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0214 - Todeswind

0214 - Todeswind

Titel: 0214 - Todeswind
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Taschentuch. »Vielleicht können Sie wenigstens mit dem Staub etwas anfangen.«
    Bill nickte und hielt das Taschentuch unter einen anderen Knochen. »Können Sie mal versuchen, den zu lösen? Vielleicht tut er uns ja den großen Gefallen und bleibt sogar heil!«
    Er blieb nicht. Staub rieselte auf das Taschentuch, das Bill blitzschnell zusammenknotete.
    »Wißt ihr, woran mich dieser Knochenstaub erinnert?« fragte er.
    Die anderen zuckten mit den Schultern.
    »An die Blaue Stadt in Zentralafrika«, sagte er.
    Zamorra nickte schwach.
    »Was ist das für eine Stadt?« fragte der Lord, »Ich entdeckte sie, halb vom Dschungel überwuchert, bei einem zufälligen Tiefflug«, sagte Bill. »Die erste Forschungsexpedition war ein Fehlschlag und mußte abgebrochen werden. Eine zweite wird derzeit vorbereitet. Die Geldmittel sind bereitgestellt, es geht jetzt nur noch um die technische Ausrüstung und das Personal.«
    »Und?« hakte Sir Bryont nach.
    »Diese Stadt stammt den Analysen nach aus der frühen Eisenzeit. In Europa datieren wir sie zwischen 500 und 800 vor Christus, in Kleinasien ab 3000 vor Christus. Eine Kulturlinie zieht sich in diese Blaue Stadt. Jungeisenzeit. Nun, ein Teil dieser Stadt -wohlgemerkt, Steinwände - löste sich plötzlich zu eben solchem Staub auf und machte uns böse zu schaffen.« [1]
    »Interessant. Sie sehen Parallelen?«
    »Ich sehe Staub«, sagte Bill trocken. »Können Sie diesen Mist hier mal zum Wagen bringen? Ich komme gleich nach und versuche die Analyse.«
    Bryont nickte, nahm das zusammengeknotete Taschentuch entgegen und ging hustend und fluchend durch Staub zur Außentür.
    Als er ins Freie trat, waren sie alle noch ahnungslos.
    Aber mit einem gellenden Aufschrei sprang der Lord zurück.
    Zamorra starrte ihn entgeistert an.
    Gesicht und Hände Sir Bryonts bluteten!
    ***
    Bryont krümmte sich zusammen und ließ den Beutel fallen. Er riß die Hände empor, wollte nach seinem Gesicht fassen und tat es dann doch nicht.
    Schneller als alle anderen war Zamorra bei ihm. »Was ist los?« stieß er erschrocken hervor.
    Bryont Saris blinzelte. »Oh, Teufel auch«, murmelte er. »Ich dachte schon, meine Augen wären weg. Wie sehe ich aus? Wie ein Indianer?«
    »Du hast eine ziemlich lockere Art, darüber hinweg zu gehen«, sagte Zamorra. »Schmerzen?«
    Saris bewegte die Hände, ballte sie zu Fäusten und öffnete sie wieder. »Nein, nicht mehr«, gestand er. »Es blutet auch nicht mehr. Hat mal einer was zum Saubermachen?«
    Callaghan zauberte ein zweites Taschentuch hervor. Nicole nahm es ihm aus der Hand und spielte Krankenschwester. Vor Blut hatte sie noch nie Angst gehabt.
    »Wie ist das passiert?« fragte sie.
    »Der Wind«, sagte Saris. »Es war, als flögen Rasierklingen durch die Luft. Wenn ich nicht schnell genug zurückgesprungen wäre, hätte es mich geschält. Ob die da«, er deutete auf den Staub, »an diesem buchstäblich schneidenden Wind gestorben sind?«
    »Schneidender Wind, fliegende Rasierklingen? Sir, ich erlaube mir, daran zu zweifeln«, warf Callaghan ein.
    Saris zuckte mit den Schultern, während Nicole sein Gesicht säuberte. Die haarfeinen Schnittwunden hatten sich bereits wieder geschlossen. Sie hatten schlimmer ausgesehen, als sie es waren.
    Bill Fleming trat zur Tür.
    »Draußen stürmt es«, sagte er. »Der Wind treibt Staubfahnen über die Straße.«
    »Aber wieso kommt hier jetzt kein weiterer Zugwind mehr hindurch?« grübelte Nicole. »Das ist doch unnatürlich.«
    Bill schob vorsichtig einen Finger in den Wind, zuckte sofort wieder zurück wie von der Natter gebissen. Ein Blutfaden sickerte an der Fingerkuppe entlang.
    »Seine Lordschaft beliebten richtig zu erkennen, Mister Callaghan«, sagte er spröde.
    »Es ist der Wind.«
    ***
    Es war eine seltsame Sache. In unbesiedelter Gegend des nördlichen Texas, wo es nur Steppe und Prärie gab, war ein Dorf vom Himmel gefallen. Es war einfach da, von einem Augenblick zum anderen aus dem Nichts entstanden. Aber es war kein intaktes Dorf, sondern eine Ansammlung von Ruinen. Gähnende Leere herrschte in den Straßen, die Schornsteine rauchten nicht. Das verbotswidrig tieffliegende britische Charterflugzeug, von dem aus das Dorf gesichtet worden war, hatte ein paar Kreise gezogen und hatte Fotos mit nach England gebracht. So hatte man sich später ein halbwegs klares Bild von dem verfallenen Dorf machen können.
    Der Zufall hatte es gewollt, daß sich an Bord des Flugzeuges ein Mitglied des britischen Oberhauses in
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