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0208 - Die sieben Leben des Vampirs

0208 - Die sieben Leben des Vampirs

Titel: 0208 - Die sieben Leben des Vampirs
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Bill. »Soll ich schon mal bei der NASA nach dem günstigsten Starttermin fragen?«
    »Ich brauche keine Rakete«, erwiderte Zamorra kopfschüttelnd.
    »Und wie willst du zum Mond kommen?«
    Der Parapsychologe sah zu der Silberscheibe empor, die gerade wieder frei lag.
    »So«, sagte er und war verschwunden.
    ***
    Zamorra selbst war am meisten überrascht, daß es ihm gelungen war. Er hatte nicht einmal damit gerechnet, als er dem Amulett den magischen Befehl gab, ihn dorthin zu bringen, wo sich auch der Vampir Krakow jetzt befand.
    Und doch war es geschehen.
    Er begriff es selbst nicht, auf welche Weise er versetzt worden war. Es war weder eine Teleportation noch der verwandte zeitlose Sprung, wie ihn die Druiden vom Silbermond beherrschten.
    Es war etwas anderes, das er nicht erklären konnte. Aber das Amulett war schon immer für besondere Überraschungseffekte gut gewesen.
    Der Meister des Übersinnlichen blieb stehen und sah sich um.
    Er befand sich in einer Grotte, die mit Särgen gefüllt war. Mit sieben Särgen, die in einer langen. Reihe standen. Hinter jedem Sarg brannte eine schwarze Kerze, und der unruhige, flackernde Schein erleuchtete die Grotte. Ohne sich zu bewegen, versuchte Zamorra die Wände abzutasten. Er setzte magische Kraft dazu ein.
    Woher kam diese Kraft? Als er mit Luzifer sprach, hatte er geglaubt, unter der Gewalt der höllischen Energien vergehen zu müssen. Doch es war, als hätte er sich blitzschnell wieder davon erholt und seine Kräfte erneuert.
    Oder war es ganz anders? Verfügte das Amulett über weitaus stärkere Kräfte, als es bis heute zu erkennen gegeben hatte?
    Aber warum versagte es dann neuerdings hin und wieder einfach seinen Dienst, in Augenblicken, in denen Zamorra am wenigsten damit rechnete?
    Jetzt schien es stärker denn je!
    Und diese Stärke, diese magische Kraft, mit der er die Grotte auslotete, verriet ihm, daß hinter den Steinmauern nichts mehr war. Es mußte ein winziges Mini- Universum sein, in dem eigene Gesetzmäßigkeiten galten, die dem Vampir nach jedem seiner Tode eine Wiedergeburt ermöglichten.
    Nach jedem seiner Tode…
    Sieben Leben hatte Luzifer ihm versprochen, und sieben Särge sah Zamorra vor sich, die sieben, von denen das Mädchen Ulrica und auch Nicole geträumt hatten. Sieben schwarze, glänzende Särge, von denen sechs verschlossen waren.
    Der siebte war offen - und leer!
    Krakow war nirgends zu sehen. Aber er mußte in dieser Grotte jenseits des Mondes verschwunden sein. Lag er in einem der verschlossenen Särge?
    Zamorra bewegte sich. Er verließ seinen Standort, den Punkt, an dem er aus dem Nichts entstanden war. Der erste in der Reihe der verschlossenen Särge war sein Ziel.
    Er löste die Verschlüsse und klappte den Deckel hoch.
    Eine mumifizierte, verdorrte Gestalt, faltig und braun, starrte ihn aus eingetrockneten Augäpfeln an.
    Krachend flog der Sargdeckel wieder zurück. Der zweite Sarg! In ihm fand Zamorra das gleiche Bild. Wieder eine verdorrte Mumie, die einmal der Vampir Krakow gewesen war!
    Sieben Leben… sieben Särge… und Zamorra brauchte die anderen Särge nicht mehr zu öffnen, weil er wußte, daß in jedem ein Scheinbild Krakows lag. Auch im sechsten! Im sechsten lag der Krakow, der vom Lichtspeer des Amuletts vor ein paar Minuten vernichtet worden war!
    »Ein Leben hat er noch«, murmelte der Dämonenjäger und ging jetzt langsam auf den siebten, den geöffneten Sarg zu. Der Deckel war geöffnet und so hoch geklappt, daß er Zamorra im Augenblick den direkten Blick ins Innere versperrte.
    Das Amulett in der Hand, umrundete Zamorra den Sarg.
    Der war nicht mehr leer!
    Auf rotem Samt lag eine hagere, hochgewachsene Gestalt, die jetzt langsam die Augen öffnete: Krakow! Ein neuer Körper, ein neues Leben aus Luzifers Hand, soeben entstanden!
    Krakow öffnete die Lippen, spitze Eckzähne traten hervor.
    »Herzlich willkommen!« zischte er.
    ***
    Der Vampir war bestürzt. Gerade noch knapp durch den Schutz Luzifers entkommen, hatte er geglaubt, sich in Ruhe regenerieren zu können, um dann den Standort zu wechseln und irgendwo anders sein siebtes Leben zu führen. Er hatte beschlossen, von seinen Prinzipien abzuweichen und auf seine Rache zu ve rzichten.
    Diese Truppe aus Geisterjägern war ihm über. Er konnte gegen sie nur verlieren. Dreimal hatte er verloren in kürzester Folge. Sein siebtes Leben aber wollte er auskosten.
    Es war sein letztes!
    Und dann fühlte er entsetzt, daß er in der Grotte nicht mehr allein war.
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