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0199 - Hyänen für den Henker

0199 - Hyänen für den Henker

Titel: 0199 - Hyänen für den Henker
Autoren: Hyänen für den Henker
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von der erschreckten Nachbarschaft alarmiert worden waren. Sie kamen mit dem üblichen Getöse, und es dauerte ein paar kostbare Minuten, bis sie begriffen hatten, dass ich nicht der Mörder war, der am Tatort auf sie gewartet hatte.
    Schließlich wurden sie sehr höflich und riefen die Mordkommission an, während ich mich daranmachte, die Taschen der beiden Toten zu untersuchen.
    Bei dem kleinen Chinesen fand ich, neben siebenundachtzig Dollar, eine Liste, auf der nicht weniger als zweiundfünfzig Namen und Adressen - sämtlich in China Town - aufgeführt waren. Hinter jedem Namen stand ein Betrag von fünfundzwanzig Dollar aufwärts bis zu zweihundert. Insgesamt waren es mehr als zweitausend Dollar, die er wöchentlich kassiert und in dem bewussten Zigarettengeschäft abgeliefert hatte.
    Der tote Gangster vor der Tür trug sogar eine Quittung des Elektrizitätswerks mit Namen und Adresse bei sich. Er hieß Percy Witt und wohnte in der 67. Straße East 212. Neben einigen kleinen Scheinen hatte er fünf funkelnagelneue Zehndollarnoten in der Tasche. Die Scheine trugen fortlaufende Nummern von C87659328-32. Vielleicht würde man deren Weg verfolgen können.
    Die Mordkommission kam. Der Lieutenant war mir fremd, aber wir kamen gut miteinander aus. Ich versprach ihm einen Bericht für seine Akten und bat darum, die Sache im Übrigen uns zu überlassen. Wenn er zufällig auf etwas stoßen würde, sollte er uns das mitteilen.
    Ich gab außerdem Anweisung, die kleine Chinesin in Ruhe zu lassen. Sie hätte nichts mit der Sache zu tun.
    Es war inzwischen halb zwölf geworden. Ich konnte nichts mehr unternehmen und außerdem reichte es mir.
    Das also erzählte mir Phil.
    ***
    Das Erste, was wir unternahmen, war ein Anruf bei der Bundesbank. Wir baten darum, festzustellen, wer die Noten mit den uns bekannten Nummern erhalten habe. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
    Drei Tage vorhef hatte die Firma Alf Becker & Co., Chemical-Industries, zwölftausend Dollar in Zehn-Dollar-Scheinen abgehoben und außerdem dieselbe Summe in anderen Banknoten, aber uns interessierten nur die Zehn-Dollar-Scheine.
    Wir fuhren sofort dorthin. Wir wurden von Mister Becker junior empfangen, der uns bereitwillig Auskunft gab. Aus den bei der Bank kassierten vierundzwanzigtausend Dollar waren an die hundertzwanzig Arbeiter des Werkes Löhne bezahlt worden. Der Rest, soweit er nicht noch vorhanden war, hatte zur Begleichung einer Anzahl kleiner Rechnungen zum Kauf von Briefmarken, Erstattung von Spesen und so weiter gedient.
    Wir baten darum, uns eine genaue Liste der Belegschaft und der übrigen Ausgaben anzufertigen und zuzuschicken. Wir wussten, dass es ein fast aussichtslosen Unterfangen war, den Weg dieser Beträge zu verfolgen. Es war ja möglich, dass die Gelder durch drei oder vier Hände gegangen waren, bis sie bei dem Gangster landeten.
    Wir waren im Begriff zu gehen, als das Telefon auf dem Schreibtisch des Mister Becker schrillte.
    »Verzeihen Sie«, sagte er und nahm den Hörer auf. »Ja, Becker selbst… Ich kann eben nicht… Ja… Ja. Ich denke nicht daran. Ich habe die ganze Sache überhaupt satt… Ja, genau das, was Sie verstanden haben. Ich habe es satt. Ich will nicht mehr!«
    Er schwieg, während eine Stimme krächzend und ohne Unterbrechung aus dem Hörer kam.
    Becker zog die Stirn kraus und kaute nervös an der Unterlippe. Er sah aus wie ein Mann, der eine unangenehme Nachricht bekommen hat. Zum Schluss meinte er:
    »Nun gut, ich werde es mir überlegen, aber überspannen Sie den Bogen nicht! Bringen Sie mich nicht so weit, dass ich alles hinwerfe.«
    »Ein merkwürdiges Telefongespräch war das«, meinte Phil, während wir im Lift nach unten fuhren »Es hörte sich genauso an, als ob Mister Becker erpresst würde.«
    »Den Eindruck hatte ich auch. Schade, dass wir nicht wissen, von wem.«
    Mein Freund grinste.
    »Ich weiß nicht, wie ich plötzlich auf den Gedanken komme, aber eigentlich liegt er sehr nahe. Die fünfzig Dollar, die ich bei dem Gangster fand, sind durch die Hände der Firma Becker und Cy. gegangen. Mister Becker selbst verhandelt am Telefon mit einem Erpresser. Der Gangster war, wenn mich nicht alles täuscht, eine Kreatur des Syndikats, die den unzuverlässigen Chinesen abservierte, bevor er sprechen konnte. Der folgerichtige Schluss wäre eigentlich, dass der Erpresser am Telefon niemand anders war als eben ›Das Syndikat‹.«
    »Ich kann mir nicht denken, dass Großfirmen sich überhaupt auf
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