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0197 - Mörder im Chinesenviertel

0197 - Mörder im Chinesenviertel

Titel: 0197 - Mörder im Chinesenviertel
Autoren: Mörder im Chinesenviertel
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Riesenschritten auf die Gruppe der Männer zu.
    »Tag!« sagte er.
    Die Männer fuhren herum, als wäre in ihrem Rücken plötzlich ein Geschütz abgefeuert worden. Ram Sarou erkannte den Captain, lüftete höflich seinen Hut und sagte freundlich:
    »Guten Tag. Hywood! Das ist aber eine Überraschung! Ich freue mich, Sie hier zu sehen. Ihr Rat wird uns sehr wertvoll sein, denn — ehrlich gesagt — die Geschichte ist sehr rätselhaft.«
    »Rätselhaft?« schnappte Hywood. »Ich denke, das sind die meisten Kriminalfälle. Es soll selten Vorkommen, daß ein Mörder oder sonst irgendein Verbrecher zur Polizei geht und gerade dort seine Sünden vertrauensvoll beichtet.«
    »Da haben Sie leider recht«, lächelte Sarou. »Obgleich das durchaus zu begrüßen wäre. Aber es gibt sicher unterschiedliche Grade der Rätselhaftigkeit. Und dieser Fall scheint mir, wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten, Sir, zu der schwierigsten Gruppe zu gehören.«
    »Wieso denn das?«
    Sarou winkte einem älteren Mann, der bis jetzt schweigend bei den anderen gestanden hatte, jetzt aber seine altmodische Nickelbrille zurechtrückte und näherkam.
    »Darf ich bekannt machen?« fragte Sarou. »Das ist Captain Hywood vom Hauptquartier, dies ist Doc Rockefeller, Polizeiarzt. Mit dem Multimillionär gleichen Namens hat er nichts zu tun. Der Doc ist erst in der vorigen Woche auf eigenen Wunsch von Chicago entlassen und von New York übernommen worden.«
    Hywood betrachtete den Arzt interessiert. Rockefeller hatte sich in den letzten fünfzehn Jahren als Polizeiarzt einen Namen gemacht. Seine Spezialität war das Auffinden geheimer Todesursachen, wo andere Kollegen von ihm längst am Ende ihrer Weisheit waren und achselzuckend ›unbekannt‹ auf ihren Totenschein schrieben.
    »Freue mich, daß wir so eine Kapazität kriegen konnten«, röhrte Hywood und zerquetschte dem armen Arzt beinahe die rechte Hand. »Ich habe schon gehört, daß Sie jetzt für uns arbeiten, aber leider ergab sich noch keine Gelegenheit, Sie kennenzulernen, Doc.«
    Der Arzt verzog schmerzlich das Gesicht und schüttelte die rechte Hand.
    »Sie gehören hoffentlich nicht zu den Leuten, die einem bei jeder Bewegung immer von neuem die Hand geben wollen«, seufzte er. »Um ein Haar hätten Sie mir meine Finger zermalmt, Captain.«
    Hywood sah verdutzt auf seine Riesenpranke und auf die zarte, fast zerbrechlich anmutende Hand des Doktors. Ein verlegenes Grinsen huschte über sein Gesicht.
    »Hol‘s der Teufel!« knurrte er. »Ich vergesse immer, auf die schwächere Konstitution meiner Mitmenschen Rücksicht zu nehmen. Entschuldigen Sie, Doc! Tut mir leid, wenn ich Ihnen weh getan habe.«
    Der Arzt winkte ab.
    »So schlimm war es nicht.«
    Sarou strich sich über sein Bärtchen und schaltete sich ein.
    »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, Doc«, sagte er, »wenn Sie dem Captain einen Überblick über das Ergebnis ihrer ersten Untersuchung gäben.«
    »Ja, natürlich«, nickte der Arzt. »Ich denke, wir fangen am besten mit einer recht eindrucksvolle Demonstration an. Kommen Sie bitte mit, Captain!«
    Gescannt folgte Hywood dem Arzt, der auf einen verschlossenen Lieferwagen zuging, in dem der Captain ein Fahrzeug aus dem Fuhrpark des Städtischen Leichenschauhauses erkannte. Der Arzt sprach mit dem Fahrer, und dieser öffnet die hintere Tür des Wagens. Er zog eine Bahre heraus, die auf zwei Schienen lief. Eine Decke wurde zurückgeschlagen. Hywood trat näher.
    »Oh!« entfuhr es ihm unwillkürlich, als er das Gesicht des Toten sah.
    Der Arzt nickte stumm. Eine Weile betrachteten sie beide das über alle Maßen verzerrte Gesicht vor ihnen. Schließlich räusperte sich Hywood und drehte sich ab. Der Arzt winkte, daß man die Leiche wieder zurück in den Transportwagen schieben könne, und folgte Hywood ein Paar Schritte zur Seite.
    »Den — hm — den armen Kerl hat man fürchterlich gefoltert, was?« fragte Hywood, und für seine gewöhnliche Lautstärke sprach er diesmal sogar leise.
    Doc Rockefeller nahm die Brille ab und blickte gedankenvoll vor sich hin.
    »Nein«, sagte er. »Der Mann ist nicht gefoltert worden.«
    Hywood stutzte. Er runzelte die Stirn, dachte nach und fragte:
    »Dann hat man ihn aber auf eine besonders brutale Art umgebracht, und er wußte es vorher, wie furchtbar sie es machen würden — ja?«
    Der Arzt schüttelte bedächtig den Kopf:
    »Nein. Das ist auch nicht der Fall.«
    »Na, zum Donnerwetter!« schimpfte Hywood. »Irgendwoher muß doch dieser
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