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019 - Das Sklavenspiel

019 - Das Sklavenspiel

Titel: 019 - Das Sklavenspiel
Autoren: Bernd Frenz
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die Aufmerksamkeit des Rojaal-Führers zu erlangen. Der Gen'rel wandte sich betont langsam zu seinem Gefangenen um und legte den Kopf in einer nachdenklichen Pose auf die Seite.
    »Kein Spion?«, fragte er mit ungläubigem Staunen. »Du trägst eine fremde Uniform, bist im Besitz einer neuen Schutzwaffe, schleichst dich auf unser Hoheitsgebiet - aber du willst kein feindlicher Soldat sein?«
    »Nein«, beharrte Matthew, obwohl ihm klar war, dass aus der Sicht der Rojaals einiges gegen ihn sprach. »Mein Name ist Maddrax. Ich bin mit meiner Gefährtin Aruula auf Wanderschaft. Wir gehören keiner Armee an und wussten nicht, dass dieses Gebiet den Rojaals gehört. Sonst hätten wir es nie betreten.« Der Gen'rel schüttelte tadelnd seinen Zeigefinger, als spräche er mit einem unartigen Sohn. Ein falsches Lächeln auf den Lippen, kam er näher und drückte seine Fingerkuppe wie einen Pistolenlauf gegen Matts Brustkorb. Genau an der Stelle, an der sich sein Abzeichen befand. »U.S. Air Force«, deklamierte der Gen'rel. »Wir haben schon von euch gehört. Ihr seid eine mächtige Armee, die über alle anderen bestimmen will - selbst über ihre Verbündeten.« Matt unterdrückte den Fluch, der ihm fast über die Lippen geschlüpft wäre. Auf was für Aufzeichnungen die Rojaals auch gestoßen waren, es konnte nichts Schmeichelhaftes sein, was die Briten über die U.S. Army zu berichten hatten. »Meine Einheit existiert schon lange nicht mehr«, versuchte Matt zu erklären. »Ich bin praktisch ein Zivilist, der nur nach Hause w-«
    Er konnte den Satz nicht beenden.
    Blitzschnell ließ der Gen'rel seine Rechte hochschnellen. Matt sah den Schlag nicht einmal kommen. Krachend flog sein Kopf zurück, als wäre eine Handgranate unter dem Kinn explodiert.
    Benommen taumelte der Gefesselte zurück. Zwei Rojaals packten ihn am Kragen und drängten ihn wieder nach vorne. Genau in den Schwinger, der sich in seine ungeschützte Magenkuhle bohrte.
    »Glaubst du verdammter Taratzenarsch etwa, du könntest mich mit deinen Lügen täuschen?!«, brüllte der Gen''rel aufgebracht.
    »Ich schlage dich so weich wie Wakudadung, wenn du nicht sofort die Wahrheit sagst!«
    »Es gibt keine Air Force mehr«, bekräftigte Matt. »Ich bin ganz allein.«
    »Ach wirklich?«, tobte der Gen'rel mit zornrotem Gesicht. Weißer Schaum bildete sich vor seinem Mund. Er nahm die Beretta auf und hielt sie Matt triumphierend vor die Nase. »Und woher hast du dann diese Schutzwaffe? Sie sieht aus wie neu! So etwas gibt man nur einem wirklich wichtigen Soldaten. Einem, der in das Gebiet der Rojaals eindringen soll, um ihren Gen'rel zu töten! Damit die Air Force gefahrlos angreifen kann.«
    In die Miene des Kommandeurs schlichen sich Züge von Größenwahn, als er keifend über seine unersetzbare Führungsrolle dozierte. Einen Moment lang fürchtete Matt schon, der Irre wollte die Beretta entsichern und auf ihn richten. Dann stellte er fest, dass sich der Gen'rel den Möglichkeiten einer funkti- onstüchtigen Pistole gar nicht bewusst war. Statt zu schießen, packte er die Beretta am Lauf und schwang sie wie einen zu kurz geratenen Tomahawk.
    Die Wachen, die Matt festhielten, zuckten erschrocken zurück. Es war nicht der erste Ausraster ihres Anführers, den sie miterlebten.
    Sie wussten, ab wann es gefährlich wurde.
    Matt dagegen überkam im Angesicht der Gefahr eine unnatürliche Ruhe.
    »Ich gehöre zu keiner Streitmacht«, wiederholte er mit fester ruhiger Stimme. »Ich habe Uniform und Waffe in einem unterirdischen Betonhaus gefunden. Ich weiß nicht, wem sie vorher gehörten.« Die Lüge kam ihm leicht über die Lippen. Er hatte sich längst daran gewöhnt, dass seine Mitmenschen die Wahrheit nicht verstanden, selbst wenn er sie ausführlich erklärte.
    Die Zuckungen des Gen'rels gefroren zu Eis. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als ob er in Matthew einen alten Freund erkannte.
    »Du hast einen Bunker entdeckt?«, fasste der Kommandeur überraschend klar zusammen. Dann begann er zu nicken, als würde er endlich verstehen. »So ist es mir ebenfalls ergangen. Weil ich die Zeichen lesen kann. Weil Wudan mir im Traum erschien und mich anwies, diese Kunst zu erlernen«, erklärte er mit glühendem Pathos. »Die Bürger von Saamton haben mich verlacht, als ich die alten Schriftzeichen studierte. Doch als ich es schaffte, die Schätze im Tal des Todes zu bergen, da wusste ich, dass meine Stunde gekommen war. Ich fand dort die Bücher der Macht - die
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