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02 - Das Weltenschiff

Titel: 02 - Das Weltenschiff
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Bandicut, als sie die Baumreihe am Ende der Ebene erreicht hatten. Sie suchten sich einen Weg zwischen den Bäumen hindurch, liefen mal hierhin, mal dorthin, trafen auf Felswände, suchten überall nach Hinweisen darauf, wo sich das Portal befinden könnte.
    Schließlich schlug Ik vor, zu rasten und ein Feuer zu machen. »Es ist schon spät, und wir können morgen Früh weitersuchen. Es ist ja nicht so, als hätten wir es besonders eilig«, meinte er.
    Sie sammelten Holz für ein kleines Lagerfeuer, und kaum begann das aromatisch duftende Holz knisternd zu brennen, ging auch schon die Sonne überraschend schnell hinter den Hügeln unter. Offenbar wurde in diesem Abschnitt des Metaschiffs eine Welt mit schnellem Tag-Nacht-Zyklus simuliert. Nah beim Feuer hockten sie beieinander, holten ihre spärlichen Vorräte aus den Taschen und teilten das Wenige, das sie fanden, untereinander auf.
    Nachdem sie sich hingelegt hatten, jeder sich seinen Platz gesucht hatte, um sich zur Ruhe zu begeben, unterhielten sie sich anfangs kaum miteinander, auch nicht Bandicut und Charlie. Alle schienen mit ihren eigenen Gedanken über die Erlebnisse des Tages beschäftigt zu sein. Doch dann stimmte Li-Jared ein leises Lied an, dessen Text Bandicut nicht verstand, und Ik fiel mit seinen charakteristischen Hrmm-Lauten harmonisch in Li-Jareds Gesang ein. Nach einer Weile verstummten die beiden. Bandicut räusperte sich, wollte etwas sagen, wusste aber nicht was.
    Der Hraachee’aner, der auf der anderen Seite des Lagerfeuers saß, gab ein leises, klickendes Geräusch von sich; seine Augen funkelten. »Wir haben bloß ein paar Strophen aus einem langen karellianischen Lied gesungen, das Li-Jared mir vor einer Weile beizubringen versucht hat.«
    »Aha?«, meinte Bandicut. »Worum geht es in dem Lied?«
    »Soweit ich weiß, handelt es von Verlust und Aussöhnung, von Wegen, die nicht aufhören wollen, in die falsche Richtung zu führen – oder zumindest in eine unerwartete. Es handelt von Enttäuschung und Überraschungen.« Er schwieg einen Moment lang. »Wir haben nicht viel von dem erreicht, was wir uns für heute vorgenommen hatten, stimmt doch, oder? All unsere Ziele, alles, was wir herausfinden wollten …«
    »Wir haben bloß Schiffwelt gerettet«, krächzte Li-Jared. »Jedenfalls einen Teil davon.« Seine Augen leuchteten pulsierend, dann wurden sie dunkel. »Nicht gerade wenig, würde ich sagen. Aber wir haben noch immer nicht herausgefunden, was wir wissen wollten, das ist wahr, nicht?«
    Bandicut schüttelte den Kopf. Er hatte das merkwürdige Gefühl, dass Ik und Li-Jared Momente wie diesen schon öfter erlebt hatten. 'Ob sie sich schon daran gewöhnt hatten, dass ihre Hoffnungen immer wieder enttäuscht wurden? »Ja«, murmelte er. »Wir haben’s immer noch nicht herausgefunden.« Er schaute zu Antares, deren Gesicht fast ganz im Schatten lag. Seine Gedanken flackerten zu Julie und zu Dakota, zu Krackey, die ein halbes Universum entfernt waren; und trotz der schmerzlichen Erinnerung an sie, musste er für ihn selbst ganz unerwartet lächeln. »Aber ich bin dankbar für meine Freunde«, sagte er leise.
    »Ich auch«, erwiderte Ik mit beinahe unhörbar tiefem Grollen.
    »Ich auch«, hörten sie Antares aus den Schatten.
    Und danach sprach eine Weile lang niemand mehr.
    Bandicut durchlebte ein seltsames Déjà-vu; er erinnerte sich an die erste Nacht, die er mit Ik verbracht hatte: Während sie sich darum kümmerten, dass ihr Feuer nicht ausging, hatten sie versucht, wenn auch eher unbeholfen, einander kennen zu lernen. Ik war nun in eine seiner stummen Meditation versunken, und das Licht des Feuers tanzte in seinem reglosen Gesicht; Li-Jared sang leise vor sich hin, mied die Blicke der anderen. Bandicut wollte sich mit Antares unterhalten, um mehr von ihr zu erfahren, doch sie saß mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen da; ihr Haar fiel ihr ins Gesicht, verbarg es halb. Er wusste nicht, ob sie schlief oder nur in Gedanken versunken war.
    /Charlie/, sagte er schließlich. /Das ist eine verdammt merkwürdige Welt, in die du mich gebracht hast./
    Das Quarx regte sich unruhig in seinem Verstand.
    ///Ich habe dich hergebracht?
    Daran erinnere ich mich nicht.///
    /Nun, nicht direkt. Charlie-Eins und Charlie-Zwei haben mich hergebracht./
    ///Oh. Und ich bin … ///
    Bandicut musste kurz nachdenken. /Charlie-Vier./
    ///Hmm. Tja, krikey,
    ich hoffe, du schiebst mir nicht die Schuld für alles zu,
    was meine Eltern getan
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