Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0205 - Der Tiefsee-Schrecken

0205 - Der Tiefsee-Schrecken

Titel: 0205 - Der Tiefsee-Schrecken
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
mit der durchtrainierten Sportlerfigur, dem man seinen akademischen Titel nicht ansah, verließ das Schlafzimmer und schritt über den weichen Teppich des Korridors davon.
    Mit einem Satz war Nicole Duval wieder aus dem Bett. Nackt wie Eva vor der Erfindung des Feigenblattes hastete sie hinter ihm her und holte ihn ein, griff nach seinem Arm.
    »Sag mal, spinnst du? Wenigstens antworten dürftest du! Was hast du vor?«
    Er blieb stehen und sah sie an. Sah in ihre braunen Augen, in denen winzige goldene Tüpfelchen leuchteten, die sich jetzt in einem langsamen, faszinierenden Prozeß etwas vergrößerten. Augen, an denen er sich normalerweise kaum satt sehen konnte.
    »Eine Frau hat geschrien«, behauptete er fest. »Ich weiß es! Und wenn es nicht hier draußen war, dann vielleicht weit entfernt… und ich habe es irgendwie wahrgenommen.«
    Nicole nickte schwach. Sie wußte um die Para-Gaben, die ihren Geliebten und Chef auszeichneten. So, wie er es jetzt darstellte, hatte die Sache wirklich Hand und Fuß. Es konnte sein, daß er den Schrei einer Frau auf telepathischem Woge wahrgenommen hatte.
    Einem Traum ähnlich…
    »Und jetzt will ich versuchen, festzustellen, woher dieser Schrei kam«, sagte er.
    Nicole nickte abermals und küßte seine Wange. Jetzt war er wieder normal, fand sie. Er hatte sich beruhigt.
    Sie folgte ihm in sein Arbeitszimmer. Ein knappes Händeklatschen ließ die Beleuchtung aufflammen. Nicole wußte, daß es jetzt so schnell keine Ruhe mehr geben würde.
    Sie ahnte, daß sich ein neuer Fall entwickelte…
    ***
    Art Spencer hatte seine Funkbude verlassen, als er die Schreie hörte, die von oben kamen. Das Gepolter, den Lärm. Fanden da oben Kämpfe statt?
    Er wollte und konnte es nicht glauben. »Deine Fantasie geht mit dir durch«, murmelte er im Selbstgespräch, während er die schmale Eisentreppe nach oben hastete. Während die Passagierabteilung im Luxus schwamm, war alles, was dem technischen Personal als Arbeitsplatz Vorbehalten war, denkbar einfach eingerichtet. Spencer wußte, daß die ESMERALDA bald gegen ein modernes Schiff eingetauscht werden sollte und weinte dem Kahn nicht nach. Vielleicht bekam er dann endlich einen besser eingerichteten Arbeitsplatz.
    »Himmel, was machen die da oben?« stieß er hervor, weil das Poltern und Dröhnen und die Schreie kein Ende nehmen wollten.
    Er erreichte das Oberdeck. Gerade, als er sich auf den Gang schwang und einen Blick durch die Verglasung aufs freie Deck werfen wollte, flog vor ihm krachend die Tür auf.
    Zwei Gestalten stürmten herein.
    »Zutritt verbo —«
    Das Wort blieb ihm im Hals stecken.
    Das waren keine Passagiere. Ein pestartiger, fauliger Gestank wehte Spencer entgegen. Fassungslos sah er die beiden Männer an, die unheimlich schnell auf ihn zukamen.
    Männer?
    Die waren sie einmal gewesen. Zerfressen die Körper. Zerfetzt die Kleidung. Wasserleichen! Aber solche, die lebten!
    Und wie sie lebten!
    Und in ihren Köpfen leuchtete etwas.
    Mit einem Schrei warf sich Art Spencer herum und stürmte die Treppe hinunter. Er überlegte nicht erst lange. Für einen Karnevalsscherz ging das hier viel zu weit, außerdem war es nicht die richtige Jahreszeit. Und dieser faulige Gestank nach Salzwasser und Verwesung!
    Das war verdammt echt!
    Art Spencer gehörte noch zu den alten Seefahrern, die an den Klabautermann glaubten. Und gleich zwei Klabautermänner stürmten jetzt hinter ihm her die Treppe hinunter.
    Als er den Kopf wandte, sah er, wie eine der Gestalten unscharf wurde. So, als wolle sie sich verflüchtigen oder unsichtbar werden.
    Ein Überfall! schrie es in ihm. Daher der Lärm von oben!
    Er hatte seine Funkbude erreicht. Die Tür davor war aus massivem Eisen. Knallend flog sie in die Fassung. Spencer drehte den Schlüssel zweimal herum.
    Jetzt sollten die beiden Wasserleichen zusehen, wie sie hereinkamen.
    Ruhiger werdend, schwang sich Spencer auf seinen Schemel. Das Funkgerät stand auf Empfang. Mit einem Handgriff schaltete er es auf Sendung.
    In dieser Hinsicht war die ESMERALDA modern eingerichtet. Die Positionsdaten brauchte er nur von einer Anzeige abzulesen und gab sie sofort durch.
    »Mayday… M.S. ESMERALDA ruft Mayday…« Und mit hastig hervorgesprudelten Worten jagte er einen Bericht über den Überfall in den Äther.
    Er sprach noch, als die Tür aufhörte zu existieren.
    ***
    Auf dem Oberdeck erstarrte ein Cyborg mitten in der Bewegung. Sein Kristall, der sich anstelle des Gehirns im geöffneten Schädel befand,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher