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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein
Autoren: Elizabeth George
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verhelfen konnte. Und sie war für ihn, wenigstens eine Zeitlang, die Frau, bei der er sich wieder als ganzer Mann fühlen konnte.«
    »Glaubst du, Joy Sinclair wußte von Sydehams Affäre mit Hannah Darrow?« fragte St. James.
    »Nein, soweit war sie bei ihren Recherchen noch nicht vorangekommen. Und John Darrow war fest entschlossen, ihr keinerlei Auskünfte zu geben. Die Bemerkung, die sie beim Abendessen machte, war völlig harmlos. Aber Sydeham konnte kein Risiko eingehen. Darum tötete er sie. Und darum kam er gestern nacht nach Hampstead, nachdem Irene Sinclair am Nachmittag im Theater über die Tagebücher gesprochen hatte.«
    Deborah, die bisher schweigend zugehört hatte, fragte verwundert: »Aber er ist doch ein unheimliches Risiko eingegangen, als er Joy Sinclair tötete, Tommy. Seine Frau hätte jeden Moment in ihr gemeinsames Zimmer kommen und seine Abwesenheit bemerken können. Oder er hätte im Flur jemandem begegnen können.«
    Lynley zuckte die Achseln. »Er wußte ja, wo Joanna war, Deb. Und er kannte Robert Gabriel gut genug, um sich darauf verlassen zu können, daß der Joanna so lange wie möglich bei sich behalten würde, schon um ihr seine Männlichkeit zu beweisen. Natürlich hätte er im Flur jemanden treffen können, aber es war anzunehmen, daß sich nach der heftigen Auseinandersetzung alle in ihre Zimmer zurückgezogen hatten. Als er Joy Sinclair kurz vor eins aus Vinneys Zimmer kommen hörte, brauchte er daher nur noch ein Weilchen zu warten, um sicherzugehen, daß sie eingeschlafen sein würde.«
    Eines jedoch wollte Deborah immer noch nicht in den Kopf. »Daß er seine eigene Frau zu diesem Kerl gehen ließ«, murmelte sie verständnislos.
    »Ich nehme an, er war bereit, es zu dulden, weil sich ihm dadurch Gelegenheit bot, Joy Sinclair zum Schweigen zu bringen. Aber er war nicht bereit zu dulden, daß Gabriel sich vor versammelter Mannschaft mit seinem Erfolg brüstete. Darum wartete er, bis Gabriel allein im Theater war, und schnappte ihn sich in der Garderobe.«
    »Glaubst du, Gabriel hatte eine Ahnung, wer ihn da verprügelte?« fragte St. James.
    »Wohl kaum. Bei seinem flotten Lebenswandel gab es wahrscheinlich eine ganze Reihe von Männern, die ihn mit Freuden verprügelt hätten. Und bei einem anderen wäre er vielleicht nicht so glimpflich davongekommen; der hätte ihn womöglich totgeschlagen. Aber das wollte Sydeham auf keinen Fall.«
    »Und warum nicht?« fragte Deborah. »Er muß doch eine Riesenwut auf ihn gehabt haben, nach dem, was zwischen ihm und Joanna Ellacourt gewesen war.«
    »Das sicher, aber Sydeham war nicht dumm. Er wollte keinesfalls den Kreis der Verdächtigen verkleinern.« Lynley schüttelte den Kopf. Sein Ton, als er weitersprach, drückte seine Beschämung aus. »Er wußte natürlich nicht, daß ich selbst bereits alle Verdächtigen bis auf einen ausgeschaltet hatte. Havers hat es am besten gesagt: großartige Arbeit.«
    Die anderen beiden schwiegen. Deborah spielte mit dem Deckel der Teekanne, und St. James schob sein Brötchen auf dem Teller hin und her. Beide sahen Lynley nicht an.
    Er wußte, daß sie die Frage fürchteten, die ihn zu ihnen geführt hatte, und er wußte auch, daß der Grund ihrer Abwehr Loyalität und Liebe waren. Er hoffte dennoch, das Band zwischen ihnen allen möge stark genug sein, sie einsehen und verstehen zu lassen, daß er sie finden mußte, obwohl sie nicht gefunden werden wollte. Darum stellte er die Frage trotz allem.
    »St. James, wo ist Helen? Als ich gestern nacht in Joy Sinclairs Haus zurückkam, war sie verschwunden. Wo ist sie?«
    Er sah, wie Deborah die Hand von der Teekanne nahm. St. James hob den Kopf.
    »Du verlangst zuviel«, antwortete er.
    Es war die Antwort, die Lynley erwartet hatte, die er, wie er wußte, verdient hatte. Dennoch gab er sich nicht zufrieden. »Ich kann das, was geschehen ist, nicht rückgängig machen. Ich kann nichts daran ändern, daß ich mich wie ein Idiot verhalten habe. Aber wenigstens kann ich mich entschuldigen. Wenigstens kann ich ihr sagen ...«
    »Es ist zu früh. Sie ist dafür noch nicht bereit.«
    Lynley wurde ärgerlich angesichts solcher Unerbittlichkeit. »Verdammt noch mal, St. James, sie wollte ihn warnen! Hat sie dir das auch erzählt? Als er über die Mauer kam, hat sie so laut geschrieen, daß er sie hören mußte, und er entwischte uns. Wegen Helen. Wenn sie also nicht bereit ist, mit mir zu sprechen, kann sie mir das selbst sagen. Laß sie entscheiden.«
    »Sie hat
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