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0191 - Fenris, der Götterwolf

0191 - Fenris, der Götterwolf

Titel: 0191 - Fenris, der Götterwolf
Autoren: Jason Dark
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Beerdigung hinter mir habe.«
    »Sicher, John.«
    Jetzt wissen Sie, daß wir uns auf der Fahrt zu Nadine Bergers Beerdigung befanden. Allerdings fand die nicht in London oder irgendeinem anderen Ort in England statt, sondern außerhalb, in Irland, einem kleinen Dorf, das Avoca hieß. Von Wales aus hatten wir mit einer Fähre übergesetzt und waren die restlichen 75 Meilen mit dem Bentley gefahren, die uns vom Anlegeplatz der Fähre und dem eigentlichen Zielort trennten.
    Zu meiner Überraschung hatte Nadine Berger ein Testament gemacht. Und darin stand, daß sie im Falle ihres Todes gern in Irland beigesetzt werden würde. Sie hatte auch den Ort und den Friedhof benannt. In ihrer Jugend hatte Nadine einige Jahre in Avoca verbracht bei einer Tante. Die Zeit hatte ihr so gut gefallen, daß sie immer gern daran zurückdachte. Der kleine Ort war eine Oase der Ruhe für sie gewesen. Dort hatte sie sich nach manchen harten Drehtagen entspannt und einen inneren Frieden gefunden.
    Hier sollte sie auch den letzten finden.
    Wir hatten Avoca bereits erreicht. Ein kleines Nest im grünen Hügelland der Insel. Es gab große Schafsweiden, dichte Wälder, die jetzt voll mit buntem Laub waren, und von der nahen Ostküste wehte immer ein leichter Wind, der sich im Landesinneren verlor.
    Es war ein sauberer Ort. Häuser mit roten Dächern, viele Gärten, gepflegte Wege, kleine Gassen und schmale Straßen. Und ein Friedhof, auf den ein Schild hinwies und der von einer hohen Steinmauer umgeben war.
    Vom Schild bis zur Mauer war es nicht weit. Höchstens eine Minute fuhren wir.
    Einige Wagen parkten an der schmalen Straße, die parallel zur Friedhofsmauer lief. Wir suchten eine Lücke, und Suko rangierte den Bentley hinein.
    Wir stiegen aus.
    Ich hatte lange gesessen und spürte mein Bein verdammt genau, als ich mich aus dem Wagen schwang. Die Wunde schmerzte, so daß die Stiche meine Hüften erreichten.
    »Geht’s?« fragte Suko.
    »Sicher.«
    Ein paar Schritte trennten uns von dem Friedhofstor. Es bestand aus Schmiedeeisen, war groß, wuchtig und verschnörkelt gearbeitet.
    Beide Hälften standen offen.
    Wir waren nicht die einzigen, die den Friedhof betraten. Zwei schwarz gekleidete Männer zogen einen Wagen hinter sich her, auf dem mehrere Kränze lagen. Auf den schwarzen Schleifen las ich den Namen Nadine Berger.
    Unser Kranz war auch dabei.
    Ich verspürte einen Stich in der Herzgegend, als ich die Kränze sah. Hart mußte ich schlucken. Irgendwie verloren schaute ich dem Wagen nach, der von den beiden Männern in Richtung Leichenhalle gezogen wurde, wo auch die Trauerfeier stattfand. Es war eine kleine Halle. Ihr angeschlossen war eine Kapelle. Der spitze Turm überragte auch die Kronen der Bäume, die herbstlich bunt und in allen Farben des Spektrums leuchteten. Viele Blätter lagen schon auf dem Boden. Sie bildeten dort einen dichten Teppich, der aufgewirbelt wurde, als wir hindurchschritten.
    Der Himmel war bedeckt. Wenn ich hochschaute, sah ich gewaltige Wolkenberge, die weißgrau schimmerten. In den Zwischenräumen leuchtete ein fahles Blau.
    »Sollen wir?« fragte Suko.
    Ich nickte, und wir betraten den Friedhof.
    Ich konnte schon wieder gut laufen und humpelte auch nicht mehr. Nur wenn ich längere Strecken ging, merkte ich die Wunde.
    Dann brannte sie, und das Stechen erreichte sogar mein Knie.
    Nadine hatte zahlreiche Kollegen gehabt. Einige Leute aus dem Filmgeschäft nehmen an der Beerdigung teil. Sie kamen mit einem Bus. Ich sah ihn, als ich einen Blick über die Schulter warf. Ich fand es gut, daß sie sich von ihrer Arbeit gelöst hatten.
    Der Friedhof war alt und sehr gepflegt. Vom Platz vor der Leichenhalle aus konnte ich einen Blick auf ihn werfen. Gräberfelder unter hohen Bäumen. Grauweiße Grabsteine, manche als Kreuz, andere als Figuren oder Skulpturen, die allesamt anzeigten, wie fromm die Menschen hier waren.
    Noch hatten wir eine Viertelstunde Zeit, bevor die Trauerfeier begann. Wir blieben vor der großen Eingangstür aus Holz stehen. Ein Kreuz war darauf abgebildet. Zur Tür führte eine Treppe hoch. Drei Stufen zählte ich.
    Ich griff in die Tasche, holte eine Zigarettenpackung hervor und entnahm ihr ein Stäbchen. Die Flamme meines Feuerzeugs wurde zweimal ausgeblasen, dann brannte der Glimmstengel.
    Ich trug einen dunklen Anzug und hatte mir den Mantel übergehängt. Der Wind spielte mit dem Stoff. Suko hatte sich ebenfalls dunkle Kleidung besorgt. Der Chinese hatte Nadine Berger von allen am besten
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