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0212 - Herr der roten Hölle

0212 - Herr der roten Hölle

Titel: 0212 - Herr der roten Hölle
Autoren: Jason Dark
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Dabei fragte ich mich, ob es tatsächlich noch die Peitsche war, die wir kannten.
    Ein heißer Strom schien durch meinen Arm zu laufen. Er pflanzte sich fort bis in das Schultergelenk. Es gelang mir nicht, den Arm ruhig zu halten. Er wurde geschüttelt, als liefen Fieberschauer durch ihn, und ich hatte Mühe, die Peitsche auf Abstand zu bringen.
    Suko und Glenda schauten zu. Sir James hatte seinen Körper nach vorn gebeugt und hielt weiterhin die Hände vor sein Gesicht gepreßt. Im Augenblick drang kein Laut über seine Lippen, aber sein Körper zuckte, er wurde von Krämpfen geschüttelt.
    Ich hielt das Kreuz an der Kette fest und warf es den drei Riemen entgegen.
    Treffer!
    Da schrie ich auf, denn eine feurige Lohe lief durch meinen Arm. Das Resultat zweier gegensätzlicher Kräfte, die aufeinanderprallten und von denen jeder gewinnen wollte.
    War das Kreuz stärker?
    Ja, es war!
    Die drei Riemen, stark und wie festes Leder aussehend, veränderten sich. Sie wurden stumpf und grau, wirkten auf einmal brüchig und waren schließlich nur noch läppische Anhängsel. Verdorrt und sich langsam auflösend, bevor sie zu Boden fielen und endgültig vergingen. Als kleine Staubhäufchen blieben sie liegen. In meiner Hand befand sich noch der Griff.
    Ich öffnete die Faust, und auch er fiel zu Boden, wobei er neben dem Staub liegenblieb.
    Die Dämonenpeitsche war vernichtet.
    Zwei Sekunden herrschte Stille. Selbst Sir James Powell sagte keinen Ton.
    Und Suko? Selten hatte ich sein Gesicht so gezeichnet gesehen. Da spiegelten sich Entsetzen, Nichtbegreifen und Trauer. Er hatte eine Waffe verloren, die ihm und auch mir in vielen Situationen das Leben gerettet hatte.
    Nun war sie vernichtet.
    »John!« flüsterte er, »was hast du da getan?« Seine Worte gingen mir verdammt durch, Freunde. Aber was hätte ich machen sollen? Mir war nur diese eine Möglichkeit geblieben. Die Dämonenpeitsche war völlig aus der Bahn und aus der Art geschlagen. Sie hatte genau gegensätzlich reagiert wie üblich. Sie wollte das Gute nicht verteidigen, sondern vernichten.
    Ihr wahrer Herr hatte die Peitsche umprogrammiert, und Wir waren der Gefahr im letzten Augenblick entronnen.
    So und nicht anders sah es aus!
    Das sagte ich auch Suko in wenigen Worten. Er schüttelte den Kopf und flüsterte: »Vielleicht hätte es doch eine Lösung gegeben.«
    »Möglich, aber dann wäre es unter Umständen zu spät gewesen. Daran solltest du denken.«
    Er nickte, ohne überzeugt zu sein.
    Im Augenblick jedoch war Sir James wichtiger. Der Superintendent saß vornübergebeugt auf seinem Stuhl und hielt seine Hände noch immer gegen das Gesicht gepreßt. Ich näherte mich meinem Chef und sprach ihn an.
    Er hörte meine Worte und nahm die Hände vom Gesicht weg.
    Fast hätte ich einen erschrockenen Ruf ausgestoßen. Im letzten Augenblick konnte ich mich fangen, denn durch meine Reaktion hätte ich Sir James nur noch mehr beunruhigt.
    Die Peitsche hatte ihn gezeichnet!
    Drei Riemen, wuchtig geschlagen, zeigten Spuren in seinem Gesicht, die vielleicht bleiben würden. An der rechten Wange fing es an. Es war ein langer roter Streifen, der sich von der Stirn bis zum Mundwinkel zog und bei genauerem Hinsehen einen violetten Schimmer aufwies. Der zweite Streifen hatte einen Querstrich in sein Gesicht gemalt. Er lief über die Nase und hätte fast noch die Lippen berührt. Hinzu kam der dritte Treffer. An der linken Gesichtsseite zu erkennen. Ebenso breit wie die beiden anderen, aber nicht so lang. Am Haaransatz war er abgeglitten.
    Meine Frage kam mir dumm vor, aber mir fiel wirklich nichts anderes ein. »Sir James, wie geht es Ihnen?«
    Der Superintendent hob den Kopf. Aus weit geöffneten, traurigen Augen blickte er mir ins Gesicht. »Die Schmerzen!« flüsterte er. »Sie… sie sind wie Messer, die in meine Haut schneiden.«
    Ich hörte Schritte. Glenda Perkins kam. Das Entsetzen stand noch in ihrem Gesicht. Sie war unnatürlich blaß, wie eine Tote, die man wieder ins Leben geholt hatte. Ihre Lippen zitterten, als sie fragte: »Soll ich einen Arzt holen?«
    Ich nickte.
    Glenda ging in ihr Vorzimmer und wählte eine Telefonnummer. Suko hatte sich gesetzt. Ich erfaßte mit einem schnellen Seitenblick, daß er den Kopf senkte und zu Boden starrte. Ein Blick ins Leere. Er sagte mir genug darüber aus, wie es in seinem Inneren aussah.
    Wieder schaute ich Sir James an. Sein Gesicht war zu einer Grimasse verzogen. Wo die drei Riemen die Haut getroffen hatten, gab es sie
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