Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0191 - Fenris, der Götterwolf

0191 - Fenris, der Götterwolf

Titel: 0191 - Fenris, der Götterwolf
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
mit Schnaps hin. Eine gelblich trübe Flüssigkeit, die irgendwie seltsam roch. Suko schüttelte den Kopf und schob das Glas zu mir rüber.
    Dann bestellte er zwei Tassen Kaffee. Von dem auf dem Tisch stehenden Kuchen nahmen wir nichts.
    Ich trank den ersten Schnaps. Er brannte in der Kehle wie Höllenfeuer. Das war wahrscheinlich ein selbst angesetzter, und den konnte man spüren. Im Magen breitete er sich schnell aus und verströmte gleichzeitig eine Wärme, die glühende Wangen brachte.
    Den zweiten Schnaps ließ ich erst einmal stehen und schenkte dafür Kaffee ein. Er war heiß, tat gut und vereinte sich im Magen mit dem Schnaps.
    Wir saßen nahe der Tür. Im Hintergrund des Raumes lagen blaugraue Rauchschwaden in der Luft. Die ehemaligen Kollegen der Toten unterhielten sich über Nadine.
    Uns gegenüber nahe der Wand saß Emily Berger zusammen mit dem älteren Ehepaar. Worüber die drei redeten, konnten wir nicht verstehen. Sicherlich ging es ebenfalls um die Verstorbene. Mit Emily Berger hätte ich gern gesprochen, sie wußte sicherlich mehr über den Fluch, der die Menschen im Dorf bedrückte.
    Der Pfarrer kam.
    Als er die Tür öffnete, verstummten die Gespräche für einen Moment. Der Geistliche hob grüßend die rechte Hand, schaute sich um und steuerte unseren Tisch an, wo er sich niederließ, nachdem ich auf den freien Stuhl gezeigt hatte.
    Ich sah, wie er auf den Schnaps schaute und bedeutete ihm, das Glas zu leeren.
    »Trinken Sie denn nicht, Mr. Sinclair?«
    »Danke, ich habe schon. Mein Kollege trinkt keinen Alkohol.«
    »Oh, das ist ja fast eine Sünde, denn diesen Schnaps bekommen Sie nirgendwo zu kaufen. Er ist selbstgebrannt. Haben Sie nicht den Honig durchgeschmeckt?«
    »Natürlich.«
    »Das ist das Besondere daran.«
    »Auf die Gesundheit«, lächelte Suko.
    »Danke.« Der Geistliche leerte das Glas in einem Zug und verdrehte verzückt die Augen.
    Ich gönnte es ihm.
    Dann lehnte er sich zurück. Eine Kellnerin brachte den Kaffee und lächelte den Pfarrer an. »Danke, mein Kind«, sagte dieser.
    Hier auf dem Dorf hatte man noch Respekt vor dem Pfarrer, was die Kellnerin bewies, in dem sie knickste und rot im Gesicht wurde.
    Ich zündete mir eine Zigarette an, als der Pfarrer ein Etui mit Zigarren hervorholte. »Wissen Sie«, sagte er und riß ein Streichholz an. »Die Sache ist ja so. Was nicht sein darf, das kann auch nicht sein.«
    »Wie meinen Sie das?« fragte ich.
    Aus dem linken Mundwinkel strömten zwei dicke, graublaue Wolken. »Wenn jemand tot ist, dann ist er tot, dann kann er sich nicht in einen Wolf oder ein Schaf verwandeln. Seine Seele wird dem Körper entnommen und in die Sphären des Himmels reisen, um vor dem Allmächtigen Rechenschaft abzulegen. Ich habe über die Sache in der Trauerhalle nachgedacht und bin fester denn je davon überzeugt, daß wir es mit einer Halluzination zu tun hatten.«
    Da er von Suko und mir keine Zustimmung bekam, fragte er: »Sie nicht, Gentlemen?«
    »Nein, nicht ganz.«
    »Aber dann erklären Sie mir mal, wie es möglich sein soll, daß aus einem Toten ein Wolf wird. Da gibt es keine logische Definition. Sie müssen da schon spekulieren, und so etwas ist nie gut, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.«
    »Das stimmt. Nur – was ich gesehen habe, das habe ich gesehen, Herr Pfarrer.«
    »Das ist keine Erklärung.«
    »Vielleicht hilft Ihnen der Begriff schwarze Magie weiter.«
    »Was?« Vor Überraschung nahm der Geistliche sogar die Zigarre aus dem Mund. »Schwarze Magie?«
    »Ja.«
    »Unsinn, Mr. Sinclair. Gerade von Ihnen als Polizeibeamten hätte ich eine andere Erklärung vermutet. Magie, Zauberei, das ist doch Kinderkram.«
    »In der Regel«, sagte Suko. »Nur haben wir leider immer die Ausnahmen kennengelernt.«
    »Nein, nein, so können Sie mir nicht kommen.«
    »Und die Sache mit dem Kloster?« fragte ich zwischen.
    »Ach, davon wissen Sie auch schon?«
    »Man hat es uns angedeutet.«
    »Sicher dieser Vincent Ulgar. Ein seltsamer Heiliger, dieser Kerl, wirklich. Setzt nur Ammenmärchen in die Welt.«
    »An denen unter Umständen etwas dran ist«, hielt ich gegen.
    Der Pfarrer schüttelte den Kopf. »Nein, nein, glauben Sie so etwas nicht.« Er unterbrach sich, weil sein Kaffee kam und er einschenken mußte.
    Ich teilte nicht die Meinung des Pfarrers. Allerdings hatten wir auch mehr gesehen als er. Der zerstörte Sarg war ebensowenig eine Halluzination gewesen wie der Anblick des fliehenden Wolfes. Nur zögerte ich, dem Geistlichen davon zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher