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02 - Beiss mich, wenn du kannst

02 - Beiss mich, wenn du kannst

Titel: 02 - Beiss mich, wenn du kannst
Autoren: Kimberly Raye
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Vampir und nicht wirklich daran gewöhnt, in düstere Seitengassen hinabzuspringen und um mein Leben zu rennen. Außerdem besaßen die Stiefel acht Zentimeter hohe Stiletto-Absätze. Alles andere als ideal, wenn man vorhat, mit einem einzigen Satz von hohen Gebäuden zu springen.
    „Und los!" Eine tiefe Stimme schlich sich in meine Ohren, einen Sekundenbruchteil, bevor irgendetwas Großes gegen meine Wohnungstür prallte. Holz zersplitterte. Die Türangeln gaben nach.
    Ich packte meine Siebensachen, schloss die Augen und sprang.
    Dann landete ich mit einem lauten Schmatzlaut, der mir in den Ohren widerhallte und mich mit ebenso viel Schrecken erfüllte wie das „Ich seh sie!", das über mir ertönte.
    Fast.
    Ich warf einen Blick auf das offene Ende der Gasse, wandte mich um und lief auf den drei Meter hohen Zaun am anderen Ende zu. Einen weiteren eindrucksvollen Sprung später befand ich mich auf der anderen Seite des Zauns und schaltete in den Mach-dich-schleunigst-vom-Acker-Modus.
    Einige hektische Sekunden und mehrere Blocks weiter stopfte ich mein Zeug hinten in ein Taxi und stieg ein.
    Im Rückspiegel warf mir der Fahrer einen Blick zu. Er war ungefähr in den Zwanzigern, die langen blonden Haare hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Dazu trug er ein Hemd mit Blumendruck, und seine Miene wirkte gelangweilt. „Wohin?"
    Ich drückte mein Kissen noch fester an mich, als ob es ein Rettungsring oder so etwas wäre. „Connecticut. Und ich hab's wirklich verdammt eilig."
    Er grinste und beäugte das Kissen. „Heißes Date?"
    Schön wär's.
    „Geschäftlicher Termin." Als er daraufhin noch mal das Kissen betrachtete und mir einen wissenden Blick zuwarf, runzelte ich die Stirn. „Könnten Sie uns nicht einfach hier wegbringen?" Ein paar Straßen weiter heulten Sirenen, und mein Herz klopfte wie verrückt. „Und zwar gleich."
    Unsere Blicke trafen sich im Spiegel, und ich bemerkte, dass in den braunen Tiefen seiner Augen etwas aufflackerte. Wiedererkennen. Anziehung.
    Verlangen.
    Bingo.
    „Kein Problem, Lady", erwiderte er, plötzlich begierig darauf, es mir recht zu machen. Er legte den Schalthebel um und fädelte sich in den Verkehr ein.
    „Lehnen Sie sich einfach zurück und ruhen Sie sich aus. Man nennt mich nicht umsonst den flinken Freddy."
    Ich wäre jede Wette eingegangen, dass der wahre Grund, warum man ihn den flinken Freddy nannte, nichts mit seiner Fahrweise zu tun hatte. Und nur zu bald fand ich heraus, dass ich mit meiner Vermutung recht hatte, nämlich als wir über den Hudson krochen.
    Ich konzentrierte mich darauf, ihn dazu zu bringen, etwas schneller zu fahren. Gedankenkontrolle ist ein weiterer Vorteil, über den Vampire verfügen, jedenfalls solange die Zielperson dem anderen Geschlecht angehört. Los, los, los!
    Sein Grinsen wurde breiter, und er blickte immer öfter in den Rückspiegel, aber davon abgesehen beschleunigten wir nicht mal eine einzige UpM.
    Angst überkam mich, zusammen mit der Furcht, dass ich so langsam meinen Einfluss auf das andere Geschlecht verlor. (Einhundert Jahre, wissen Sie noch?) Sicher, da war dieser Kuss zwischen mir und dem überaus vampiliziösen Ty gewesen, und es hatte ganz danach ausgesehen, dass ich es immer noch draufhatte. Aber wir reden hier von einem Kuss. Einem mickrigen Kuss, der noch nicht mal zu einem zweiten Kuss geführt hatte, geschweige denn zu wildem, heißem, leidenschaftlichem Sex. Geschweige denn zu dem befriedigenden Gefühl, dass ich absolut und unbestreitbar unwiderstehlich war.
    Ich kämpfte gegen die Tränen an, die auf einmal hinter meinen Augen brannten.
    Ich war ein gebürtiger Vampir.
    Mächtig. Schlau. Überlegen. Unbesiegbar. Attraktiv. Selbst dann noch, wenn an meinen Stiefeln ein Riesenklumpen Ekelglibber klebte.
    Auf gar keinen Fall würde ich auf dem Rücksitz eines New Yorker Taxis einen Zusammenbruch haben, noch dazu vor den Augen eines völlig ahnungslosen und nur mäßig niedlichen Fahrers.
    Aber sobald ich Connecticut - und die Einsamkeit - erreicht hatte, hatte ich selbstverständlich vor, sämtliche Schleusen zu öffnen und mich ausgiebig in Selbstmitleid zu aalen.
    Natürlich nur, wenn die Polizei mich nicht vorher schnappte.

3

    „Sind Sie zufällig eine Außerirdische, weil ... so was wie Sie findet man sonst nicht hier auf der Erde", sagte der Fahrer, als wir auf der gepflegten Straße zum Stehen kamen, an der eine Handvoll hochklassiger Häuser lagen, das meiner Eltern inbegriffen.
    Das war so
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