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0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

Titel: 0211 - Die Nacht in der Schreckensburg
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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das geklappt hatte. Mehr war unwichtig in diesen Minuten.
    »Vor uns muß eine Treppe existieren«, wiederholte er und lenkte den Strahl seiner Stablampe in die Richtung, die ihm das Amulett genannt hatte.
    »Woher willst du das wissen?« fragte Nicole an, die nichts von Zamorras Kontaktaufnahme mit der Silberscheibe gemerkt hatte. Sie stand etwas seitlich versetzt von ihm und ließ ihre Lampe ebenfalls wandern. Schaudernd entdeckte sie ab und zu die Kadaver kleinerer Nagetiere, die den Raum zwischen dem Gerümpel ausfüllten. Ein richtiger kleiner Friedhof war das hier, aber keiner von der friedlichen Sorte wie die Bezeichnung glauben machen konnte.
    Tanja hatte sofort nach Betreten des Gebäudes Nicoles stützenden Arm abgeschüttelt, weil sie sich wieder imstande fühlte, allein zu gehen.
    »Der Ruf ist verstummt«, hatte sie ungläubig verkündet und gleich hinzugefügt: »Da stimmt doch was nicht…«
    Der Meinung waren Zamorra und Nicole auch. Wenn Sanguinus seinen Lockruf einstellte, konnte das nur Schlimmes bedeuten, nicht etwa ein endgültiges Wegfallen der Gefahr. Wahrscheinlich war er sich seiner Sache nun sicher, daß Tanja nun nicht mehr von hier verschwinden würde. Auch ohne Zwang nicht. Vielleicht mußte auch er seine Kräfte einteilen…
    Zamorra hatte auf Nicoles Frage nicht geantwortet. Jetzt sagte er: »Da vorn! Dort muß es sein!«
    Er zeigte mit dem Lampenstrahl auf einen Geröllberg, der sich mitten im Raum auftürmte.
    »Dahinter liegt die Treppe. Kommt!«
    »Wenn unser Gebieter meint«, hauchte Nicole und wartete bis sich Zamorra in Bewegung gesetzt hatte. Sie nahmen Tanja, die inzwischen ebenfalls ihre Taschenlampe eingeschaltet hatte, in die Mitte. Nicole bildete den Abschluß. Da Sanguinus es dem Anschein nach in erster Linie auf die Vampirlady abgesehen hatte, war dies die vernünftigste und naheliegendste Lösung.
    Hinter dem Steinhaufen lag tatsächlich eine Treppe. Sie war jedoch mehr ein Loch im Boden, das dem Dreiertrupp schwarz entgegengähnte, als sie sich darum herum aufstellten.
    Zamorra leuchtete hinein.
    Die Treppenstufen waren aus dem Felsen, auf dem die Burg stand, herausgehauen. Auch in ihnen lag allerlei Geröll, aber von der feineren Sorte. Hauptsächlich zentimeterdicker Staub.
    »Keine Fußspuren erkennbar«, meldete sich Nicole. »Hier scheint schon lange keiner mehr geschlafwandelt zu sein.«
    »Das sagt überhaupt nichts«, widersprach Tanja. Es war das erste Mal, daß sie sich äußerte. »Vampire hinterlassen keine Spuren, wenn sie nicht wollen.«
    »Mag sein«, lenkte Nicole ein. »Was meint der Stern des großen Meisters?« Sie schielte zu Zamorra.
    »Er denkt und schweigt«, erwiderte dieser. »Also wie ich es die meiste Zeit selbst handhabe.«
    »Aha, davon habe ich aber noch nie was gemerkt«, behauptete Nicole.
    »Dafür bist du auch nicht sensibel genug. Wohl denn«, wechselte er das Thema. »Folget mir!«
    Vorsichtig stieg er die ersten Stufen hinab, deren Ende sich trotz Lampenscheins nicht absehen ließ. Tanja und Nicole folgten.
    Plötzlich hatte Zamorra, der wieder vorausging, den Eindruck, die Umgebung würde um eine winzige Spur dunkler werden. Trotz der drei aktivierten Stablampen.
    Und im nächsten Moment stieß Nicole einen alarmierenden Schrei aus.
    Zamorra wirbelte auf dem Treppenabsatz herum. Die Lampe in seiner Hand vollzog die Bewegung mit. Ihr Strahl traf voll in Nicoles schreckgeweitete Augen.
    »Was…« brachte er noch hervor. Dann erst merkte er, was nicht stimmte.
    Tanja, die Vampir-Lady - war weg!
    Tanja blieb verschwunden!
    Für Zamorra und Nicole war das ein deprimierender Einstand, den sie der Ex-Vampirin mit ihrem Hilfsangebot geleistet hatten.
    »Vor meinen Augen«, flüsterte Nicole immer wieder. »Sie ist vor meinen Augen verschwunden! Buchstäblich ins Nichts!«
    Sie suchten die Treppenstufen und die Wände zu beiden Seiten ab, konnten aber nirgends einen geheimen Zugang entdecken, durch den die Vampir-Lady verschwunden sein könnte.
    »Magie«, murmelte Zamorra und betrachtete sinnend sein Amulett, das auf keine Weise reagiert hatte, obwohl Tanjas Verschwinden unmöglich ohne dämonischen Zauber hatte vonstatten gehen können. »Sieht so aus, als wären wir wieder mal größtenteils auf unsere eigenen Fähigkeiten angewiesen.«
    Bitter hatte seine Stimme geklungen.
    Nicole verstand sofort.
    »Schon wieder…« sagte sie betroffen. »Was nun?«
    »Weitersuchen«, entschied Zamorra. »Wo Sanguinus ist, ist auch Tanja.
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