Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0213 - Colette und ihr Fallbeil

0213 - Colette und ihr Fallbeil

Titel: 0213 - Colette und ihr Fallbeil
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
allerdings verzog keine Miene.
    »Wie meinen Sie das denn?«
    »Nur so. Vergessen Sie es.« Der Chinese wandte sich ab. »Damit Sie jedoch beruhigt sind, werde ich meine Freunde suchen und sie herholen, damit wir endlich essen können. Einverstanden?« Suko wartete die Antwort des Mannes gar nicht erst ab. Er machte kehrt und ging in Richtung Ausgang. Dabei machte er den Fehler, dem Wirt den Rücken zuzuwenden. Der aber hatte genug gehört, bückte sich blitzschnell und tauchte mit einer geladenen doppelläufigen Schrotflinte unter dem Tresen wieder hervor. Die beiden Mündungen wiesen auf Sukos Rücken. Auf dem Gesicht des Mannes lag ein teuflisches Lächeln, er würde nicht zögern und den Zeigefinger zum tödlichen Schuß krümmen…
    ***
    Wir mußten unsere Überraschung erst einmal verdauen. Damit hatten wir beide nicht gerechnet.
    Colette Dumas, das liebe, nette Mädchen stand vor uns und neben der gefährlichen Guillotine. Beide wurden von einer seltsamen Lichtaura umflort, so daß wir sie genau erkennen konnten.
    Das Mädchen trug noch immer sein rotes Kleid. Ein Lächeln lag auf dem Gesicht wie eingefroren, und es hatte den linken Arm ausgestreckt, so daß seine Hand das Schafott berührte. Es überragte sie an Größe, und das Fallbeil befand sich etwa in Höhe des blonden Mädchenhaares.
    »Aber sie hat ihn nicht getötet«, hauchte Bill Conolly. »Verdammt, John, das war eine andere.«
    Entweder war Bill ein wenig verwirrt, oder er erinnerte sich doch nicht so genau, ich nahm ihm die Antwort nicht ab. Allerdings war sie von Colette gehört worden, und sie bestätigte in den nächsten Sekunden Bills Worte.
    Zuvor jedoch sagte sie: »Willkommen in meinem Reich!«
    Da stellten wir fest, daß sich ihre Stimme verändert hatte. Ja, sie sprach viel tiefer und auch langsamer, als hätte sie Mühe, die Worte zu formulieren.
    Das ging nicht mit rechten Dingen zu. In dem Mädchen mußte eine andere stecken.
    »Wer bist du?« fragte ich.
    »Colette.«
    »Nein«, erwiderte ich. »Du bist nicht Colette. Äußerlich wohl, das gebe ich zu, doch in dir steckt eine andere. Sag mir ihren Namen. Sag ihn uns.«
    Abermals hörten wir das leise Lachen. Diesmal jedoch klang es spöttisch, nicht so hämisch. »Du bist schlau, John Sinclair, viel zu schlau. Es stimmt, was du vermutest. Ich bin Colette und bin es nicht. Ich gehorche einer anderen, von der du sicherlich noch nie etwas gehört hast. Kennst du Manon Descartes?«
    »Nein.«
    »Das ist mein zweites Ich.«
    »Erzähle mir von ihr.«
    »Das werde ich auch. Aber zuvor kannst du sie sehen. Schaut genau her, ihr beiden.«
    Etwas Unheimliches geschah. Colettes Gestalt sahen wir plötzlich zweifach. Allerdings nicht so, als würde ihre Zwillingsschwester neben ihr stehen, nein, eine andere, aber gleiche Gestalt hatte sich über sie geschoben, und diese zweite Gestalt war ein Geist. Auch trug sie eine andere Kleidung. Ein weißes, tief ausgeschnittenes Kleid, einen goldenen Gürtel und ein Stirnband. Ihr Gesicht leuchtete und man hätte es als hübsch bezeichnen können, wäre nicht die totenähnliche Starre darin gewesen. Das Kleid reichte bis zum Boden, die Füße waren nicht zu sehen, und Manon Descartes trat an die andere Seite der Guillotine, wo sie sich abstützte.
    »Seht ihr sie nun?« fragte Colette.
    »Ja«, erwiderte ich. »Es ist also die andere. Und sie tötet die Menschen?«
    »Das macht sie. Sie muß es tun!« Colette sprach jetzt mit normaler Stimme und drehte den Kopf, so daß sie Manon anschauen konnte.
    »Sag du es ihnen, meine Liebe.«
    Da begann der Geist zu sprechen. »Es ist wahr«, hörten wir ihr dumpfes Organ. »Es ist wirklich wahr. Ich mußte töten, denn ich wollte meine Rache. Damals lebte hier ein Wirt, der die Köpfe der Verurteilten sammelte, das heißt, ihre Totenmasken. Bevor die Menschen starben, nahm er ihnen eine Maske ab und befestigte diese an der Hauswand seiner Schänke. Ein perverses Vergnügen hatte er dabei, und er nahm weder Rücksicht auf Frauen noch Kinder. Auch mich wollte man töten, weil ich den Frauen ihre Männer weggenommen habe und somit Haß und Zwietracht säte. Sie fingen und verurteilten mich, doch sie hatten etwas vergessen. Ich stand unter dem Schutz eines mächtigen Dämons, denn nur er hatte mir die Schönheit verliehen, damit ich Haß und Zwietracht unter die Menschen brachte. Als sie mich zum Schafott führten, da fiel das Beil, aber es tötete mich nicht. Mein Hals stoppte es, ich blieb auf der Guillotine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher