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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels
Autoren: Adrian Phoenix
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im Innersten jeder dunklen Blüte erklang.
    »Verdammt.« Er hatte es falsch gemacht. Schmerzen pochten hinter seinen Augen. »Das hatte ich nicht geplant.«
    »Geplant oder nicht«, sagte Von, »das ist nichts, wozu ein Nachtgeschöpf in der Lage ist. Ich habe noch nie davon gehört. Musst du von deinem Vater haben, nehme ich an.«
    »Nehme ich auch an.«
    Von drehte Dante sanft zu sich. »Wie geht’s deinem Kopf?«, fragte er.
    Dante zuckte die Achseln und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. Blut verteilte sich auf seiner Haut. »Gut.«
    Der Nomad schob seine Sonnenbrille auf die Stirn, zog eine Braue hoch und betrachtete ihn ein wenig zweifelnd. »Aha«, sagte er und setzte die Brille dann wieder auf.
    Dante warf einen Blick auf den Steinengel mit dem Mitternachtsstrauß. »Warum?« Er nickte in Richtung der Gebete, die zu dessen Füßen lagen. »Weshalb beten die Sterblichen so? Was wollen sie damit zuwege bringen?«
    Von strich sich über den Oberlippenbart, während er überlegte. »Schwer zu sagen«, erwiderte er. »Es gibt massenhaft Gründe. Manche beten vielleicht für Freunde oder Verwandte, die es gerade brauchen. Andere bitten um Schutz oder Erfolg oder wollen von einer Krankheit geheilt werden. Wer weiß. Es gibt unzählige Gründe.«
    Dantes Blick wandte sich wieder den Kerzen zu. Er trat einen Schritt vor und strich über eine Kette aus glatten Perlen, die von einer der beiden Flügelspitzen hing. »Hast du das auch getan? Als du noch sterblich warst? So gebetet, meine ich.«
    »Nein«, antwortete der Nomad, »und ich habe mich im Gebet auch nie an jemanden gewandt. Ich habe nur Dinge gesagt, von denen ich hoffte, dass sie dann vielleicht passieren,
wie zum Beispiel einem Freund eine sichere Reise gewünscht oder mich von jemandem verabschiedet, der gestorben war.«
    »Wer hört diese Anliegen und Verabschiedungen?«
    »Ich vergesse immer, dass du dich bei diesem Zeug so wenig auskennst.« Von schüttelte den Kopf. »Wer die Anliegen und Verabschiedungen hört? Der Sprecher selbst«, sagte er nachdenklich, »und man hofft, dass das, was von Herzen kommt, auch irgendeine Art von Macht hat. Die Macht zu schützen, die Macht, die Ohren eines Toten zu erreichen. Etwas Ausgesprochenes oder etwas, das man sich ganz stark wünscht, nimmt im Herz eine Form an. Gewinnt an Form … wird irgendwie greifbar und real.«
    »Wird greifbar und real«, wiederholte Dante. »Was ist mit den Verabschiedungen?«
    »Verabschiedungen können den Schmerz heilen. Oder zumindest lindern.«
    Das muss kein Abschied für immer sein.
    Heathers Worte erklangen leise in Dantes Erinnerung. Er sah sie vor sich: regennasses tiefrotes Haar, dunkler Trenchcoat, kornblumenblaue Augen, mit denen sie in ihn hineinblicken konnte. Sie mochte FBI-Agentin sein, aber sie war auch eine Frau mit einem großen Herzen und einem stählernen Willen. Ihm fiel ein, was er ihr geraten hatte: Lauf so weit weg von mir, wie du kannst.
    Das hatte sie getan, und jetzt war sie wahrscheinlich in Sicherheit.
    Zumindest vor ihm. Aber war sie auch vor dem FBI sicher? Sie war in Washington einem hässlichen Geheimnis auf die Spur gekommen. Jetzt war sie zwischen der Wahrheit und ihren verdammten Pflichten als Agentin gefangen. Sie saß ohne Rückendeckung in ihrer Heimatstadt Seattle fest. Aber nicht mehr lange.
    Die Tournee entlang der Westküste endete mit zwei Gigs in Seattle, gefolgt von zwei Wochen Auszeit, ehe es weiterging.
Trey hatte längst Heathers Anschrift ausfindig gemacht, indem er in die Onlinedaten der Straßenverkehrsbehörde von Seattle eingedrungen war.
    Leichter, als einen Urlauber in der Bourbon Street über den Tisch zu ziehen, Tee-Tee.
    Dante ließ die Mardi-Gras-Kette los. Die Perlen schlugen sacht gegen den Steinflügel. Er drehte sich zu Von. »Hast du Papier und Stift?«
    Von runzelte die Stirn. »Keine Ahnung.« Er klopfte seine Jackentaschen ab, so dass das Leder wieder knarzte. »Ich hoffe, du hast nicht vor, mir was zu diktieren oder so.« Er holte einen Einwegkuli aus der Innentasche.
    Dante nahm den Stift, während der Nomad eine zerknüllte Rechnung aus der vorderen Tasche seiner Jeans zog und sie ihm ebenfalls reichte.
    Dante kauerte sich auf den Weg vor dem Steinengel und legte das glatt gestrichene Blatt Papier auf seinen Schenkel, der in einer Lederhose steckte. Er schrieb sein Gebet auf die Rechnung und fragte sich, ob es tatsächlich bewirken konnte, dass jemand beschützt wurde oder ob es an die Ohren der Toten
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