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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels
Autoren: Adrian Phoenix
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nie um eine verfickte Entschuldigung gebeten. « Dante rieb sich die Schläfen und schloss die Augen. Nichts sah richtig aus. Verwischt. Falsch. »Ich bitte dich auch jetzt nicht darum. Hör auf, mich zu bedrängen! Lass mich einfach in Ruhe finden, was ich suche. Ich muss die Wahrheit kennen, sonst wird mich die Vergangenheit nie loslassen.«
    »Die Wahrheit ist nie so, wie man sie gerne hätte, Dante, und der Preis ist fast immer höher, als man glaubt. Viel höher«, sagte Lucien mit einer so tiefen Stimme, dass sie fast wie ein Klagelied klang. »Ich dachte, ich könnte dich schützen, indem ich schweige. Ich dachte, ich könnte dich verstecken und dir bei deiner Heilung helfen, damit du all die Verletzungen vergisst, die man dir zugefügt hat.«
    Dante öffnete die Augen und senkte die Hände. Ihn schützen, indem er schwieg?
    »Ich dachte, ich könnte deine Melodie verborgen halten oder es zumindest dämpfen, so dass sie niemand hört.« Lucien trat mit einem großen Schritt auf ihn zu. Sein erdiger Wohlgeruch umhüllte Dante. »Aber ich habe mich geirrt.«
    Dante richtete sich auf. Er fühlte sich plötzlich unsicher – ein Gefühl, das er in Luciens Gegenwart bisher nicht gekannt hatte. »Mich verstecken? Vor wem? Meinst du damit Bad Seed?«
    »Damals wusste ich nicht mal, dass es Bad Seed überhaupt gibt. Nein, ich habe dich vor anderen versteckt. Vor mächtigen
anderen, die dich erbarmungslos für ihre Pläne benutzen würden.«
    »Andere … wie er?« Dante wies mit dem Kopf auf den Steinengel, der am Boden kauerte.
    Luciens Blick streifte einen Augenblick lang die Statue und ruhte kurz auf dem Blumenstrauß, der noch immer in seinen Händen hin und her wehte, ehe er zu Dante zurückkehrte. »Ja, andere wie Loki. Ich habe ihn gefangen genommen, um dich zu schützen.«
    »Wirklich?«, fragte Dante leise. »Wovor?«
    »Vor den Gefallenen.«
    Luciens goldene Augen durchdrangen Dante bis ins Innerste und ließen sein Herz vor Entsetzen erstarren. »Wovon sprichst du? Warum musst du mich vor ihnen schützen?«
    »Du bist nicht nur ein Blutgeborener und ein Gefallener, mein Junge. Du bist viel mehr.«
    »Was denn?«
    »Creawdwr.« Lucien klang beinahe ehrfürchtig, während seine Augen stolz funkelten. »Du bist ein Erschaffer. Der Einzige, den es gibt.«
    Dante lief es kalt über den Rücken. Er blickte auf den Strauß, der sich noch immer leicht in Lokis Händen bewegte. »Kann ich deswegen solche Sachen tun?«
    »Ja. Du kannst entstehen lassen, was du willst. Deine Melodie trägt den chaotischen Rhythmus des Lebens in sich, und du bist auch ein Entschöpfer, kannst also eine Schöpfung auflösen.«
    Dante musste an die Szene im Center denken. Johanna Moore schreit, während sein Lied sie zerreißt. Es teilt sie in ihre Einzelteile …
    Dante wandte seinen Blick wieder Lucien zu und ballte die Hände zu Fäusten. »Seit wann weißt du das? Dass ich ein … ein Erschaffer bin?«
    »Vom ersten Augenblick an, als wir uns kennenlernten«, gab Lucien leise zu. »Dein Gesang, dein Anhrefncathl hat
mich zu dir gelockt. So wie es auch Loki anlockte. So wie es irgendwann den Rest der Elohim anlocken wird. Es sei denn, ich lehre dich…«
    »Vergiss es. Nein«, unterbrach ihn Dante mit enger Kehle. »Statt so zu tun, als wärst du mein Freund, hättest du mir einfach die verdammte Wahrheit sagen können! Damals hättest du mir anbieten können, mich etwas zu lehren. Jetzt ist es zu spät.«
    Hinter Dantes Augen schmerzte es. Auf einmal hatte er das Gefühl, durch eine zerbrochene Fensterscheibe zu schauen, denn Lucien vor ihm schien zu zerbrechen und sich zu vervielfältigen. In den vielen Facetten, aus denen Luciens Antlitz nun zu bestehen schien, zeigte sich Besorgnis. »Mein Kind …«
    Etwas in Dante verschob sich – etwas, das vor langer Zeit kaputtgegangen war. Es bohrte sich feurig und voll heißen Schmerzes in sein Inneres. Die Welt begann, sich zu drehen, die Sterne am Himmel verwandelten sich in feine Spinnweben aus Licht, und er spürte, wie er zu fallen anfing. Er stürzte und stürzte, während Erinnerungen scharf, glatt und flüsternd in ihm auftauchten.
    Willst du für sie bestraft werden, petit? D’accord , dann lass dich bestrafen, wenn du so scharf darauf bist.
    Jetzt gibt er Ruhe. Lass ihn runter.
    Widerlicher kleiner Psycho.
    Schmerz zerrte an Dante, und vor seinen Augen wurde es nach einer Explosion weißglühenden Lichts völlig schwarz.
    Flügel schlugen.
    Dante schmeckte Blut, sauer wie
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