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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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dieses Geschäft auf eigene Rechnung. Ich glaube nicht, daß Sam Lieser so ahnungslos ist, wie er gestern tat. Er steckt oft mit Lindner zusammen.
    Fitzgerald Combers.
     
    Ich ließ den Brief sinken.
    Phil hatte mir über die Schulter geblickt und den Text mitgelesen. Jetzt rieb er sich übers Kinn und nagte an der Unterlippe. Dann ging er an die Wand, wo der große Stadtplan hing, fuhr mit dem Zeigefinger über das Straßengewirr und kam zurück zum Schreibtisch. Er nahm den Telefonhörer und wählte eine Nummer.
    »Hier spricht das FBI«, hörte ich ihn gleich darauf sagen. »G.-man Decker am Apparat. Mit wem spreche ich? — Aha. Also hören Sie mal zu, Sergeant. Zu Ihrem Revier gehört doch die 182. Straße? — Ja, da muß es ein Lokal von Reynold geben — ja, von dem Reynold, der überall seine Kneipen hat. Jetzt hören Sie zu! In diesem Lokal arbeitet ein gewisser Fitzgerald Combers. Wir müssen mit diesem Mann unauffällig in Verbindung treten. Ich dachte mir die Sache so: Schicken Sie einen von Ihren Streifenbeamten dorthin und lassen Sie den Mann Folgendes erzählen: Ihr hättet auf dem Revier einen verdächtigen Mann festgenommen, der sich nicht ausweisen kann. Er behauptet aber, der Kellner Combers könnte ihn identifizieren. Deshalb müßte Combers mal auf einen Sprung mit zu euch ins Revier kommen. Sobald er da ist, rufen Sie uns an. Verlangen Sie G.-man Decker, sobald sich unsere Zentrale meldet. Aber machen Sie ein bißchen Druck hinter die Sache, damit wir um neun nicht immer noch auf Ihren Anruf warten. Einstweilen vielen Dank!«
    Phil legte den Hörer auf und sah mich fragend an:
    »Na, wie habe ich das gemacht? In zehn Minuten oder in einer Viertelstunde wissen wir, ob Combers noch wohlauf ist oder nicht. Aber ich nehme an, er wird sich ein paarmal entschuldigen, alles widerrufen — natürlich weil man ihm 'den Mund mit Geld zugepflastert hat — und seine Beobachtungen einen Irrtum nennen. Du kannst dir inzwischen schon überlegen, wie du unsere Schachpartie eröffnen willst. Laß dir mal was Neues einfallen.«
    Das war kein schlechter Vorschlag.
    Ich vergaß den ganzen Dienstbetrieb, grübelte stumm vor mich hin und erdachte und verwarf die verrücktesten Eröffnungszüge. Auch Phil bereitete sich auf unsere Partie vor. Er studierte eine Schachaufgabe in der Zeitung.
    Um zehn vor sechs blickte ich zufällig auf die Uhr.
    »He!« sagte ich erstaunt. »Es ist schon fast eine Stunde vergangen! Wollen sich die Gentlemen vom Revier überhaupt nicht mehr melden?«
    Phil sah ebenfalls auf die Uhr, schüttelte den Kopf und streckte gerade die Hand nach dem Hörer aus, als das Telefon anschlug.
    Phil meldete sich. Es wurde ein einseitiges Gespräch, denn Phil gab nur geknurrte Laute von sich, bis auf sein »Vielen Dank, das war alles«, am Schluß des Gesprächs. Er ließ den Hörer auf die Gabel zurückfallen und preßte einen Augenblick die Lippen hart aufeinander. Ala er kurz darauf den Kopf hob, erklärte er:
    »Aus dem Schach wird wohl nichts werden. Jetzt haben wir nämlich eine dumme Geschichte am Hals: Combers, so behauptet ein Mann im Lokal, der anscheinend der erwähnte Lieser ist, also Combers hätte sich heute früh wie üblich um zehn Uhr zwanzig zum Frühstück in die Küche zurückgezogen. Er sei danach nicht wieder im Lokal erschienen.«
    »Soll das heißen, daß er spurlos verschwunden ist?«
    »Genau das. Wenigstens sagt das dieser Lieser.«
    ***
    »Guten Abend«, sagte ich artig und zog den Hut. »Wir möchten gern Mr. Combers sprechen. Mr. Fitzgerald Combers.«
    Die alte Dame, die in der Tür stand, erklärte würdevoll:
    »Sie sprechen von meinem Sohn. Leider ist er noch nicht zu Hause.«
    »Das ist aber schade«, entgegnete ich. »Kann er noch in der Bar sein?«
    »Das nehme ich an. Seit er heute früh zur Arbeit ging, hat er sich noch nicht wieder gemeldet. Manchmal kommt es vor, daß er länger arbeiten muß. Vielleicht versuchen Sie Ihr Glück einmal in der Bar. Wenn Sie ihn nicht antreffen sollten, müssen Sie schon Ihren Besuch wiederholen, meine Herren. Kann ich meinem Sohn etwas bestellen?«
    »Nein, vielen Dank, Ma’am! Entschuldigen Sie die Störung.«
    Wir grüßten und traten den Rückzug an. Ich spürte, daß uns die alte Dame nachsah. Als wir wieder in meinem Jaguar saßen, fragte Phil:
    »Was hältst du von der Geschichte?« Ich zuckte die Achseln:
    »Weiß nicht. Aber wenn dieser Combers da einer dicken Sache auf die Spur gekommen sein sollte, gebe ich für sein
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