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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett
Autoren: 2 Romane
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Sir Jeremy nachsichtig, und im nächsten Moment war sein Freund auch wieder zurück.
    „Dort gibt es jede Menge Platz“, verkündete er. „Erlauben Sie mir bitte, es zu organisieren, Miss Lattimer, ja? Ich möchte Sie um nichts in der Welt verärgern, aber was gibt es Schöneres als eine gute Gespenstergeschichte.“ Und wieder machte er sich davon, und Jethro folgte ihm auf den Fersen. Schon begannen die Gäste sich zu überlegen, welche Geschichte man sich erzählen könnte.
    Hester betrat den anderen Salon und sah Lewis und Sarah Nugent in einer Ecke stehen, offenbar in ein ernstes Gespräch vertieft. Zaghaft lächelnd ging sie auf sie zu.
    „Gespenstergeschichten sind nicht das Thema, das ich vorgeschlagen hätte, glauben Sie mir, nach allem, was in der letzten Zeit hier vorgefallen ist. Doch Mr. Earle lässt sich nicht aufhalten, fürchte ich. Ich zähle auf Sie, meine Lieben.“ Sie hakte sich bei Miss Nugent ein, ohne auf deren Mangel an Begeisterung zu achten. „Geschichten können ja keinen Schaden anrichten, oder, Sir Lewis?“
    Er nickte hastig. „Sicher nicht. Sie dürfen sich nicht ängstigen, Miss Lattimer.“
    Mr. Earle führte inzwischen alle in die Küche. Hester spürte eine quälende Spannung, die von Miss Nugent ausging und die auch in ihr tiefe Unruhe weckte. Unwillkürlich sah sie sich nach Guy um. Was würde jetzt geschehen?
    In der Küche war alles blitzsauber, der Tisch war an die Wand geschoben worden und die Stühle in mehreren Halbkreisen angeordnet, sodass sie zur hinteren Wand und der Hintertür wiesen. Der Schrank war mit einem schwarzen Tuch verhängt, wohl um einen eventuellen Windzug fernzuhalten. Überall standen Kerzen, die den großen Raum ausreichend erhellten.
    Guy half den Leuten zu ihren Plätzen, und Hester fand sich mit ihren widerwilligen Gefährten in der Mitte der vorderen Reihe wieder.
    „Nun denn, meine Lieben“, rief Mr. Earle von dem Stuhl, den er so hingestellt hatte, dass er das Publikum sehen konnte. „Wer wird unser erster Geschichtenerzähler sein? Lord Buckland. Ich könnte mir keine bessere Geschichte für diese Gelegenheit vorstellen als die, welche Sie uns heute beim Mittagessen berichteten.“
    Guy trat aus dem Schatten heraus, in dem er gestanden hatte. Erst jetzt fiel Hester auf, dass inzwischen viele Kerzen gelöscht worden waren, und das Licht, das die übrigen verbreiteten, ließ unheimliche Schatten in der Küche entstehen. Zu ihrem Erstaunen sah Guy sie unumwunden an. „Vielleicht wird Miss Lattimer sie nicht so angenehm finden“, sagte er leise.
    Hester legte die Hand auf Sarahs, als suche sie Hilfe, und antwortete: „Was meinen Sie nur, Mylord?“
    „Wie Sie wissen, habe ich mir von Sir Lewis einige Bücher über die Geschichte dieser Gegend ausgeliehen – und im Besonderen über die Geschichte dieses Hauses.
    Daraufhin beschloss ich, die Vergangenheit von Moon House zu erforschen. Was ich herausgefunden habe, passt sicherlich in den Rahmen des heutigen Abends, aber Sie müssen mir sagen, sollte es Ihnen zu aufdringlich erscheinen.“
    Seine Zuhörer hingen an seinen Lippen. Selbst wenn Hester gewollt hätte, wäre eine Weigerung von niemandem begrüßt worden. „Ich ... ich bitte Sie, Mylord. Sie haben mich neugierig gemacht. Beginnen Sie mit Ihrer Geschichte.“ Hester war recht stolz auf ihr schauspielerisches Talent. Sie schmeichelte sich, wie eine erschrockene Gastgeberin geklungen zu haben, die zu höflich war, um ihren Gästen die Freude zu verderben.
    Guy machte es sich auf seinem Stuhl bequem, und währenddessen erloschen weitere Kerzen. Die Küche lag jetzt im Halbdunkel, erleuchtet nur von dem Feuer im Herd und den Kerzen in den beiden Ständern auf dem Fass an Guys Seite. Er hatte seinen Stuhl etwas verrückt, und nun befand sich der mit einem Tuch verhangene Schrank mit dem Geheimgang zu seiner Linken, und er selbst saß dem Publikum gegenüber.
    Was hat er im Sinn? fragte sich Hester. Sie betrachtete den Mann, den sie liebte und der ihr wie ein Fremder vorkam. Der Kerzenschein verlieh seinem Gesicht etwas Finsteres, aber seine Haltung war locker und elegant, als würde er in einem Salon seinen Tee nehmen. Dann begann er zu sprechen, und seine Stimme war vollkommen ruhig. Er unternahm keinen Versuch, Unbehagen oder Angst hervorzurufen.
    „In diesem Haus spukt es“, sagte Guy, und einige seiner Zuhörer schnappten leise nach Luft. Sie waren Wachs in seinen Händen. „Doch um wirklich mit dem Anfang zu beginnen, muss ich
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