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0204 - Herr der Grünen Hölle

0204 - Herr der Grünen Hölle

Titel: 0204 - Herr der Grünen Hölle
Autoren: Rolf Michael
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Schlangenmäuler öffneten sich. Giftzähne blitzten. Ein Zischen wie aus einem Nest voll Kobras schlug an Professor Zamorras Ohr.
    Der Dämon war noch nicht wehrlos.
    ***
    Es war mehr eine Art Reflex, der Professor Zamorra dazuveranlaßte, die Arme hochzureißen. Und diese, von seinem Körper rein mechanisch ausgeführte Bewegung bewahrte ihn vor einem entsetzlichen Schicksal.
    Aus den Zähnen der Schlangen zischten ihm durchsichtige Fäden entgegen. Es war wie Speichel, aber auf eine besondere Art kristallig-grün schillernd.
    Denn den Giftnattern, die hier die Finger des Höllendämon bildeten, hatten auch in Wirklichkeit die Fähigkeiten der Tiere, die auf Erden den lautlosen Tod geben.
    Eine tödliche Substanz schoß dem Parapsychologen entgegen. Und nur die Tatsache, daß er geistesgegenwärtig sein Gesicht mit dem Arm schützte, rettete ihn davor, daß ihn die tödliche Substand voll im Gesicht traf.
    Der Marsch durch den weglosen Dschungel hatte überall seine Spuren am Körper hinterlassen und sicherlich wäre das lebensraubende Gift durch eine kleine Schürf- oder Kratzwunde in die Blutbahnen gelangt.
    Ein wütendes Gebrüll ließ Professor Zamorra ahnen, daß ein Angriff des Dämon nicht den gewünschten Erfolg gezeigt hatte. Und er brauchte nur den unteren Teil seines linken Jackenärmels zu betrachten. Das häßliche Sekret glitzerte in der Sonne. Der Parapsychologe wußte, daß im Wutrausch eine Schlange ihr Gift auch spritzen konnte.
    Nun aber schienen die Schlangen ihr Gift verloren zu haben. Zwar züngelten sie weiter, aber die Haltung des Dämons schien unsicher geworden zu sein.
    Langsam wich Huitzilopochtli zurück. Der Thron, auf dem er gerade noch in all seiner Größe residiert hatte, polterte rückwärts zu Boden. Und die Eingeborenen sahen ihr Idol, dem sie generationenlang Verehrung gezollt hatten, die Flucht ergreifen. Langsam zwar, aber es war immerhin Flucht.
    Mit langsamen, gemessenen Schritten, ohne sich zu überhasten, ging der Parapsychologe auf ihn zu.
    Wie eine Minisonne pulsierte das Amulett auf der Brust des Professors. Eine Welle ungreifbarer Energie jagte auf Huitzilopochtli zu, Energie, deren tödliche Ausstrahlung ihn halb wahnsinnig vor Angst machte.
    Er war wirklich nur einer von den unteren Dämonen, ohne besondere Kräfte. Und mit seinen Schlangenfingern hatte er schon den einzigen Trumpf ausgespielt, den er Zamorra gegenüber hatte. Denn das gefletschte Jaguargebiß konnte er nicht einsetzen. Es bestand die Gefahr, bei einem Nahkampf mit dem Amulett in Berührung zu kommen. Der Dämon gab sich keinen Illusionen hin, daß dies sein Ende bedeuten mußte.
    »Asmodis, hilf!« kreischte er in höchster Not. »Hilf deinem treuen Diener!«
    Aber nur seine Ohren hörten das abgrundtiefe, höhnische Gelächter, das der Fürst der Finsternis für ihn übrig hatte. Der Höllengebieter hatte von seinem Erzfeind eine gute Vorstellung geliefert bekommen, fasziniert hatte Asmodis den Kampf mit den Schlangen beobachtet.
    Der Stärkere hatte gesiegt. Und daß der Stärkere Professor Zamorra war, nun, fast hätte es Asmodis bedauert, wenn es nicht so gewesen wäre. Wenn sein großer Widersacher von einer unbedeutenden Figur aus dem Reich der Tiefe beiseite geräumt worden wäre.
    Der Dämon hatte hoch gepokert - und verloren.
    Mit Schwund, sagte sich Asmodis immer wieder, mußte man rechnen. Jeder Schachspieler opfert schon mal eine Dame, warum er nicht einen Bauern, jeder Skatspieler verwirft schon mal eine blanke Zehn, warum er nicht eine Pik Sieben.
    Was scheren einen Feldherm die Einzelschicksale. Das Endprodukt, der Sieg ist entscheidend. Die Schwarze Familie verlor wieder eines ihrer Mitglieder! Mochte sie! Es waren ihrer noch viele, weit mehr, als der Sinn des sterblichen Menschen erfassen kann, die unter dem Szepter der Höllenfürsten dienten. Und die nur darauf warteten, ihre Loyalität für Satan unter Beweis zu stellen. Und die Zahl derer, die unter der Höllenpforte hindurchschritten, war in dieser Zeit des Unglaubens, der Gottesleugnung und anderer Laster größer als zu allen anderen Zeiten.
    Asmodis nahm die Spielfigur ›Huitzilopochtli‹ von seinem Spielbrett. Der Dämon war verloren, so oder so.
    »Narr! O du gewaltiger Narr!« hörte Huitzilopochtli die vor Hohn triefende Stimme seines Gebieters aus der Tiefe.
    »Du hast einen Fehler gemacht, nur einen Fehler zwar - aber gegen einen Gegner, der Zamorra heißt, ist ein Fehler schon zuviel, kann eine kleine
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