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0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

Titel: 0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft
Autoren: Wir stiegen ein ins Sarggeschäft
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Der Anschluss gehört einem gewissen George Crecks. Ich habe Ihnen den Namen und die Anschrift aufgeschrieben. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Nein, danke«, erwiderte ich, nahm den Zettel und bedankte mich.
    »Crecks«, wiederholte Phil nachdenklich, als wir mit dem Lift hinabfuhren. »Bill Morris sagte uns diesen Namen. Den Namen eines Mannes, der zu der Erpresserbande gehört… Was machen wir jetzt mit Crecks?«
    »Zuerst sehen wir mal nach, ob er zu Hause ist. Danach werden wir weitersehen. Vielleicht sind sogar die anderen Gangster bei ihm.«
    In der Halle im Erdgeschoss gab es mehrere Telefonzellen. Phil und ich zwängten uns in einen solchen schmalen Käfig. Phil nahm den Hörer, warf den Nickel ein und wählte. M U 3 2 2 9 1. Ich hörte schwach den Summton aus dem Hörer, den Phil schräg an sein Ohr hielt, so dass ich mithören konnte.
    »Ja?«, fragte eine Männerstimme.
    »Spreche ich mit Mr. Bruce?«, fragte Phil.
    »Bruce? Wieso Bruce?«, erwiderte die Männerstimme.
    »Ist denn dort nicht Mr. Bruce? Jimmy Bruce, Agentur für…«
    »Hier ist Crecks«, sagte die Männerstimme ungeduldig. »George Crecks. Sie haben falsch gewählt.«
    Ein Knacken verriet, dass Crecks aufgelegt hatte. Phil grinste und hing seinen Hörer ebenfalls wieder ein.
    »Bei Crecks herrscht heute Abend Glück im trauten Heim« sagte Phil. Während wir das Gebäude verließen. »Im Hintergrund dudelte ein Radio oder ein Plattenspieler. Wahrscheinlich hängt der Duft eines Parfüms in der Luft und auf irgendeinem Couchtisch schmelzen langsam die Eiswürfel in zwei Whiskygläsern. Ich kann es mir so richtig vorstellen. Ein Erpresser nach Feierabend. Ein Mörder nach vollbrachter Arbeit…«
    Phils Stimme klang bitter. Wahrscheinlich dacht er an Snack und Latter.
    »Komm«, sagte ich hart. »Platzen wir mal rein in das Idyll. Ich gönne diesen Halunken keine Minute mehr ohne das Wissen, dass sie auf ihre Hinrichtung warten.«
    Wir stiegen in den Jaguar. Als ich die Tür zuzog, fühlte ich das Gewicht der Dienstpistole in der linken Achselhöhle. Sonst ist man an diese vertraute Last schon so gewöhnt, dass man sie gar nicht mehr spürt. Aber in gewissen Augenblicken wird es einem plötzlich wieder bewusst, dass man ein Schulterhalfter trägt mit einer zuverlässigen Waffe darin.
    Snack, dachte ich, während ich startete. Seine Frau hat ein acht Monate altes Baby. Latter hat zwei Kinder. Zwei junge Frauen brauchen abends nicht mehr auf die Heimkehr ihres Mannes zu warten. Snack wird es nie hören, wenn sein Baby zum ersten Mal »Daddy« sagt.
    »Kein Grund, wie ein Selbstmörder zu fahren«, sagte Phil plötzlich.
    Ich fuhr aus meinen Gedanken auf und zog den Fuß ein wenig vom Gaspedal zurück.
    »Du hast Recht«, sagte ich.
    Für Manhattan war es noch nicht spät. Endlose Autoschlangen fluteten in vier Spuren nebeneinander dahin. Lachende Männer saßen am Steuer. Und hübsche Frauen. Oder junge Mädchen. Schmuck glitzerte in dem Sekundenbruchteil, wo sie an einem vorüberhuschten. Die Nachtlokale am Broadway waren bestimmt noch nicht einmal auf dem Höhepunkt der Mitternachts-Show angekommen. Die Musicals und Revue-Theater hatten den Strom ihrer Besucher noch nicht ausgespien. Die letzten Vorstellungen in den Kinos liefen gerade erst an.
    Die Reklame einer Snackbar tauchte rechts von uns auf und huschte an uns vorüber. Ein paar hungrige Leute wurden aus Automaten gespeist, die vierundvierzig verschieden heiße Schnellgerichte enthielten. Preis fünfzig Cent bis ein Dollar. Wenn wir nachts unterwegs waren, hatten wir selbst oft schnell eine Kleinigkeit aus einem der Automaten gezogen. Snack und Latter sicher auch…
    »Die Nächste rechts«, sagte Phil.
    »Ich weiß«, murmelte ich.
    Die Ampel schaltete auf Rot. Ich trat die Bremse, die Kupplung. Der Jaguar rollte lautlos bis an die Linie. Ein Schwarm von Fußgängern huschte vor uns über die Fahrbahn. Hinter uns reihte sich eine endlose Kette von Scheinwerfern. Ich sah auf das Licht der Ampel und wartete.
    Gelb und Rot. Ich legte den ersten Gang ein. Grün. Gehorsam schnurrte der Jaguar um die Ecke. Phil bewegte den rechten Zeigefinger. Er zählte die Häuser ab. Gleich darauf sagte er:
    »Hier müsste es sein.«
    Es gab keinen Parkplatz. Im Gegenteil. Es gab ein Schild »Parken verboten«. Ich stellte den Jaguar genau davor. Wir stiegen aus. Die Wagentüren klatschten mit sattem Geräusch ins Schloss.
    Wir legten die Knöpfe zurück und blickten an der Fassade empor.
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