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0192 - Vorm Sterben einen Drink

0192 - Vorm Sterben einen Drink

Titel: 0192 - Vorm Sterben einen Drink
Autoren: Vorm Sterben einen Drink
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Halunken. Wer weiß, ob sie nicht einmal auf den Gedanken kommen, sich im Garten einen Bunker zu graben. Schon habe ich die Bescherung.«
    »Tja«, sagte ich, »so ein Gangster hat’s nicht einfach heutzutage, Meelson. Kann ich jetzt gehen?«
    Seine Oberlippe zog sich höhnich in die Höhe. »Sie sind ja verrückt«, erklärte er. »Lebend kommen Sie hier nicht mehr raus, Cotton. Sie sind mir zu gefährlich. Sie haben nämlich außer einigen anderen Eigenschaften, die mir gefährlich werden könnten, auch noch Glück. Ein paarmal sind Sie meinen Leuten entkommen. Diesmal ist es endgültig aus, Cotton…« Zum ersten Male sah ich eine Spur von Beteiligung in seinen Augen. Er betrachtete mich fast mit Respekt, während er mir klarmachte, daß er es sich nicht nehmen lassen möchte, mich selber ins Jenseits zu schicken. Der Mann mußte das Gemüt eines hungrigen Tigers haben.
    »Bevor ich Sie auf knüpfen lasse, dürfen Sie noch eine Zigarette rauchen«, sagte er leise, wie immer mit kaum bewegten Lippen. »Oder haben Sie einen anderen Wunsch?«
    Ich sah ihn lange an. Dann stand ich auf und musterte ihn noch einmal gründlich.
    Die anderen wurden unruhig. Der Dicke auf dem Teppich war zu sich gekommen, nachdem auch der andere ins irdische Leben zurückgefunden hatte. Sie hielten jetzt beide ein Schnappmesser in der Hand.
    Mein Blick wich keinen Augenblick von Meelson. Ebenso leise wie er sagte ich: »Ich habe drei Wünsche, Meelson.«
    »Bitte?«
    »Erstens möchte ich einen Whisky haben. Aber auf Eis.«
    Meelson machte nur eine schwache Kopfbewegung, und schon hörte ich irgendwo in einer hinteren Ecke des Raumes Eiswürfel in ein Glas klirren.
    »Außerdem möchte ich eine Zigarette rauchen.«
    Auf Meelsons kaum wahrnehmbare Handbewegung hin streckten sich plötzlich ein halbes Dutzend Hände mit Zigarettenschachteln in meine Richtung. Bedächtig wählte ich unter den verschiedenen Marken schließlich eine Lucky aus. Irgend jemand gab mir Feuer. Der Whisky kam. Ich nahm das Glas und setzte mich wieder.
    »Nummer drei?« fragte Meelson.
    Ich nahm einen Schluck Whisky. Genießerisch ließ ich ihn über die Zunge gleiten. Im Glas schwammen die beiden viereckigen Eiswürfel. Goldbraun glänzte das Getränk. Wenn ich jetzt wirklich allein gekommen wäre, würde mich Meelson in ein paar Minuten tatsächlich aufhängen lassen. Es bestand kein Zweifel daran, daß er es tun würde. Fürs Aufhängen war er wahrscheinlich nur, weil er keinen Krach machen wollte. Und bei einem Messerstich hätte mein Blut vielleicht seinen Teppich beschmutzt.
    »Was ist Ihr dritter Wunsch G-man?« fragte Meelson mit einer Spur von Ungeduld.
    Ich zuckte mit einem leichten Lächeln die Achseln. »Vielleicht verstehen Sie ihn nicht, Meelson«, murmelte ich. »Aber meine hervorstechendste Eigenschaft ist die Neugierde. Wenn ich einen Fall ungelöst zu den Akten legen muß, macht es mich fast verrückt. Nicht nur weil der Fall ungelöst ist, sondern einfach, weil meine Neugierde unbefriedigt bleibt. Ich glaube fast, das ist ein bißchen krankhaft…«
    »Wollen Sie Zeit gewinnen?« fragte er kalt. »Sagen Sie Ihren Wunsch!«
    »Ich möchte gern wissen, was das alles zu bedeuten hat. Meelson. Sterben, während einem unbeantwortete Fragen im Gehirn sitzen, halte ich für grausam.«
    Meelson runzelte die Stirn. Es dauerte eine Weile, bis er erwiderte: »Im Grunde gefallen Sie mir, G-man. Sie sind aus dem Holz, aus dem nur Leute wie wir beide geschnitzt sind. Haben Sie Angst vor dem Tod?«
    In meinem Magen breitete sich ein flaues Gefühl aus.
    »Ja«, sagte ich ehrlich. »Ich glaube schon, daß ich Angst vor dem Tod habe.« Meelson setzte sich. Auf einen knappen Wink erhielt er ein Glas Rotwein, an dem er immer wieder nippte.
    »Das ist Ihr Format, Cotton«, sagte er leise. »Nur die Feiglinge wollen immer so tun, als hätten sie keine Angst. Unsereiner kann es sich leisten, seine Angst zuzugeben, ohne sich etwas zu vergeben. Wie gesagt, Cotton, das gefällt mir. Deswegen will ich Ihnen Ihre Fragen beantworten. Aber länger als eine Viertelstunde darf es nicht dauern.«
    »Ich denke, das wird genügen«, sagte ich. »Fangen wir der Reihe nach an. Was betreiben Sie unten in dem Speicher am Hudson noch außer den Hahnenkämpfen?«
    »Ich verteile Kokain an Zwischen- und Kleinhändler.«
    »Woher bekommen Sie den Kram?«
    »Aus Südamerika. Es kommt mit einem gewöhnlichen Frachter, der immer nur nachts den Hafen ansteuert. Noch außerhalb der
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