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020 - Die Blutgraefin

020 - Die Blutgraefin

Titel: 020 - Die Blutgraefin
Autoren: Hugh Walker
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nehmen. Komm schon!«
    Ich klingelte, da das Tor abgeschlossen war.
    »Aber, warum, Alf? Macht ihr … eine Seance?«
    »Nein, mein Liebling.«
    »Was dann?«
    Schritte näherten sich dem Tor. »Ich möchte nicht darüber reden, solange ich mir nicht sicher bin.«
    »Hängt es mit der Bathory zusammen?«
    »Ja«, gab ich zu. »In gewisser Weise.«
    »Ist es gefährlich?«
    Ein Schlüssel knirschte im Schloss. Die Tür ging knarrend auf, und ich war einer Antwort enthoben, worüber ich dankbar war.
    Madame begrüßte uns herzlich. Sie schien nicht einmal erstaunt darüber, dass ich nicht allein kam. Sie bot uns Tee und Kuchen an. Sie war aufgeregt. Auch Ornella entging das nicht.
    Madame wusste natürlich nicht, dass ich Ornella nicht eingeweiht hatte. Ich fand keine Gelegenheit, es ihr allein zu sagen. So bekam Ornella nach und nach mit, worum es ging.
    Gegen elf führte uns Madame in einen der Räume im Parterre, wo ich den Augenblick abwarten sollte. So nah dem Keller musste ich die Schreie gut hören, wenn sie wieder begannen.
    Ich bat Madame um einen Schlüssel für das Zimmer, denn ich wollte sichergehen und Ornella einschließen, wenn ich in die Gewölbe hinabstieg. Madame brachte mir nicht nur einen Schlüssel, sondern auch eine kleine Gaspistole.
    »Gegen Geister«, meinte sie, »wird sie nicht viel ausrichten, Herr Clement, aber sie knallt ziemlich laut, und das verschafft Ihnen vielleicht eine Schrecksekunde, wenn Sie doch in Schwierigkeiten kommen sollten. Ihre anderen Sachen, die Sie gestern dabeihatten, liegen dort auf dem Tisch.«
    Während ich die Sachen überprüfte, Streichhölzer, Messer –
    eine Taschenlampe hatte sie neu gekauft, wofür ich sehr dankbar war, denn das hatte ich vergessen, sagte sie ernst: »Sie wissen ja, wie ich darüber denke, Herr Clement. Wenn es wirklich nur ein Mörder ist, glaube ich nicht, dass er das noch einmal wagen wird, nachdem Sie ihn da unten überrascht haben. Wenn es tatsächlich wieder geschieht, müssen Sie sich sehr in acht nehmen. Sie nehmen doch Fräulein Rehmer nicht mit nach unten?«
    »Nein, Madame«, erwiderte ich.
    »Es war sehr dumm von Ihnen, sie mitzubringen. Sie ist in Gefahr.«
    »Ja, das weiß ich, Madame. Sie haben recht. Beantworten Sie mir eine Frage. Ist es möglich, dass Ornella während der Seance von einem der Teilnehmer hypnotisiert wurde – einen posthypnotischen Befehl erhielt?«
    »Haben Sie Anzeichen davon bemerkt?« fragte sie scharf.
    Ich zuckte die Achseln. »Ich bin mir nicht sicher. Sie ist verändert. Es gibt Stunden, an die sie keine Erinnerung hat, in denen sie aber eine ganze Menge tat. Sie hat das Gefühl, dass etwas sie lockt …«
    »Die Gräfin«, flüsterte Madame bleich.
    Ich schüttelte den Kopf. »Sehen Sie, Madame, so viel Macht gestehe ich den Toten nicht zu. Sie glauben also nicht, dass einer Ihrer Freunde …«
    »Nein«, erwiderte sie entschieden. »Ich würde es wissen.«
    Ich nickte. »War nur so ein Gedanke. Vielleicht hat das alles nichts zu bedeuten. Aber ich glaube, dass Ornella am sichersten in meiner Nähe ist – selbst in diesem Haus.«
    »Ja. Sie haben recht, wenn Sie sie nicht allein lassen. Und ich werde auf sie aufpassen, während Sie unten sind.«
    »Noch etwas«, sagte ich, als sie sich zum Gehen wandte.
    »Wenn diese Schreie nicht aufhören und ich in einer halben Stunde nicht zurückgekommen bin, dann werden Sie die Polizei verständigen! Kann ich mich darauf verlassen?«
    »Ja«, sagte sie hastig.
    Ich sah Ornella an. »Du wirst sie daran erinnern!«
    Sie nickte bleich.
    Ich fühlte mich nicht besonders wohl bei dem Abenteuer, das ich vorhatte, aber es gab keinen anderen Weg. Ich war plötzlich froh, dass ich Ornella hier hatte. Sie würde dafür sorgen, dass eine Menge Hebel in Bewegung gesetzt wurden, wenn ich da unten in eine Falle tappte. Madame war eine nette alte Dame, aber so ganz traute ich ihr nicht. Alle Spiritisten waren heikel, wenn ihre Fähigkeiten in Gefahr kamen, in ein falsches Licht zu geraten. Und wenn erst die Polizei hier war, mochte das sehr wohl der Fall sein.
    Als sie schließlich ging, bestürmte mich Ornella mit Fragen, aber ich gab ihr ausweichende Antworten. Natürlich kam ich nicht umhin, ihr zu sagen, dass wir seltsame Schreie gehört hatten, die an die Seance erinnerten, und dass ich einen seltsamen Zusammenhang zwischen der aufgefundenen Leiche des Mädchens und den Schreien vermutete. Aber ich verschwieg ihr, was ich letzte Nacht bereits entdeckt hatte. Den
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