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0203 - Blizzard über New York

0203 - Blizzard über New York

Titel: 0203 - Blizzard über New York
Autoren: Blizzard über New York
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Bereitschaftsraum. Dort legte ich mich auf eine Pritsche, vom Heulen des Sturmes um die Hausecken in den Schlaf gewiegt.
    ***
    Nach etwa vier Stunden wurde ich aus dem Schlaf gerüttelt. Auch ich blicke nicht sehr intelligent in die Welt, wenn ich aus den schönsten Träumen gerissen werde.
    »Schau nicht so geistreich aus der Wäsche«, meinte Phil. »Komm schon zu dir, und dann raus aus der Falle. Der Chef verlangt nach uns.«
    Ich tappte unter die Dusche. Phil organisierte inzwischen Kaffee, zum Schneiden dick, ein paar Butterbrote zwischen die Zähne, dann war ich fit. Gemeinsam trabten wir die Treppen hoch, der Lift hatte immer noch Pause, zum Chef-Office.
    Mr. High sah sehr übernächtigt aus, ebenso sein Besucher, ein Herr mit einer randlosen Brille und dem typischen Aussehen eines Gelehrten.
    Der Chef stellte uns Professor Gardner vor. Der Wissenschaftler begann sogleich mit seinem Vortrag: »Ich will mich möglichst kurz fassen und Sie nicht mit wissenschaftlichen Einzelheiten langweilen. Die Auswertung des Tonbands ergab, dass der Sprecher ganz ohne Zweifel aus dem Erie Country stammt, genauer aus der Gegend der Niagara-Fälle, höchstwahrscheinlich sogar aus Buffalo oder der nächsten Umgebung. Seine ganze Ausdrucksweise deutet darauf hin, dass er ein College besucht hat. Ich möchte noch weitergehen, das ist aber nur eine vage Vermutung von mir, und sagen, dass er am D’Youville College in Buffalo von Professor Garland unterrichtet wurde. Zufällig kenne ich Garland sehr gut und weiß, dass er, wie es bei Professoren häufig der Fall ist, bestimmte stereotype Redewendungen gebraucht, die nicht selten übernommen werden. Ich denke hierbei an die teilweise ganz unsinnige Redewendung ›Übrigens, was ich noch sagen wollte‹, die der Gangster verschiedentlich verwendet hat. Ich rate Ihnen, eine Tonbandkopie an Professor Garland zu schicken und diesbezüglich bei ihm anzufragen. Soviel ich weiß, hat er ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Vielleicht erinnert er sich an einen Schüler mit einer derartigen Stimme.«
    »Das erscheint mir reichlich unwahrscheinlich«, meinte der Chef. »Der College-Besuch des Gangsters kann Jahrzehnte zurückliegen. Seitdem hat sich seine Stimme doch erheblich geändert.«
    »Sagen Sie das nicht, Mr. High«, wandte der Sprachforscher ein. »Die Grundtöne einer Stimme, verändern sich nicht. Die Stimme ist zur Identifizierung einer Person genauso brauchbar und eindeutig wie Fingerabdrücke und die Handschrift. Zum Charakter des Verbrechers wäre zu sagen, dass er an Minderwertigkeitskomplexen leidet, die er durch Eitelkeit und Brutalität auszugleichen sucht. Aus diesem Grund dürfte er gefährlicher sein als ein Mann, dessen Rücksichtslosigkeit anlagebedingt ist, da dessen Rohheit nicht von einem eiskalten Intellekt gesteuert wird. Das Alter des Sprechers schätze ich auf mindestens vierzig und höchstens fünfzig Jahre. Das ist alles, was ich aus dem Tonband entnehmen konnte.«
    »Halten Sie es nicht für möglich, dass der Mann seine Stimme verstellt hat?«, fragte ich zweifelnd.
    »Ganz ohne Zweifel hat der Sprecher versucht, seiner Stimme einen anderen Klang zu geben. Aber die Grundcharakteristika einer Stimme lassen sich genauso wenig verbergen wie bei einer verstellten Handschrift. Ich möchte sogar behaupten, dass bei einem längeren Gespräch, wie es der Verbrecher ja geführt hat, eine verstellte Stimme unter Umständen mehr verrät als eine natürliche. Die Grundmerkmale brechen dann umso stärker durch.«
    Der Chef hatte sich während des Vortrags Notizen gemacht. Nun bedankte er sich bei dem Professor für seine Bereitwilligkeit, mitten in der Nacht das Tonband auszuwerten, und verabschiedete ihn.
    Nachdem Gardner gegangen war, meinte Phil: »Wäre das ein Glück, wenn der Professor recht hätte. Dann brauchten wir nur beim D’Youville College anzufragen, und wir wüssten den Namen und einiges mehr von dem Gangster.«
    Der Chef trat an die große Wandkarte und vermaß die Entfernung.
    »Nach Buffalo sind es immerhin dreihundert Meilen Luftlinie. Es wäre eine einfache Sache wenn wir einen Boten mit dem Tonband zu Professor Garland schicken könnten. Aber bei diesem Wetter«, er blickte zum Fenster hinaus in den tanzenden Wirbel der Schneeflocken, »müssen vermutlich sogar die Vögel zu Fuß gehen. Mit dem Eisenbahnverkehr ist auch nicht viel los. Wir könnten im günstigsten Fall morgen früh Bescheid aus Buffalo haben. Das ist ärgerlich!«
    »Spannen wir doch die
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