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0202 - Die Rache der Toten

0202 - Die Rache der Toten

Titel: 0202 - Die Rache der Toten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kerr meinte. »Und?«
    Der Inspektor erhob sich, ging zum Kleiderständer und griff nach dem Mantel. Londons Nächte waren kühl.
    »Vier Wagen«, verlangte er. »Bereitschaftspolizei. Volle Mannschaft. Ich zeichne später ab. Es geht jetzt um Sekunden. In einem der Wagen Platz für mich.«
    Er verließ das Büro nach einem Kuß auf Babs’ Wange. Das Mädchen, das er liebte, glitt zum Schreibtisch und nahm den Telefonhörer ab, um Hausverbindungen zu wählen. Sie gab Kerrs Anweisungen an die Bereitschaft weiter. Sie fragte nicht, woher Kerr seine Gewißheit nahm. Sie wußte, daß er anders war, daß in ihm etwas schlummerte, das der menschliche Verstand nicht zu begreifen vermochte.
    Kerr war ein Druide.
    Minuten später glitten vier schwere Wagen aus dem Innenhof des Polizeigebäudes. Noch zuckten die Blaulichter nicht, noch blieben die Alarmglocken stumm, Inspektor Kerr hoffte, daß sie ohne auskamen, um das Wild, das er jagte, nicht vorzeitig zu vergraulen.
    Dennoch jagten die Wagen mit unzulässig hoher Geschwindigkeit durch die nächtlichen Straßen der Millionenstadt. Babs hatte die schnellsten Fahrzeuge geordert, die verfügbar waren.
    Die schwarzen Jaguar-Wagen rasten durch die Dunkelheit. Ein Wettlauf gegen die Zeit hatte begonnen.
    ***
    »Asmodis!« stieß Leonard Ring betroffen hervor, als er die Gestalt wiedererkannte, die ihn am Tag zuvor besucht und die Anweisungen erteilt hatte.
    Der Teufel, Fürst der Finsternis. Herr der Schwarzen Familie oder wie auch immer man ihn nennen mochte, trat um seine Leibwächter herum, die Teri Rheken wieder zum Altar zerrten und neben dem reglosen Gryf niederzwangen. Beim Anblick des Druiden stieß sie einen gellenden Schrei aus.
    »Wenn man nicht alles selbst macht«, knurrte Asmodis grimmig. Aus seiner Stirn ragten die typischen Hörner hervor, und der Schweif mit der dreizackigen Spitze peitschte wild. Asmodis hatte die typische Gestalt dessen mit dem Bocksfuß angenommen, die man hier von ihm zu sehen erwartete.
    »Euch Narren wäre sie glatt entwischt«, zischte Asmodis. »Ich beginne an deiner Zuverlässigkeit Zweifel zu hegen, Leonard Ring.«
    »Ein Feind kam dazwischen«, wagte Ring aufzumucken.
    »Ach was, Feind«, knurrte Asmodis abfällig. »Ein kleiner Druide, der schon viel zu lange lebt und sich unheimlich wichtig nimmt. Es ist gut, wenn er stirbt. Das Blut und das Leben beider wird mich mehr kräftigen als ursprünglich erwartet.«
    Der Sinn der letzten Worte blieb den Teufelsanbetern verborgen, nicht aber Teri, die den Worten Asmodis’ entsetzt gelauscht hatte. Die Chance zur Flucht – wie gewonnen, so zerronnen. Es hatte nur einen winzigen Aufschub gegeben, mehr nicht. Zu wachsam war der Fürst der Finsternis gewesen.
    Und durch ihr und Gryfs Blut würde er wieder erstarken. Die Gesetze der Magie würden seine beim Schließen des Weltentores verbrauchten Kräfte durch das Blutopfer schneller regenerieren.
    »Fahre fort«, sagte Asmodis hämisch. »Mich dünkt, ihr wäret unterbrochen worden.«
    Leonard Ring war erleichtert, daß der Dämon kein Strafgericht über ihn und die anderen verhängte. Er trat wieder an den Altar. Zuerst das Mädchen, so sollte es sein. Abermals hob sich der Dolch.
    Eine andere Hand legte sich um sein Gelenk. Eine Teufelsklaue.
    »Warte noch eine Sekunde«, sagte Asmodis. »Es gibt etwas zu sagen.«
    Und aus dem Nichts entstand über dem Altar das Gesicht eines alten, weißbärtigen Mannes, dessen Augen im Feuer der Ewigkeit funkelten.
    Teri kannte das Gesicht.
    Es gehörte Merlin.
    ***
    Die starken Zwölfzylindermotoren der Wagen erstarben flüsternd. Längst waren die Scheinwerfer verloschen, kein Lichtfunke konnte das Nahen der Wagen mehr verraten.
    Sie rollten aus.
    »Leise«, schärfte Kerr den anderen Beamten ein, während er sich aus dem Wagen schwang. »Seitenschneider mitnehmen! Lautlos und schnell. Es geht um Sekunden.«
    In jedem der Wagen blieb nur ein Mann als Fahrer zurück. Fünfzehn Männer scharten sich um Inspektor Kerr. Eine Taschenlampe flammte auf.
    »Kein Licht!« zischte Kerr.
    Die Männer glitten durch die Nacht, ihrem Ziel entgegen. Hoffentlich , dachte Kerr mit wachsender Verzweiflung, je mehr Zeit verstrich, kommen wir nicht zu spät!
    ***
    »Ich gebe dir eine letzte Chance«, sagte Asmodis laut. Die Teufelsanbeter ringsum erstarrten. Sie wußten mit dem Geschehen nichts anzufangen, waren nicht in die Hintergründe eingeweiht. Die kannte nur Teri andeutungsweise.
    Über dem Blutaltar schwebte in
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