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019 - Woelfe in der Stadt

019 - Woelfe in der Stadt

Titel: 019 - Woelfe in der Stadt
Autoren: Neal Davenport
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»Zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens darf niemand die Straßen Chicagos betreten. Das gilt für alle – auch für die Polizei und die Feuerwehr und die Rettungswagen.«
    »Der ist wahnsinnig geworden«, sagte der Gouverneur.
    »Außerdem verlangt der Unbekannte fünfzig Millionen Dollar, die morgen um Mitternacht im Grant Park hinterlegt werden müssen. Das Geld muss die Stadt Chicago auf bringen.«
    Tony schwieg einige Sekunden, dann sprach er leise weiter.
    »Sollten diese Wünsche des Unbekannten nicht erfüllt werden, wird er wahllos jeden Tag hundert Menschen töten.«
    Tony machte wieder eine kurze Pause. Sein Gesicht sah angespannt aus.
    »Es ist dem Unbekannten gelungen, die Verwandlung vom Menschen zum Werwolf zu beschleunigen. Der Film zeigt die frühere Methode. Der Unbekannte hat inzwischen die Möglichkeit, die gesamte Bevölkerung Chicagos in Werwölfe zu verwandeln. Das soll ich Ihnen noch als zusätzliche Warnung mitgeben.«
    Tony presste die Lippen zusammen. »Haben Sie sonst noch etwas zu sagen?« fragte ihn der Sprecher.
    »Nein, das war alles. Jetzt kommt der Film.«
    »Meine Damen und Herren«, sagte Henry Brinkley. »Wir wurden dazu gezwungen, diesen Film zu senden, aber wir wollen Ihnen eine Warnung geben: Sehen Sie sich diesen Film nicht an! Drehen Sie für fünf Minuten Ihr Fernsehgerät ab! Der Film ist einfach fürchterlich. Auf keinen Fall lassen Sie Kinder zusehen!«
    Der Sprecher verschwand, und der Film begann.
    Als Tony das letzte Wort gesagt hatte, fiel die Erstarrung von ihm ab. Verwundert sah er sich um. Er konnte sich nicht daran erinnern, in das Studio gefahren zu sein. Als letztes erinnerte er sich, dass er zum Haus der ermordeten Schauspielerin gefahren war.
    Er beugte sich vor und sah auf den Monitor, wo eben der Film anlief.
    »Wie komme ich hierher?« wandte er sich fragend an Henry Brinkley.
    »Was soll diese dumme Frage?« fuhr ihn der Sprecher an.
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Blödsinn!« sagte Brinkley. »Sieh dir den Film an! Vielleicht kehrt dann dein Erinnerungsvermögen zurück.«
    Auf dem Monitor war ein junges Mädchen zu sehen, das eben eine Spritze bekommen hatte. Das Mädchen wurde immer älter, die Haut faltig, die Haare wurden grau; innerhalb weniger Sekunden war es zur Greisin gealtert.
    »Aber das ist doch Karin!« schrie Tony entsetzt. »Das ist Karin Spencer!«
    Sein Gesicht war grau. Er ließ die Schultern hängen und schüttelte den Kopf.
    »Was ist das für ein Film?« schrie er. »Ich will wissen, was für ein Film das ist. Das ist Karin! Karin Spencer! Was hat das zu bedeuten? Wieso bin ich hier? Was habt ihr mit mir gemacht? Ich kann mich an nichts erinnern.«
    »Schafft ihn hinaus!« schrie Brinkley.
    Zwei Männer packten Tony und rissen ihn hoch.
    »Lasst mich!« brüllte er. »Ich will den Film weiter sehen. So lasst mich doch los!«
    Er schüttelte einen der Männer ab. Das Bild auf dem Monitor hatte gewechselt. Es zeigte jetzt einen uralten Mann, der sich langsam verwandelte. Er lag auf dem Boden, krümmte sich, wand sich und richtete sich dann halb auf. Die Haut wurde dunkler und bedeckte sich mit Haarbüscheln. Der Schädel begann sich zu verändern.
    Tony wehrte sich noch immer heftig.
    »Lasst mich los!« keuchte er. »So lasst mich doch los!«
    Einer der Männer zog einen Gummiknüppel aus der Tasche und schlug ihn Tony über den Hinterkopf. Ohne einen Laut von sich zu geben, brach er zusammen. Sie hoben ihn hoch und trugen ihn in einen Nebenraum. Vorsichtshalber legten sie ihm Handschellen an.
    Henry Brinkley sah sich weiter den Film an. Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn. Er holte ein Tuch hervor und tupfte sie fort.
    Der Mann auf dem Bildschirm verwandelte sich immer weiter. Jetzt sah man das Gesicht in Großaufnahme. Der Kopf wurde länger, und plötzlich sprossen überall feine schwarze Härchen; die Ohren drehten sich nach außen und wurden spitzer und größer, der Hals wurde dicker; die Augen verdrehten sich, dann standen sie schräg und funkelten grünlich. Die Nase verwandelte sich in eine haarige Schnauze. Für einen Augenblick sah das Gesicht lächerlich aus, dann wurde aus dem maskenhaften Grinsen ein drohendes Zähnefletschen.
    Ein Wolf starrte in die Kamera.
    Der Film war aus.
    »Gebt mir zwei Minuten Zeit!« brüllte Henry Brinkley. »Ich kann jetzt nicht sprechen.«
    Tony schlug die Augen auf. Verständnislos starrte er die Zimmerdecke an. Als er den Kopf bewegte, stöhnte er leise auf. Ein
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