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0209 - Ein Souvenir aus der Hölle

0209 - Ein Souvenir aus der Hölle

Titel: 0209 - Ein Souvenir aus der Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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des Wagens auch keine Entdeckung zu befürchten.
    Und daß er nicht angehalten wurde, dafür sorgte er schon durch äußerst korrektes Fahren.
    Er überlegte, wie es weitergehen sollte. Die Señorita besaß die Macht, ihn zu schützen. Wenn sein Gesicht per Fahndungsfoto um die Welt ging, würde es nicht schwer fallen, es medizinisch zu verändern. Es wäre nicht das erste Mal gewesen…
    Außerdem hatten ihn allenfalls Zamorra, seine Partnerin und ihr Komplize, dieser Fitzpatrick, richtig erkannt. Und die würden sich hüten, allzu viel auszusagen. Und selbst wenn… alle Spuren waren leicht zu verwischen. In dem anderen Hotel war er unter falschem Namen gewesen, und es würde sehr, sehr schwer fallen, ihm eine Verbindung nachzuweisen. Jos erkannte, daß er sich keine schweren Gedanken zu machen brauchte. Wenn Zamorra den Schuß überlebte, hatte er die nächsten zehn Jahre andere Dinge zu tun, als vor Gericht auszusagen.
    Jos schwenkte schließlich vom Highway ab und rollte über die immer noch breite Nebenstraße direkt auf die Insel zu. Irgendwo wurde die Straße dann schmaler, schlechter und schien einfach aufzuhören.
    Da begann das Privatgelände von Felicitas St. Albatros, auf dem Fremde ohne besondere Einladung nichts verloren hatten. Da begann der künstliche See mit der künstlichen Insel und mit den Krokodilen.
    Und da lag das weiße Boot am Steg vertäut, das gebetene Gäste hinüber bringen würde und zu dem Jos einen Schlüssel besaß.
    Einen von zweien. Den zweiten besaß die Señorita.
    Jos klopfte leicht auf die Tasche, in der er im Kunststoffetui den Ring mit dem gefährlichen Diamanten bei sich trug. Sein Auftrag war erfüllt.
    Dennoch wurde er das Gefühl nicht los, daß unsichtbare Augen ihn unentwegt anstarrten.
    Mit dem Boot fuhr er in die Nacht.
    ***
    »Was gedenken Sie jetzt zu unternehmen?« fragte der Beamte von Interpol, der Zamorra, Nicole und Perkins am Flughafen erwartet hatte. »Dürfen wir uns den Burschen endlich kaufen?«
    Perkins wechselte einen schnellen Blick mit Zamorra.
    »Haben Sie ihn noch unter Beobachtung?« fragte der Parapsychologe.
    »Wir wissen, wo er steckt. Und er dürfte unsere Beobachtung nicht bemerkt haben, oder ich will nicht mehr Simpson heißen. Kommen Sie mit?«
    »Wohin?« fragte Perkins.
    »Zum Hotel. Ich schätze, Sie werden übernachten wollen.«
    Zamorra tippte sich an die Stirn. »Wenn Sie uns einen schnellen Mietwagen besorgen…«
    Der Interpol-Mann ging vor den dreien her dorthin, wo eine große Limousine auf dem Flughafenparkplatz stand. »Sie wollen wirklich noch in der Nacht los? Bedenken Sie: Mister Pereira hat etwa acht Stunden Vorsprung… nein, halt, Kommando zurück. Er ist hier in Miami bei einem Juwelier gewesen. Das hat etwa viereinhalb Stunden gedauert.«
    »Also ist er dreieinhalb vor uns«, sagte Nicole. »Im Kopfrechnen war ich schon immer gut.«
    Simpson grinste. »Was er da gemacht hat, wollen Sie gar nicht wissen?«
    »Nun, er wird den Diamanten in einen Ring gefaßt haben«, vermutete Zamorra. »Was sollte er sonst dort tun? Eine Schätzung war’s bestimmt nicht.«
    Abrupt blieb Simpson stehen. »Erraten. Eine Ringfassung. Ein Ring, für den er dreitausend Dollar lässig hingeblättert hat.«
    Nicole hob die Brauen. »Nach dem letzten Kurssturz ist das ja auch nicht mehr bedeutend.«
    Simpson schnappte nach Luft. »Dreitausend Dollar«, wiederholte er.
    Nicole lächelte. Zamorras Grinsen wurde unheimlich breit, als er dem Polizisten einen weiteren moralischen Stoß versetzte: »Für Beträge in dieser Höhe pflegt meine Sekretärin Handtaschen und Blusen zu erstehen.« Und diesmal freute es ihn diebisch, sich eine solche Zahl vorzustellen, weil er diesmal nicht der Geschädigte war.
    »Sie sehen mich ein wenig fassungslos«, gestand Simpson. »Aber wie Millionäre sehen Sie nicht gerade aus.«
    Er öffnete den Kofferraum des Pontiac. »Laden Sie Ihr Gepäck ein, ich fahre Sie zum Hotel. Da können wir dann die Lage besprechen…«
    »Aber nur die«, verkündete Zamorra. »Wie gesagt, wir wollen sofort hinterher.«
    Simpson schüttelte den Kopf. »Da haben Sie aber noch eine lange Strecke vor sich…«
    ***
    Gegen Mitternacht legte das Boot am Steg der Insel an. Jos schaltete den Motor ab, warf das Tau um den Pfosten und verknotete es mit schnellen Griffen. Irgendwo im Wasser waren die Krokodile. Jos beeilte sich, über den Steg zu kommen und das Tor im Schutzzaun zu erreichen. Er öffnete es mit dem gleichen Schlüssel, der auch
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