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0208 - Die sieben Leben des Vampirs

0208 - Die sieben Leben des Vampirs

Titel: 0208 - Die sieben Leben des Vampirs
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht ständig zu tragen. Hier wurde es in einem besonders abgesicherten Safe aufbewahrt.
    Nachdenklich betrachtete der Parapsychologe und Dämonenjäger die fremdartigen Hieroglyphen der Silberscheibe, die noch nie jemand zu entziffern vermocht hatte. Er legte das Amulett unter den Brief des Druiden und strahlte einen konzentrierten Gedankenimpuls ab.
    Das Amulett fing den gedanklichen Befehl auf und trat in Aktion.
    Nicole stand am Fenster und sah zu, wie Zamorra die Aktion vorbereitete. Er durfte jetzt nicht gestört werden. Die weiße Magie begann allmählich, zu wirken.
    Zamorra versank in Halbtrance. Er konzentrierte sich auf das, was er mit Hilfe des Amuletts erreichen wollte: etwas Unsichtbares sichtbar machen!
    Die Schrift flimmerte leise und schien sich vom Papier abzuheben. Zamorra reagierte nur unterbewußt. Es gab also doch etwas, was magisch verankert war! Etwas, was Gryf vielleicht nicht einmal gewollt hatte, was sich aber ohne ein Zutun auf den Brief übertragen hatte.
    Die Buchstaben verschwammen, verformten sich, nahmen ein neues Aussehen an. Zamorra fühlte nicht, daß ihm der Schweiß auf die Stirn trat. Auch wenn das Amulett in der Lage war, seine schwachen magischen Fähigkeiten unglaublich zu verstärken - er war es, der diese Verstärkung steuern mußte, der die Kraft lenkte. Und dies erschöpfte ihn rasch.
    Seine Hände begannen leicht zu zittern, als die Linien klarer wurden Gestalt annahmen. Nicole sah es vom Fenster aus und trat jetzt näher, um ihrem Geliebten und Chef wieder über die Schulter zu sehen.
    Zamorra wurde schwächer. Er hatte anfangs nicht gedacht, daß es ihn so anstrengen würde, aus dem Brief mehr heraus zu lesen als offenkundig sichtbar war. Aber er gab jetzt nicht auf.
    Es war so weit!
    Auf dem Papier zeichnete sich ein Bild ab. Eine Zeichnung, die ein Gesicht wiedergab. Das Gesicht des Vampirs, den Gryf vor gut einer Woche vernichtet hatte. Das Gesicht Krakows.
    Da stieß Nicole einen überraschten Schrei aus.
    Die Konzentration zerflatterte. Das Bild erlosch. Die Zeichnung wurde wieder zur Schrift, zu den Sätzen, die Gryf niedergeschrieben hatte. Zamorra schreckte aus seiner Halbtrance hoch.
    »Was soll das?« fragte er. Beruhigt registrierte er, daß er sich das Bild des Vampirs eingeprägt hatte.
    »Dieses Gesicht«, sagte Nicole.
    »Was ist damit?«
    »Es ist der Vampir, den ich in meinem Traum gesehen habe«, stieß sie hervor. »Ich bin vollkommen sicher. Heute nacht habe ich von Krakow geträumt!«
    ***
    Krakow verlor keine Zeit. Noch in der gleichen Nacht, in der sein fünftes Leben begann, spie der Vollmond ihn wieder aus, und er jagte mit schnellem Schwingenschlag durch die Nacht einem neuen Ziel entgegen. Er hatte ein ne ues Jagdrevier eröffnet, denn es war falsch und gefährlich, am gleichen Ort weiter zu machen, an dem er sein Ende gefunden hatte. Die Menschen könnten mißtrauisch werden.
    Das war in den vergangenen Leben seine Stärke gewesen. In jedem neuen Leben hatte er in einer anderen Gegend gewirkt, in einem anderen Land, weit, weit fort von seinem früheren »Jagdrevier«. In seinem ersten Leben war er irgendwo im Balkan gewesen - wo genau, hatte er längst vergessen. Sein zweites Leben hatte ihn nach Südamerika geführt, sein drittes nach Indien und das vierte in die Taiga.
    Sein fünftes Leben begann in Deutschland, in einem der dichtest besiedeltesten Gebiete dieses Landes. Hier waren viele Menschen, deren Blut er trinken konnte. Unter ihnen konnte er untertauchen. Die Masse würde ihn schützen. Und hier konnte er auch am besten seine Falle aufbauen.
    Krakow begann damit, seinen Köder vorzubereiten. Irgendwie würde er Gryf eine Nachricht zuspielen. So hatte er es immer getan, und er hatte Gryf richtig eingeschätzt. Der Druide war nicht nur ein Vampirhasser, sondern auch ein Schürzenjäger.
    Mit seiner Vampirmagie hatte Krakow es in seinen Gedanken gelesen.
    Und Krakow sandte in den Nächten seine Träume aus. Die Träume des Vampirs. Er hatte den Köder erkannt und bereitete ihn vor. Ein schönes Mädchen, auf das Gryf hereinfallen mußte.
    Und dann, wenn Gryf da war, konnte er ihn töten.
    In der letzten Nacht kam Krakow selbst, das Opfer zu schocken. Doch ehe er eine Nachricht an Gryf aussenden konnte, um ihn auf das Mädchen aufmerksam zu machen, kam der Morgen, und Krakow mußte sich zurückziehen.
    Aber es kam nicht auf einen Tag an.
    Gryf war ihm sicher und mußte seiner Rache unweigerlich zum Opfer fallen.
    So war es dreimal
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