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0205 - Gangster zahlen auch mit Blei

0205 - Gangster zahlen auch mit Blei

Titel: 0205 - Gangster zahlen auch mit Blei
Autoren: Gangster zahlen auch mit Blei
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Lust, beim ersten Schimmer mit Kugeln gespickt zu werden.
    Vorsichtig stieß ich mich von der Tür ab und ging langsamen Schrittes in die Diele hinein. Diese Holzhäuser sind alle mehr oder weniger nach dem gleichen Schema gebaut, und ich kam sechs oder sieben Schritte vorwärts, bevor ich gegen einen Stuhl rannte und ihn umstieß.
    Das Möbel polterte auf den Boden, in der Stille wirkte der Krach so laut, als sei eine Bombe explodiert. Fast in der gleichen Sekunde hörte ich einen unterdrückten Schrei und rasche Schritte. Ich stieß den verdammten Stuhl mit dem Fuß zur Seite und rief: »Halt! Hände hoch! FBI!«
    Nichts rührte sich, aber jetzt hörte ich deutlich das heftige Atmen eines Menschen. Ich wusste, mit wem ich es zu tun hatte. Schon die Schritte hatten mir gesagt, dass sich eine Frau im Haus befand.
    Ich ging weiter, eine Hand vorgesteckt, ertastete eine Öffnung, hörte wieder die hastigen Schritte, dann andere Geräusche, und plötzlich sah ich den helleren Nachthimmel in dem Rechteck eines Fensters schimmern und davor im Schattenriss die Gestalt einer Frau, die im Begriff war, aus dem Fenster zu springen.
    Ich startete quer durch den Raum, stieß mir die Schienenbeine an Möbeln, gegen die ich rannte, kam aber doch noch rechtzeitig genug, um die Frau zu erwischen, bevor sie abspringen konnte.
    Ich riss sie von der Fensterbank herunter.
    Sie wehrte sich, stumm und verbissen, aber ich ließ nicht los, schleifte sie zurück in den Raum und zischte sie an: »Seien Sie vernünftig! Geben Sie endlich auf! Ist Brack im Haus?«
    Sie wehrte sich nicht mehr. Sie wurde schlaff in meinem Arm.
    »Nein«, sagte sie leise. »Er ist nicht hier.«
    Ich fühlte, dass sie nicht log. Sie resignierte, und wer sich verloren gibt, sagt gewöhnlich die Wahrheit.
    Ich sah zu, dass ich ihr Handgelenk erwischte und zog sie zum Eingang des Zimmers. Irgendwo dort musste der Lichtschalter sein, und ich fand ihn. Das Licht flammte auf. Ich sah mich, wie ich erwartet hatte, Liz Saywer, Jim Bracks Freundin gegenüber.
    Ich gab ihr Handgelenk frei. Sie wankte zum nächsten Sessel, ließ sich hineinfallen und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Ich ging durch den Raum und verschloss das Fenster. Dann inspizierte ich mit einem raschen Blick die wenigen anderen Räume des ebenerdigen Hauses. Niemand befand sich darin.
    Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich Liz Saywer gegenüber.
    »Wo ist Brack?«, fragte ich.
    Sie nahm die Hände vom Gesicht. Sie sah bleich und übernächtig aus. Ihre Augen waren von dunklen Rändern umschattet.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie tonlos.
    »Nehmen Sie Vernunft an, Miss Saywer«, sagte ich geduldig. »Brack hat vier Menschen auf dem Gewissen. Sie haben so lange zu ihm gehalten, dass die Richter streng fnit Ihnen umgehen werden. Machen Sie es nicht noch schlimmer, indem Sie sich weiter vor ihn stellen. Es ist doch alles zwecklos. Er ist verloren, glauben Sie mir.«
    Sie starrte an mir vorbei gegen die Wand. Erst nach einer Weile flüsterte sie: »Ja, es ist alles zwecklos. Ich weiß es.«
    »Wo ist er?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Damals, als Sie in die 34th Street kamen, um mich zu verhaften, und dann ihm und mir die Flucht gelang, brachte er mich in ein kleines Hotel, das sich für die Namen und Papiere seiner Bewohner nicht interessiert. Er sagte, ich solle dort bleiben, nicht tagsüber auf die Straße gehen. Er würde mich holen, wenn alles vorbei wäre, aber er kam nicht. Er rief nicht einmal an. Ich wurde fast verrückt in dem hässlichen Zimmer. Dann, vor drei Tagen rief er ganz früh am Morgen an. Der Hotelbesitzer fluchte schrecklich, weil ihn der Anruf aus dem Bett geworfen hatte, und er drohte mir bereits mit der Polizei. Jim nannte mir die Telefonzelle, zu der ich kommen sollte. Er wartete dort in einem Wagen auf mich. Er sah schrecklich aus, wie ein gehetztes Tier. Ich musste das Steuer übernehmen, während er sich im Fond zusammenkauerte. Er nannte mir die Adresse, zu der ich fahren musste.«
    »Welche Adresse war das?«
    »132nd Street«, sagte sie tonlos. »Ich ging in das Haus und holte einen Mann herunter, der…«
    »Hieß der Mann Cecil Bones?«
    Sie nickte müde. »Ja, so hieß er. Ich musste ihm Jims Worte ausrichten.«
    »Wiederholen Sie die Worte.«
    »Wenn er nicht sofort käme, würde Jim zu ihm kommen, und das wäre schon John Lund und Steven Warden schlecht bekommen.«
    »Er reagierte darauf?«
    »Ja, er war nicht einmal angezogen, als ich an seiner Tür
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