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0195 - Im Schloß der Bestien

0195 - Im Schloß der Bestien

Titel: 0195 - Im Schloß der Bestien
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auf dem Bett und hielt sich die Seiten vor Lachen. »Nicht zu fassen«, prustete sie. »Das muß man filmen! Ein wilder Wolf, eine reißende Bestie, und dann das! Ich kann nicht mehr … aufhören, Fenrir! Du bringst ihn ja um mit deinem Gesabbel!«
    In der Tat ließ der Wolf sofort von seinem »Opfer« ab, setzte sich artig auf den Teppich und wedelte wieder mit dem Schwanz. Dann kniff er ein Auge zu, legte den Kopf schräg und zog die Lefzen zurück.
    Der Wolf grinste Zamorra an, als wollte er sagen: Na, alter Halunke, kennst du mich immer noch nicht?
    Ächzend kam Zamorra wieder auf die Beine, sah den Wolf an, sah dann seine süße Nicole nackt auf dem Bett stehen und entsann sich, was sie gerufen hatte.
    »Fenrir?«
    Der Wolf gab einen kurzen Heulton von sich.
    Und da fiel es Zamorra wie Schuppen von den Augen.
    »Das darf nicht wahr sein!« ächzte er.
    ***
    Nach einiger Zeit war es vorbei, und sie lagen nebeneinander im Gras. Susy Carter griff nach Marks Hand. »Nächte wie diese«, sagte sie träumerisch, »müßte es öfters geben.«
    Er lächelte im Mondlicht. »Komm, wir spülen uns im Bach die Grasflecken ab und gehen zum Zelt zurück«, schlug er vor.
    »Ich will aber nicht ins Zelt«, sagte sie.
    »Wir können ja draußen vor dem Zelt schlafen«, sagte er, stand auf und zog sie hoch. Sie kehrten zum Bach zurück, plantschten noch einmal wie die Wilden, und dann kehrten sie händchenhaltend zum Zelt zurück.
    Das Geräusch, das Susy gehört zu haben glaubte, war ihnen entfallen.
    Aber dann, als sie um die Buschgruppe bogen, die Zelt und Bach voneinander trennten, sahen sie im hellen Mondlicht etwas, das sie beide erstarren ließ.
    Das Zelt lag flach!
    Susy fuhr zusammen. Sie schmiegte ihren nackten Körper schutzsuchend an Mark. »Was ist das?« flüsterte sie.
    »Das Zelt ist zusammengebrochen«, sagte er. »Wir sind doch vorhin ziemlich heftig mit dem Gestänge kollidiert, als ich Wolf spielte und dich ansprang.«
    »Aber als wir gingen, stand das Zelt noch«, sagte sie.
    »Es wird ganz langsam umgekippt sein. Komm, wir sehen es uns näher an.«
    Er führte sie mit sich auf die Stelle zu. »Ich habe Angst«, flüsterte sie. »Da war vorhin etwas, als wir am Bach waren und uns liebten.«
    »Unsinn.« Mark schüttelte heftig den Kopf. Aber ganz wohl war ihm plötzlich doch nicht mehr. Er hatte das Zelt selbst aufgeschlagen und wußte sehr genau, wie stabil die Stangen waren, wie straff die Seile und wie fest er die Heringe in den Boden geschlagen hatte. Er hatte eine lustige Balgerei im Zelt vorausgeahnt und deshalb seine Vorkehrungen getroffen, weil er keine Lust hatte, mitten im schönsten Getümmel von zusammensinkenden Zeltbahnen begraben zu werden.
    So einfach fiel es nicht ineinander …
    Unwillkürlich sah er sich um. Aber die Wiese lag frei, und nichts rührte sich, aber er fühlte, wie sich auf Susys schönem Körper eine Gänsehaut bildete. Dabei war es warm, trotz der Nacht.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte er. »Ich bin ja da.«
    Es klingt lächerlich, sagte er sich. Wie im Kitschroman! Ich bin ja da!
    Dann standen sie vor dem Zelt. Das helle Mondlicht ließ sie deutlich erkennen, was geschehen war.
    Susy stieß einen hellen Schrei aus.
    Die Zeltbahnen waren zerfetzt. Jemand mußte sich mit einem Messer oder einem anderen scharfen Gegenstand daran zu schaffen gemacht haben! Eines der Seile war durchgerissen, die Aluminiumstangen verbogen.
    Mark Bowden bückte sich, packte zu und riß die zerfetzten Bahnen zur Seite.
    Entgeistert starrte er die beiden Schlafsäcke an. Sie waren aufgerissen. Die Kleidungsstücke, die sie abgelegt hatten – zerfetzt! Das Kochgeschirr neben dem Zelt demoliert und verstreut!
    »Das muß ein Irrer gewesen sein!« stieß er hervor. »Mein Gott, wer tut so etwas?«
    Seine Gedanken tobten im Kreis. Alles, was sie besaßen, war zerstört worden, zerfetzt, zerrissen – mit einer geradezu unvorstellbaren Wut vernichtet! Aber warum?
    Aus welchem Grund?
    Er begriff es nicht.
    Susy sank neben ihm in die Knie und begann stumm zu weinen. Er kauerte sich neben sie und begann sie sanft zu streicheln und zu küssen.
    »Bleib ruhig, Girly!« flüsterte er. »Uns selbst ich doch nichts passiert, und das ist das Wichtigste! Komm, sei lieb und weine nicht! Wir leben doch!«
    »Warum?« flüsterte sie erstickt. »Warum hat man das getan? Warum ausgerechnet uns?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er und starrte auf die ausgewrungene, klamme Jeanshose, die er mit
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