sagte er.
    Ich fuhr in die Höhe. Für mich? Hieß das, daß irgendwo eine Meldung von der Bande eingegangen war? Oder hatte man Phil gefunden? Oder…?
    »Cotton«, sagte ich. Meine Stimme war völlig fremd.
    »Hallo, Jerry«, sagte eine vertraute Stimme im Hörer. »Noch immer nichts?«
    »Nein, Chef«, sagte ich, und in mir brach zum fünfundzwanzigstenmal in dieser Nacht das Kartenhaus der Hoffnung zusammen. »Noch immer nichts.«
    »Was melden die Straßensperren?«
    »Keine auffälligen Autoschlangen. Weder im Norden noch im Süden, noch im Westen, noch im Osten. Rein nirgendwo. Sie müssen sich in Luft aufgelöst haben. Zeit hatten sie ja genug dazu.«
    »Wieso?«
    »Bis die ersten Straßensperren standen, war seit dem Verschwinden der Gang mindestens ein Zeitraum von hundertfünfzig Minuten vergangen. Zwei und eine halbe Stunde, Chef! In der Zeit kann man bereits mehr als ebenso viele Meilen zurückgelegt haben.«
    »Ja, das mag wohl stimmen. Ich wollte Sie nicht stören, Jerry. Ich dachte nur… Na, gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Chef«, sagte ich. »Gute Nacht, Mr. High.«
    Ein Kloß würgte in meiner Kehle. Unser Chef in New York konnte also ebensowenig schlafen wie ich. Nun ja — es war kein Wunder. Mr. High hängt an uns, das weiß jeder von uns.
    Ich ließ den Hörer zurück auf die Gabel gleiten, als ob beides aus Glas wäre. Oder aus Porzellan. Ich weiß auch nicht, warum ich es so tat. Schleppend tappte ich wieder quer durch Mutherfields Office hinüber zu der alten Couch, auf der wir beide Platz nahmen.
    Mutherfield hielt mir ein Zigarettenpäckchen hin. Ich nahm eine und ließ mein Feuerzeug schnipsen. Die wievielte Zigarette war das? Den Stummeln nach konnte es die vierzigste sein.
    »Noch eine Stunde, Cotton«, sagte Mutherfield. »Dann setzen wir uns in den Wagen und fahren hinüber zu den Hubschraubern.«
    Ich nickte schwach.
    »Ja, Mutherfield — natürlich…«
    Im Radio dudelte wieder Musik. Das Telefon ratterte schon wieder. Diesmal nahm ich gleich den Hörer, meldete mich aber ordnungsgemäß mit: »Polizeiposten Milborne!«
    Ich hörte zu meiner Überraschung: »FBI Headquarter Washington. Wir möchten Special Agent Cotton sprechen.«
    »Am Apparat.«
    »Sagen Sie uns Ihre Dienstnummer.« Ich ratterte sie herunter, und jetzt glaubten sie mir auch, daß ich es war. Ich wurde mit irgendeiner Dienststelle verbunden. »Hören Sie, Cotton«, sagte eine energische Stimme. »Wir haben sechs Mann stundenlang unsere Karteien durchblättern lassen. Ich glaube, wir haben jetzt den richtigen Mann gefunden.«
    Ich fühlte, wie sich meine Kopfhaut zusammenzog. Ich nahm einen Stift und zog ein Blatt Papier heran.
    »Ich schreibe mit.«
    »Also: Es handelt sich um einen gewissen Jean Rennier, laut Einwanderungspapieren vor knapp drei Jahren in die Staaten eingewandert. Rennier war zuletzt Oberst in den Diensten einer europäischen Kolonialmacht. Er hat seit 1944 praktisch ununterbrochen auf irgendwelchen Dschungel- oder Wüstenschlachtfeldern gestanden. Rennier ist insgesamt sechsmal verwundet worden, unter anderem auch eine Kopfverletzung. Ob da Folgen verblieben sind, wissen wir nicht. Aber es wäre sicher kein Wunder, wenn ein Mann durchdreht, der zwanzig Jahre in den Tropen verbracht hat, und dann noch als Soldat. Ich gebe Ihnen jetzt seine Personalbeschreibung übrigens haben wir bereits eine sogenannte stille Fahndung nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher