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0209 - Die Panik kam per Telefon

0209 - Die Panik kam per Telefon

Titel: 0209 - Die Panik kam per Telefon
Autoren: Die Panik kam per Telefon
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das Leben der Kinder und der Frauen…
    Am Himmel glitzerten Sterne. Ich sah es erst jetzt, nachdem sich meine Augen allmählich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Eine leichte Nachtbrise strich über das schier endlose Feld. Weit draußen verlor sich die Lichterkette in winzigen, kaum noch erkennbaren Pünktchen. Drüben im Flughafengebäude brannten die Lichter. Oben im Glasturm der Flugsicherung flackerten die bläulichen Zeichen auf einem Radarschirm.
    Jetzt war die Gruppe nur noch zehn Schritte von uns entfernt.
    »Packt mal alle mit an!«, sagte Phil halblaut. »Das verdammte Ding muss doch aufzukriegen sein.«
    Er sagte es gerade so laut, dass es Trooger vielleicht noch eben hören konnte. Ich verstand sofort seine Absicht. Wenn wir uns alle mit dem Kofferraumdeckel beschäftigten, hatten wir einen Grund, warum wir ihnen bis zur letzten Sekunde den Rücken zuwenden konnten.
    Wir zwängten uns nebeneinander an das Heck des Wagens. Es federte auf und nieder, als wir immer wieder an dem abgeschlossenen Deckel zerrten.
    Das Mädchen hatte aufgehört zu weinen. Auch die Frauen waren still geworden. Es war eine gespenstische Prozession, die sich langsam zu uns heranschleppte. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Mrs. Baker in den Knöcheln umknickte. Sie trug Schuhe mit hohen Absätzen und konnte auf dem Rasen nicht gut gehen.
    Jetzt waren sie nur noch fünf Schritte entfernt. Ich fühlte, wie mir beißender Schweiß in die Augen lief. Mein Herz schlug so laut, dass ich glaubte, sie müssten es hören.
    In sinnloser Anstrengung wuchteten wir am Deckel des Kofferraumes. Hoch und nieder, hoch und nieder wippte das Heck des Autos.
    Sie waren noch drei Schritte von uns entfernt. Die Frauen blieben stehen. Warum gingen sie nicht weiter? Lieber Gott, warum kamen sie nicht einfach um den Wagen herum? Warum blieben sie denn stehen? Mit Faddisi und Trooger in ihrem Rücken?
    Phil neben mir ließ auf einmal den Deckel los. Er ging auf die den Frauen abgewandte Wagenseite. Was hatte er vor?
    »Ihr werdet doch wohl den Kofferraum aufkriegen, he?«, sagte Trooger. »Oder wollt ihr das viele Geld drinlassen?«
    Dryer knurrte ein Schimpfwort. Seine Stimme klang so verzerrt wie die eines Mannes, der alle seine Kräfte angespannt hat. Trooger kicherte. Er kam einen Schritt heran.
    Ich schätzte die Entfernung. Sie konnte höchstens zwei Yards betragen.
    Lautlos holte ich Luft. Auf einmal merkte ich, dass mir eiskalt war. Innerlich.
    »Na also, strengt auch an, damit wir nicht so viel Zeit verlieren!«, knurrte Trooger.
    Ich ließ den Deckel los und machte einen Schritt rückwärts, während ich mir gleichzeitig mit einem pfeifenden Seufzer über die Stirn wischte.
    Aber eine Zehntelsekunde später schoss ich auch schon auf dem Absatz herum. Meine Hand vollendete den Kreis von der Hüfte an der Stirn vorbei und krachte auf Troogers Handgelenk, während ich mit der linken den Jungen heftig zur Seite stieß.
    Troogers Pistole wirbelte in die Dunkelheit. Der Junge rief etwas. Mrs. Baker stieß einen spitzen Schrei aus und kippte nach vorn weg. Das Mädchen warf die Hände in einer sinnlosen Gebärde hoch in die Luft und schrie unaufhörlich, in einem schrillen, heiseren Diskant.
    »Cotton!«, gurgelte Trooger.
    Seine Stimme hatte nichts Menschliches mehr. Er stürzte auf mich zu. Ein mörderischer Hieb traf mich genau auf den Gürtel. In meinem Magen explodierte etwas, das mich in Stücke zu reißen schien.
    Trooger hämmerte auf mich ein, irrsinnig, rasend, ziellos. Wie ein ablaufendes Uhrwerk trommelten seine Fäuste. Ich konnte nichts mehr sehen, nichts mehr hören, kaum noch etwas fühlen. Aber ich hing an ihm wie eine Klette und ließ nicht los.
    »Jerry!«, gellte eine Stimme.
    Ich konnte nicht unterscheiden, ob sie ganz weit weg oder ganz nahe war. Ich hörte sie nicht einmal richtig mit vollem Bewusstsein. Es war mir nur so, als ob ich sie hörte.
    Mein ganzer Körper brannte. In meinem Gehirn schoss ein roter Blitz zu einer grellen Explosion auseinander. Mein Atem ging pfeifend.
    »Nun lass doch endlich los«, sagte jemand und zerrte an meinen Fingern. Es hörte sich wie die Stimme eines Bekannten an. »Jerry, lass los. Es ist alles okay! Oh, Mensch, Junge, es ist doch alles in Ordnung! Die Frauen sind okay! Das Mädchen ist okay! Und der Junge auch! Jerry, alter Junge, verstehst du denn nicht? Lass ihn los! Lass doch los, Jerry…«
    Das musste Phil sein, sagte etwas in meinem Gehirn, ganz weit hinten. Phil war mein Freund. Er
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