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0199 - Phantom der Lüfte

0199 - Phantom der Lüfte

Titel: 0199 - Phantom der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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begraben«, murmelte er.
    Zamorra nickte. »Sicher. Gehen wir hinüber zur Hütte. Vielleicht finden wir dort Werkzeug.«
    Sie drehten sich um und gingen langsam auf das baufällige Gebäude zu. Aber sie hatten noch keine zehn Meter zurückgelegt, als ein gellender Aufschrei Nicoles sie herumfahren ließ.
    »Zamorra! Bill! Er… er lebt!«
    Zamorra und Bill fuhren in einer fast synchronen Bewegung herum. Mit zwei, drei großen Schritten waren sie wieder neben dem Toten.
    Der Mann bewegte sich! Zamorra sah, wie die Wunden zu bluten aufhörten und sich schlossen, zu roten, pulsierenden Narben und schließlich zu dünnen weißen Linien wurden. Die gebrochenen Knochen schienen sich zu richten, das Gesicht formte sich neu, und der bloßgelegte Schädelknochen verschwand unter einer Schicht rosigen Fleisches, das sich innerhalb weniger Augenblicke mit frisch nachgewachsener Haut überzog.
    Zamorra prallte entsetzt zurück.
    »Aber das ist doch… unmöglich!«
    Wie, um seine Worte zu verhöhnen, ging die Veränderung weiter. Der Körper bebte wie unter inneren Krämpfen. Ein gequälter, schmerzerfüllter Ausdruck huschte über Borgs Gesicht. Seine riesigen Hände öffneten und schlossen sich in rascher Folge, und aus seiner Brust drang ein dumpfes, schmerzerfülltes Stöhnen.
    Zamorra war mit einem Satz bei ihm. Seine Finger tasteten nach Borgs Hals. Die Haut fühlte sich kalt und hart an, aber er spürte deutlich den Pulsschlag. Er ging rasch und unregelmäßig, aber er schlug.
    Borg stöhnte, öffnete die Augen und versuchte sich aufzurichten. Aber sein Körper schien der Anstrengung noch nicht gewachsen zu sein. Er sackte zurück, prallte hart mit dem Hinterkopf auf den Boden und schloß seufzend die Augen.
    Zamorra riß mit einer hastigen Bewegung sein Hemd auf und nestelte das Amulett von der Kette. Der kleine, unscheinbare Talisman, in dem die Gewalt einer Supernova gebändigt war, schien das Licht der hochstehenden Sonne wie ein Spiegel aufzufangen und zu reflektieren. Zamorra blinzelte, legte das Amulett auf die Brust des Mannes und wartete darauf, daß etwas geschah.
    Borg stöhnte leise und öffnete die Augen. Sein Blick war verschleiert, aber er schien seine Umgebung durchaus wahrzunehmen. Seine Finger tasteten unsicher nach dem Amulett auf seiner Brust und krampften sich darum. Zamorra konnte regelrecht sehen, wie Kraft von dem silbernen Anhänger in den Körper des Riesen floß. Borg schien merklich aufzuleben. Sein hämmernder Pulsschlag beruhigte sich, und das schmerzhafte Zucken auf seinem Gesicht machte einem Ausdruck lockerer Entspanntheit Platz.
    Zwei oder drei endlose Minuten lang lag der Hüne vollkommen reglos da. Dann richtete er sich abrupt auf, lächelte und gab Zamorra das Amulett zurück.
    »Danke.«
    Zamorra nickte. »Gern geschehen. Ich glaube, das war ich Ihnen schuldig.«
    Borg grinste füchtig, reckte sich und stand dann mit einer geschmeidigen Bewegung auf. Seinen Bewegungen war nichts mehr von den überstandenen Schrecken anzumerken.
    »Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte«, sagte Nicole fassungslos, »würde ich es nicht glauben.«
    Borg lächelte humorlos.
    »Es wäre auch besser, Sie hätten nichts gesehen«, sagte er dumpf. Er drehte sich um, hob mit einer mühsamen Bewegung sein Schwert vom Boden auf und sah Zamorra lange und nachdenklich an. »Sie werden eine Menge Fragen an mich haben«, begann er dann.
    »Ja.«
    »Aber bevor ich sie beantworte, möchte ich etwas sagen. Ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihre Hilfe. Immerhin haben Sie ihr eigenes Leben riskiert, um mich zu retten. Aber es ist am besten, wenn Sie so schnell wie möglich hier verschwinden und alles, was sie erlebt haben, vergessen. Am besten für Sie.«
    Bill lachte hart auf. »Sie machen mir Spaß, Mann. Sie glauben doch nicht im Ernst, daß wir jetzt ins Tal zurückfahren und so tun, als wäre nichts geschehen. Das mindeste, was Sie uns schulden, ist eine Erklärung.«
    Borg kniff die Augen zusammen. »Sie würden sie nicht glauben.«
    »Das lassen Sie ruhig unsere Sorge sein«, versetzte Bill. Seine Stimme klang aggressiv.
    »Es hat mit dem Wolkenschiff zu tun, nicht?« fragte Zamorra.
    Borg zuckte unmerklich zusammen. Für eine Sekunde stand so etwas wie Erschrecken auf seinem Gesicht, aber dann hatte er sich in der Gewalt.
    »Und mit Leichen, die aus dem Nichts auftauchen und wieder verschwinden«, fuhr Zamorra fort. »Sie sehen, wir stecken schon viel zu tief drin, als daß wir uns einfach

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