Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0191 - Fenris, der Götterwolf

0191 - Fenris, der Götterwolf

Titel: 0191 - Fenris, der Götterwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hätte man mich und die Horror-Oma Sarah Goldwyn fast in der Verbrennungskammer verbrannt.
    Wie auf Londoner Friedhöfen roch es hier nach Trauer, Tod, Vergänglichkeit und Vergessen. Der Boden war mit dunkelroten Fliesen belegt. Die Türen braun gestrichen. Der Gang führte zur Kapelle, deren Tür geschlossen war.
    Dafür standen die beiden Hälften der Tür auf, wo es zur Leichenhalle ging. Wir warteten dicht an der Schwelle und ließen Mrs. Berger den Vortritt. Es hatten sich noch mehrere Menschen aus dem Ort zu ihr gesellt und sie in die Mitte genommen.
    Emily Berger weinte, als sie die Halle betrat. Auch mir hing der Kloß schon zwischen Kehle und Magen.
    Etwas zögernd schritt ich hinter den Ansässigen her, Suko ging einen halben Schritt hinter mir.
    Auf einem Podest stand der Sarg.
    Unwillkürlich verhielt ich meinen Schritt, als ich die dunkelbraune letzte Ruhestätte sah. Ein Meer von Kränzen umgab ihn. Im Hintergrund saß ein junger Mann an einer Orgel und spielte Trauermusik, als wir eintraten.
    Zwei Kerzen säumten den Sarg. Die Dochte brannten. Ein letztes Licht auf dem dunklen Weg in den Tod.
    Die Sitzbänke bestanden aus braunem Eichenholz. Wir gingen in die zweite hinein. Niemand sprach ein Wort. Die Schritte der Trauergäste waren gedämpft. Hin und wieder hörten wir ein leises Schluchzen. Emily Berger hatte bereits Platz genommen und weinte.
    Das Taschentuch preßte sie dabei vor ihr Gesicht.
    Wir nahmen Platz.
    Nadines Kollegen und Kolleginnen besetzten die Reihen hinter uns. Auch von dort hörte ich das Schluchzen.
    Suko und ich saßen mit steinernen Gesichtern in der Bank. Ich hatte meine Hände gefaltet und konnte den Blick nicht von dem Sarg wenden.
    Er verschwamm…
    Abermals überfielen mich die Erinnerungen. Ich sah Nadine vor mir. Lachend, lebenslustig, von einer Karriere träumend. Dann sah ich sie in Gefahr. Auf der Spitze eines Turms, in den Klauen von Dr. Tod, der sie umbringen wollte. Damals hatte ich ihr beistehen können. Wie auch bei dem Fall mit dem unheimlichen Mönch, der während der Dreharbeiten eines Films erschienen war.
    Nie mehr würde ich ihr Lachen hören, ihre Stimme, ihr Gesicht sehen, in die herrlichen Augen schauen…
    Das Orgelspiel verstummte, damit brachen auch meine Gedanken ab. Jemand schloß die Eingangstür, dafür wurde eine andere geöffnet. Sie befand sich an der Seite und war wesentlich schmaler.
    Ein Pfarrer erschien. Er trug ein schwarzes Meßbuch und hatte seine Hände darum gelegt. Mit gemessenen Schritten ging er auf das kleine Pult zu, vor dem er stehenblieb und das Meßbuch auf die Schräge legte. Dann schaute er uns an.
    »Ich weiß, daß es für alle unfaßbar ist, aber Jesus Christus, unser Herr und Gott, geht manchmal Wege, die für einen Menschen unverständlich sind. Er hat ein blühendes Leben aus unserer Mitte gerissen und läßt uns in einem unbegreiflichen Schmerz und grenzenloser Trauer zurück…«
    Der Pfarrer redete weiter, und er machte es gut. Er wußte ja nicht, woran Nadine Berger wirklich gestorben war. Ihm war gesagt worden, durch einen Unfall.
    Die Zeit verging.
    Ich konnte meinen Blick nicht von dem Sarg lösen, während draußen die Blätter von den Bäumen fielen, gegen die Fenster geweht wurden und es so aussah, als wollten die sterbenden Bäume der Toten einen letzten Gruß zusenden.
    Als der Pfarrer seine Predigt beendet hatte, mußten wir uns erheben und gemeinsam für die Tote beten.
    Es war ein Dialog zwischen Pfarrer und den Trauergästen, und der Geistliche holte nach dem Gebet einen silbernen Weihwassersprenger hervor. Er verließ seinen Platz, trat vor den Sarg und hob den rechten Arm, um die letzte Ruhestätte der Nadine Berger zu segnen.
    »So segne ich dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes«, sagte er, wobei er das Kreuzzeichen mit dem Weihwassersprenger über dem Sarg schlug.
    Wir sahen die glitzernden Perlen des Wassers, wie sie in einer langen Tropfenreihe auf das dunkle Holz fielen und dort nasse Flecken hinterließen.
    Und jeder von uns hörte das Geräusch.
    Es war ein drohendes Knurren.
    Und es kam direkt aus dem Sarg!
    ***
    Plötzlich schien die Szene zu erstarren. Der Pfarrer hatte die rechte Hand noch halb erhoben. Sie blieb auch in der Stellung, als er sich umdrehte und uns anschaute.
    Angst und Unglauben las ich in seinen Augen.
    Mrs. Berger war aufgesprungen. Sie stand in einer verkrampften Haltung vor der Bank, hatte die Hände zu Fäusten geschlossen und flüsterte die

Weitere Kostenlose Bücher