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0210 - »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«

0210 - »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«

Titel: 0210 - »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«
Autoren: »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«
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anzulassen.
    Wahrscheinlich hoffte er, mich beim Wechseln grausig übers Ohr zu hauen. Ich durfte einsteigen.
    Nachdem der Mann sich einmal entschlossen hatte zu fahren, fuhr er, als handele es sich nicht um eine Autofahrt, sondern um…
    Sie wissen schon… um einen Stierkampf.
    Die Stadt Cascarez lag ein paar Meilen vom Flugplatz entfernt am Meer. Ihre weißen Häuser zogen sich an der Küste hin und bepflanzten die grünen Hänge der Berge mit sanften Tupfen.
    Das Hotel El Montallido lag nicht am Strand. Es lag in der Altstadt, im Gewirr enger Straßen und Gassen. Der Fahrer stoppte den Wagen vor einem schmalen weißen Haus mit geschlossenen Fensterläden. Er bearbeitete die Hupe. Sie dröhnte in der engen Gasse wie die Posaune von Jericho, aber niemand schien sich darum zu kümmern. Mein Fahrer wandte sich mir zu, zuckte die Schulter sehr ausdrucksvoll und erklärt: »Siesta.«
    Ich stieg aus und gab ihm eine Fünf-Dollar-Note. Er fuhr so rasch ab, dass ich nur mit Mühe den Koffer noch aus dem Wagen reißen konnte.
    Ich schob mich durch den schmalen Eingang in das Hotel. Die Halle war dunkel und so kühl, dass ich fröstelte. Kein Mensch war zu sehen.
    Ich ging zur Empfangstheke und bearbeitete den Klingelknopf. Ich hörte, wie die Klingel durch das Haus schrillte, aber es kam niemand.
    Ich ließ mich in einen der Korbsessel fallen und zündete mir eine Zigarette an. Noch bevor ich sie aufgeraucht hatte, tauchte hinter der Empfangstheke ein Mann so plötzlich auf, als sei er aus dem Boden geschossen.
    »Sie wünschen?«, fragte er in knarrendem Englisch.
    Ich warf die Kippe in den Aschenbecher und ging zu dem Mann hinüber.
    Der Kerl war dürr wie eine Zaunlatte, sein Gesicht erinnerte an eine vertrocknete Zitrone. Sein Blick war merkwürdig starr und unbestimmt. Später bekam ich heraus, dass er ein Glasauge hatte.
    »Ich möchte ein Zimmer«, sagte ich. »Ich bin Larry Ragg aus New York.«
    Wortlos schob er mir ein Anmeldeformular hin.
    »Ich bin Larry Ragg«, wiederholte ich. »Muss ich das ausfüllen?«
    »Natürlich, Mister Ragg«, knarrte er. »Es ist eine polizeiliche Vorschrift.«
    Also schrieb ich in das Formular hinein, dass ich Larry Ragg hieße, in Detroit geboren sei und mich zum Zweck des Tourismus in Cascarez für eine längere Zeit aufzuhalten gedächte.
    »Danke«, sagte Mister Glasauge und nahm das Formular an sich. »Sie können Zimmer 6 im ersten Stock haben. Ich zeige es Ihnen.«
    Er begleitete mich die Treppe hinauf. Anscheinend ging alles wie in einem normalen Hotel vor sich, nur hielt er es nicht für nötig, meinen Koffer zu tragen.
    Das Zimmer war überraschend sauber. Ich hatte Schlimmeres erwartet und atmete erleichtert auf. Es gab sogar eine Dusche. Die vorgezogenen Fensterläden tauchten den Raum in Dämmerlicht.
    »Zufrieden?«, erkundigte sich der Portier.
    »In Ordnung«, antwortete ich. »Ich nehme es.«
    Um seinen eingekerbten Mund huschte ein Lächeln, als wolle er andeuten, es hinge nicht von mir ab, ob ich das Zimmer nähme oder nicht. So lautlos, wie er hinter der Empfangstheke aufgetaucht war, verschwand er wieder. Ich wollte abschließen', musste aber feststellen, dass die Tür weder einen Schlüssel noch einen Riegel besaß. Ein völlig normales Hotel schien El Montallido doch nicht zu sein.
    Ich zog die Jacke aus und hing sie über einen Stuhl. Auf dem Nachttisch stand ein Telefon, aber es war zwecklos, von hier aus die Nummer anzurufen, die man mir in New York gegeben hatte. Ich hätte es vom Flughafen aus tun können, aber ich wusste nicht, ob ich nicht vom ersten Schritt an beobachtet worden war und hielt es für richtiger, einen günstigen Augenblick abzuwarten, um mich anzumelden.
    Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen und legte mich auf das Bett. Die Hitze lag mir noch in den Knochen. Ich passte mich anscheinend sehr rasch den Landesgewohnheiten an, denn im Handumdrehen schlief ich ein.
    ***
    Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich als erstes den Rücken eines Mannes. Er hielt meine Jacke in den Händen, kramte sehr ungeniert darin herum, holte die Brieftasche heraus, warf die Jacke nachlässig über den Stuhl und interessierte sich für den Inhalt der Brieftasche. Ein zweiter Mann stand an der Tür. Er stocherte mit einem Finger tief hinten in seinem Gebiss und blickte dabei gelangweilt gegen die Decke.
    »Häng wenigstens die Jacke wieder anständig auf«, sagte ich ruhig.
    Der Mann drehte sich um, während der Zähnestocherer seiner Tätigkeit so
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