Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Beiss mich, wenn du kannst

02 - Beiss mich, wenn du kannst

Titel: 02 - Beiss mich, wenn du kannst
Autoren: Kimberly Raye
Vom Netzwerk:
bei ihr vorbeizuschauen und mich vorzustellen, wenn ich nicht gerade wegen Mordes gesucht wurde. Wenn ich persönlich Tiere auch nicht besonders mag, so habe ich doch eine Schwäche für eine gepflegte Garderobe.
    Zu behaupten, meine Wohnung sei klein, wäre ein Kompliment. Klitzeklein würde es besser treffen, im Vergleich zu dem ausgedehnten Anwesen meiner Eltern in Connecticut und ihrem Penthouse in der Park Avenue.
    Na gut, ich geb's ja zu. Sie war klitzeklein im Vergleich zu den meisten anderen Wohnungen in Manhattan, oder sagen wir gleich der ganzen freien Welt. Doch wenn sie auch klein war, so besaß sie immerhin ein Wohn- und ein Esszimmer und dazu noch Küche, Bad und Schlafzimmer. Fünf mikroskopisch kleine Zimmer, einschließlich absolut lichtundurchlässiger Rollos, und sie gehörten mir ganz allein. Was bedeutete, dass ich meine Eltern nicht tagaus, tagein sehen musste.
    Nicht, dass ich meine Familie nicht liebe, verstehen Sie das bitte nicht falsch, aber es ist nun mal meine Familie, und natürlich macht sie mich W-A-H-N-S-I-N-N-I-G.
    Besser gesagt, sie machte mich wahnsinnig. Bevor ich ausgezogen war.
    Eine einsame Lampe brannte auf dem einen Beistelltischchen, das ich noch neben meine Couch hatte quetschen können. Ich schloss die Tür und eilte ins Schlafzimmer. Nur mit Mühe widerstand ich dem Drang, mich einfach auf mein riesiges Bett fallen zu lassen, das den Großteil meines Schlafzimmers einnahm, mich unter die Bettdecke zu verkriechen und loszuheulen.
    Heulen?
    Vampire weinen nicht. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Außerdem hatte ich vermutlich höchstens fünf Minuten (so lange dauerte durchschnittlich eine Taxifahrt von meinem Büro bis zu meiner Wohnung), bevor die Polizei über mein Apartment herfallen würde. Ich hatte keine Zeit für Tränen, ich musste… Ja, was musste ich?
    Ich war noch nie in meinem Leben wegen irgendetwas verhaftet worden.
    Abgesehen von diesem kleinen Zwischenfall im Karneval vor ein paar Jahren.
    Aber schließlich hatte ich meine
    Brüste nicht mit Absicht vor diesem Cop entblößt. Sie waren mir irgendwie rausgefallen, als ich auf die Schultern von Nina Eins klettern wollte, um mir eine Handvoll Perlen zu schnappen. Und mehr gibt es über dieses Thema nicht zu sagen.
    Aber jetzt war ich auf der Flucht und wurde wegen Mord gesucht.
    Wer? Wann? Wo? Ein modisch gekleidetes Opfer oder jemand, der dringend einen Einkaufsberater gebraucht hätte? Ich wusste es nicht. Das Einzige, was ich wusste, war, dass die Polizei im Anmarsch war. Meinetwegen. In der Ferne hörte ich schon Sirenen, die mit jeder Sekunde lauter wurden.
    Endlich meldete sich mein Überlebensinstinkt, und ich tat, was jeder gesuchte, modebewusste Vampir tun würde: Ich rannte zum Schrank, um mir ein neues Paar Schuhe zu schnappen.
    Schon gut. Möglicherweise schnappte ich mir auch ein neues Outfit (meine Bluse und mein Jeansmini waren total zerknittert und rochen immer noch wie diese Gasse und passten außerdem so gar nicht zu den Sergio-Bossi-Stiefeln aus Eidechsen- und Wildleder, die ich mir gegriffen hatte), aber ich war wirklich schnell.
    Ich hatte mich umgezogen und dazu noch die Hälfte des Schrankinhalts, zusammen mit meinen Schminkutensilien und diesem scharfen Strasshalsband, in zwei Taschen gestopft, bevor ich die Reifen vor dem Haus quietschen hörte. Gleich darauf donnerten Tritte über den Fußweg.
    Ich schnappte mir mein Kissen vom Bett und zerrte all meine Sachen zum nächsten Fenster. Dann zog ich die Rollos hoch und drückte gegen die Scheibe, aber sie rührte sich nicht vom Fleck. Und das trotz all des Geredes von wegen Brandrisiko. Ich würde auf jeden Fall zehn Prozent von der nächsten Miete abziehen. Vielleicht sogar fünfzehn -
    Der Gedanke verflog, als ich hörte, wie die Aufzugtür in meiner Etage aufglitt. Ich nahm all meine übernatürliche Kraft zusammen und drückte. Holz ächzte und splitterte, und dann löste sich auf einmal der ganze Fensterrahmen in meinen perfekt manikürten Händen auf.
    Vielleicht würde ich ja nur fünf Prozent abziehen.
    Schuhsohlen glitten über den Fußboden, quietschten und hielten schließlich vor meiner Wohnungstür an. Der Türknauf drehte sich und die Tür erbebte, gerade als ich rittlings auf dem Fenstersims saß. Ich blickte in die dunkle, einsame Gasse unter mir und zögerte.
    Na klar, ich wusste schon, dass ich ein echt hartgesottener Vampir war und so. Nur leider war ich auch ein ziemlich verwöhnter und verzogener hartgesottener
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher