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0208 - Die sieben Leben des Vampirs

0208 - Die sieben Leben des Vampirs

Titel: 0208 - Die sieben Leben des Vampirs
Autoren: Werner Kurt Giesa
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identifizieren.«
    »Vielleicht… vielleicht steckt aber auch etwas anderes dahinter«, überlegte sie. »Mir gehen die sieben Särge nicht aus dem Kopf! Warum sind es ausgerechnet sieben, und warum kann ich mich nicht mehr erinnern, aus welchem dieser sieben Särge der Vampir stieg?«
    »Du solltest dir darüber nicht den Kopf zerbrechen«, schlug Zamorra vor. »Viele Dinge erledigen sich von selbst. Kommst du mit, eine Runde Schwimmen?«
    Sie kam. Unter Zamorras Regie war Château Montagne schon vor längerer Zeit umgebaut worden. Vor fast tausend Jahren hatte einer von Zamorras Vorfahren, der geheimnisumwitterte schwarze Magier Leonardo de Montagne, Schloß Montagne an dieser Stelle errichten lassen und dabei eine geglückte Synthese aus Prunkschloß und Festung geschaffen. Die Burgmauer mit Graben und Zugbrücke existierte heute noch, und Zamorra hatte nicht versäumt, sie in die weißmagische Abschirmung mit einzubeziehen, die das Schloß wie eine nahezu undurchdringliche Glocke umgab. Hinter dem Château befand sich innerhalb des »Festungsbereiches« eine Art hängender Garten mit einem nachträglich eingerichteten Swimming-Pool, dessen Außenverglasung bei gutem Wetter per Knopfdruck zu entfernen war und der zum Teil ins Innere des Haupthauses ragte, bei geschlossener Verglasung also Hallenbadcharakter besaß. Daran schloß sich das Fitneß-Center an, in dem Zamorra dafür sorgte, daß seine körperliche Kondition nicht nachließ.
    Wie jeden Tag, an dem er nicht irgendwo auf Reisen war, trainierte er auch an diesem Vormittag faste eine Stunde an verschiedenen Kraftmachern, bis er schließlich beschloß, noch vor dem Mittagessen die Post durchzusehen, die Nicole bereits bereit gelegt hatte.
    Der Nachricht des Druiden Gryf widmete er besonders viel Zeit und las den Text sorgfältig durch. Gryf war ein schreibfauler Hund, aber er schaffte es immer wieder, mit zehn Worten einen ganzen Roman wiederzugeben.
    »Krakow?« überlegte Zamorra. »Klingt russisch… ach, er hat ihn ja auch in Rußland erwischt«, und der Meister des Übersinnlichen war geneigt, Gryf ein wenig zu beneiden, weil er als Druide in keinem Fall Paßprobleme hatte. Mit Hilfe seiner Magie war er einfach im Land, wenn es erforderlich war, und brauchte dazu nicht einmal Flugzeug oder Eisenbahn.
    »Wie gefährlich könnte der Mann der Welt werden, wenn er auch nur einmal in die Versuchung käme, seine Macht zu mißbrauchen«, murmelte Zamorra und dachte an die vielen Vertreter der Schwarzen Magie, die immer versuchten, Menschen zu beherrschen und denen es entgegen zu treten galt.
    »Wer? Krakow? Aber der ist doch tot«, sagte Nicole, die neben Zamorra auf der Lehne seines Schreibtischsessel hockte und ihm über die Schulter sah.
    »Nein, Gryf…«
    Nicole lachte. »Der doch nie… achttausend Jahre lang hat er nie nach weltlicher Macht geschielt, warum sollte er es in den nächsten tausend Jahren tun? Sein Silbermond-Erbe hindert ihn doch daran!«
    Im Druiden Gryf ein Wesen zu sehen, das bereits seit über achttausend Jahren lebte, fiel schwer, wenn man den Druiden vor sich sah mit dem Aussehen eines Zwanzigjährigen, mit seinem unbekümmerten Lachen und dem wilden Haarschopf, der nie einen Kamm gesehen zu haben schien, und deshalb sah Zamorra Nicole im ersten Augenblick fragend an, bis er sich entsann, daß Gryf ja wirklich alles andere war als ein Normalsterblicher. Gryf alterte einfach nicht.
    Zamorra las den Brief zum vierten Mal. Gryf war einem Hinweis nachgegangen, in dem von einem Uralten die Rede war, der sich von Menschenblut ernä hrte und in der sibirischen Taiga sein Unwesen trieb. Gryf hatte ein paar Nomadendörfer abgeklappert und war schließlich auf Krakow gestoßen, der wirklich ein Uralter sein konnte. Gryf hatte den Hauch der Vergangenheit in ihm gespürt.
    Zwölf Menschenalter hat er bestimmt auf dem Buckel, sieht aber nicht so aus, hatte Gryf geschrieben. Aber als ich ihn mit dem Silberstab pfähle, zeigt er als Toter sein wahres Alter.
    Langsam wollte Zamorra den Brief jetzt zusammenfalten, als Nicoles Ausruf ihn daran hinderte.
    »Warte… da stimmt doch etwas nicht«, sagte sie.
    Zamorra blickte fragend auf.
    »Wann hat Gryf den Burschen erledigt?« fragte sie.
    Um das zu erfahren, mußte Zamorra auf den »magischen« Poststempel schauen, und weil Gryf von heute geschrieben hatte, mußte das der Tag des Geschehens gewesen sein. »Vor einer Woche, Nici…«
    Nicole holte tief Luft und zog ihr Stupsnäschen kraus. »Vor einer
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