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0191 - Fenris, der Götterwolf

0191 - Fenris, der Götterwolf

Titel: 0191 - Fenris, der Götterwolf
Autoren: Jason Dark
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jetzt, der Pfarrer würde es nicht zulassen, aber es gibt den Fluch. Verlassen Sie sich darauf. Der Herrgott möge Sie beschützen.« Sie sprach die Worte und verschwand hastig.
    »Hat Sie Ihnen auch von dem Fluch erzählt?« fragte der Pfarrer, der plötzlich neben uns stand.
    »Ja.«
    Der Geistliche lächelte. »Hören Sie nicht darauf. Das ist Unsinn, ein alter Aberglaube.«
    »Möglich.«
    Scharf schaute mich der Geistliche an. »Oder glauben Sie etwa daran, daß sich die Wölfe der Toten bemächtigen und ihren Platz einnehmen?«
    »Das würde zumindest das Heulen und Knurren erklären, das aus dem Sarg gedrungen ist«, hielt ich entgegen.
    »Unsinn.« Die Stimme des Pfarrers klang ärgerlich. Scharf wandte er sich ab und ging davon.
    Suko runzelte die Stirn. »Da liegt einiges im argen«, sagte er.
    »Und wie.«
    »Ich frage mich nur, warum der Pfarrer so schroff reagiert hat, John. Wahrscheinlich weiß er etwas und will es nicht wahrhaben«, gab der Chinese sich selbst die Antwort.
    »So ist es.« Ein Mann mischte sich in unser Gespräch. Wir drehten uns um und sahen dem Mann entgegen, der vorhin an der Orgel gesessen hatte. Erst jetzt sah ich ihn näher. Er trug ebenfalls dunkle Kleidung, hatte ein schmales, dennoch fleischiges Gesicht und traurig blickende Augen. Die Nase stach zwischen den Wangen hervor wie ein übergroßer Tropfen.
    Wir schauten ihn fragend an. Er sagte seinen Namen. Der Orgelspieler hieß Vincent Ulgar. Auch wir stellten uns vor, ließen die Berufsbezeichnung allerdings weg.
    Vertraulich beugte Ulgar sich vor. »Der Pfarrer glaubt nicht daran«, sagte er in einem verschwörerischen Ton, »aber ich.«
    »Woran?«
    »An die Wölfe, Mr. Sinclair. Sie sind nicht von dieser Welt. Das sind Geisterwölfe, die sich der Toten bemächtigen. Sie nehmen sogar den Toten die Körper weg. Glauben Sie mir, ich weiß es.«
    »Und wie soll das geschehen?« fragte Suko.
    Ulgar schaute sich vorsichtig um. Er wollte sichergehen, daß ihn auch niemand beobachtete. »Die Geister der Wölfe schweben über diesem Dorf. Und wenn ihre Zeit reif ist, dann bemächtigen sie sich der Toten. Es gibt einen Austausch.«
    »Und das glauben Sie?«
    Ernst und lange sah mich der Organist an. »Ja, Mr. Sinclair, das glaube ich. Sie haben doch vorhin selbst gehört, welch ein Laut aus dem Sarg gedrungen ist.«
    »Das hätte auch eine Täuschung sein können.«
    »Nein, es war keine. Wirklich nicht. Verlassen Sie sich darauf. Ich bin mir da sicher.«
    »Allerdings braucht man da einen Beweis.«
    Ulgar ging einen Schritt zurück. »Um Himmels willen, Mr. Sinclair. Da rate ich ab. Die Wölfe sind gefährlich. Machen Sie sich nicht unglücklich. Nein, nur keinen Beweis. Wirklich nicht. Sie müssen mir so glauben.«
    »Das fällt uns zumindest schwer«, erwiderte Suko.
    »Fragen Sie nach dem verfluchten Kloster. Das will der Pfarrer auch nicht wahrhaben, aber ich war des nachts da und habe gesehen wie die Nonnen…«
    »Vincent Ulgar!«
    Der Organist zuckte zusammen, als er die Stimme des Pfarrers vernahm. »Ja, ja, ich komme«, antwortete er hastig, zog den Kopf zwischen die Schultern und verschwand.
    »Ein seltsamer Kauz«, meinte Suko. »Ob er die Wahrheit spricht?«
    Ich schaute auf den Sarg und hob die Schultern. »Keine Ahnung, Suko. Wir sollten trotzdem nachsehen.«
    »Ja.«
    Recht war mir das nicht. Ich hatte mir vorgenommen, Nadine Berger nicht noch einmal zu sehen, denn ich wollte sie so in Erinnerung behalten, wie sie gewesen war. Jetzt schien es so, als ginge kein Weg daran vorbei.
    Suko merkte, was mit mir los war. »Es fällt dir schwer, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Willst du hinausgehen?«
    »Auf keinen Fall. Sollte sich herausstellen, daß wirklich etwas an der Sache ist, möchte ich mich auf keinen Fall drücken. Das ist verständlich.«
    »Klar.«
    Die beiden Männer, die vorhin die Kränze gefahren hatten, betraten die Halle und schritten auf den Sarg zu. Sie wurden vom Pfarrer begleitet.
    Der Geistliche sprach uns an. »Sind Sie immer noch der Meinung, daß der Sarg geöffnet werden muß?«
    »Ja.«
    »Aber ich sehe keine Veranlassung. Wir…«
    Ich hatte mich entschlossen, mit offenen Karten zu spielen, zog den Geistlichen zur Seite und präsentierte ihm meinen Ausweis. Er schaute das Dokument an, und seine Augen wurden groß. »Sie sind von der Polizei, Mr. Sinclair?«
    »Ja und mein Kollege auch.«
    »Dann haben Sie etwas gewußt und sind…«
    »Nein, nein, ich habe nichts gewußt. Nadine Berger war eine sehr
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