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019 - Das Sklavenspiel

019 - Das Sklavenspiel

Titel: 019 - Das Sklavenspiel
Autoren: Bernd Frenz
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worden. Mit fliegenden Fingern aktivierte er den Countdown. Rote Leuchtziffern flammten auf, als er auf dem Tastaturblock herum tippte.
    Die Anzeige »01:00« erschien auf dem Display. Eine Stunde Zeit. Bis dahin waren sie bestimmt draußen. Und die Waffentechnologie der Vergangenheit aus dieser Anlage würde niemals in die Hände der Rojaals fallen. Wenn die Sprengkraft ausreichte, würde sogar dieses ganze verdammte Tal zerstört.
    Im tiefsten Herzen verfluchte Matt sein Handeln, als er an die unglaubliche Macht dachte, die diese Waffen symbolisierten. Was würde man mit ihnen alles erreichen können! Doch in den Händen des Gen'rels konnte nur eine Diktatur daraus entstehen, die Britana mit Tod und Schrecken überziehen würde. Bevor es so weit kam…
    0:59 Der Countdown lief.
    Hastig stopfte er die Mine zurück in die Kiste. Wenn sie explodierte, würde sie den übrigen Sprengstoff zünden und die ganze Schießbahn in eine einzige große Bombe verwandeln.
    Matt spurtete den anderen hinterher. Bei ihnen angekommen, arbeitete er sich nach vorn und übernahm die Führung. Bald erreichten sie das Ende des Tunnels.
    »Und wie geht’s jetzt weiter?«, jammerte Nerk, denn es schien, als wären sie in einer Sackgasse gelandet.
    »Es gibt hier einen Notausgang«, erklärte Matt. Er deutete er auf eine runde Luke, die über eine Eisenstiege zu erreichen war. Mit schnellen Griffen klappte er die Riegel beiseite, um die Luke zu öffnen.
    Matt kroch als Erster durch den engen Schacht, der ein Stück geradeaus und dann zwei Meter in die Höhe führte. Wieder gab es eine Luke, diesmal mit Kurbelverschluss. Als sie offen war, stemmte sich Matt mit der Schulter dagegen. Knirschend zerriss das Moosgefecht, das über den Ausstieg gewuchert war, dann drang Tageslicht zu ihnen herein.
    Matt spähte vorsichtig nach draußen. Er musste erst das kniehohe Gras überblicken, bis er die Gegend erkannte. Hier war er vor knapp zwei Tagen vorbei gekommen. Vorsichtig wandte er den Kopf. Richtig. Etwa hundert Meter entfernt verlief der Schützengraben, dahinter lag das Waldgebiet.
    Sie hatten es geschafft.
    Sie befanden sich hinter den Linien der Rojaals.
    Die Nachricht verbreitete sich flüsternd den Notausstieg entlang. Durch das kniehohe Gras gedeckt, robbte Matt aus der Luke, um den anderen Platz zu machen. Nach und nach krochen die übrigen Sklaven an die Oberfläche und verteilten sich, flach auf dem Boden liegend, rund um den Ausstieg. Als alle draußen waren, klappte Matt den überwucherten Deckel wieder herunter, um den Ausbruch zu tarnen.
    »Zwanzig Schritte von hier kommt ein Abhang«, sagte er leise. »Wenn wir bis dahin kriechen, haben wir es geschafft. Dann sind wir den Rojaals entkommen!«
    Freudiges Gemurmel antwortete ihm.
    Nur Navok reagierte in einer Weise, die keiner erwartet hatte.
    Die Hand des Nosfera schoss plötzlich zu Grath hinüber und zog ihm die Heckler & Koch aus dem Hosenbund. Bevor ihn jemand daran hindern konnte, legte er den Sicherungshebel um und schoss in die Luft. Der Knall hallte wie ein Donnerschlag über das Land.
    Die Sklaven waren vor Überraschung wie gelähmt. War Navok plötzlich verrückt geworden? Mit einem federnden Satz sprang der Nosfera in die Höhe. Sein wehender Umhang wirkte wie eine Signalflagge, die den Rojaals ihre Position anzeigte.
    »Da hinten!«, klang es vom Waldrand herüber. »Der Blutsäufer!«
    Jetzt war alles aus! Sie waren entdeckt!
    »Du mieser Verräter!«, spie Arzak aus. »Das hast du doch geplant!« Der Wulfane zog die Beine unter seinen Körper und machte sich bereit zum Sprung. Sofort ruckte der Lauf der Heckler & Koch zu ihm herum.
    »Versuch das nicht«, warnte Navok. »Ich habe nichts gegen dich persönlich, aber meine Frau und mein Kind sind mir wichtiger!«
    Sein Zeigefinger lag fest um den Abzug.
    Navok wusste genau, wie er die Waffe bedienen musste. Er hatte Matt in der vorigen Nacht nicht nur beim Sichern der Waffe, sondern auch beim Schießen beobachtet.
    Eine Armee widerstreitender Gefühle marschierte durch Matts Kopf. Plötzlich wurde ihm klar, warum der Nosfera sich die ganze Zeit so distanziert verhalten hatte. Auf seinem Gewissen lastete ein schreckliches Geheimnis - er musste die Menschen verraten, die mit ihm durch Dick und Dünn gingen, um das Leben seiner Familie zu retten. Wahrscheinlich hatte man ihn vor diese Wahl gestellt, als er nach der Schlägerei aus der Sporthalle geholt wurde. Du hast Recht. Genau so war es.
    ***
    Matt sah verblüfft auf.
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