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019 - Das Sklavenspiel

019 - Das Sklavenspiel

Titel: 019 - Das Sklavenspiel
Autoren: Bernd Frenz
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Millimeter-Patronen gefüllt war. Mit routinierter Handbewegung lud er die Waffe durch und steckte den Restlichtverstärker auf. Die Trabonbeschichtung, die jedes Waffenöl überflüssig machte, war tadellos intakt.
    Matthew schob sich die gesicherte Automatik in den Hosenbund, bevor er die Unterlagen durchsah, die noch im Safe lagen. Ein Lächeln ging über sein Gesicht. Was er da in Händen hielt, war besser als sechs Richtige im Mutantenlotto: Geländekarten des Tals sowie Grundrisse von Gebäuden und Versuchsanlagen.
    Ehe er sich in das Studium des Materials vertiefen konnte, ließ ihn eine wohlbekannte Stimme herumfahren.
    »So sieht man sich also wieder«, tönte Grath, der plötzlich im Türrahmen stand. Hinter ihm drängten sich die Reste seiner Gruppe, die gewaltig Federn gelassen hatte. Nur noch Nerk und acht weitere Männer begleiteten ihn.
    »Was willst du denn hier?«, schnaubte Arzak erbost. »Wir dachten, du bist schon am Ende des Tals angelangt, nachdem du deine Leute so gnadenlos über die Lichtung gejagt hast.«
    »Leider gab es unterwegs ein paar Unannehmlichkeiten«, brummte Grath, während seine Männer hinter ihm in den Raum drängten und sich mit drohenden Gesichtern aufbauten.
    »Wir mussten uns mit denselben Viechern herum ärgern, die eben hier aus dem Haus gehetzt kamen. Die haben uns vom richtigen Weg abgebracht.«
    »Mit anderen Worten: Ihr seid im Kreis gelaufen«, folgerte Matt nicht ohne Hohn.
    Grath deutete mit seinem Kinn missmutig auf die Taratzen. »Uns fehlen die Spürnasen, die für dich arbeiten. Ich glaube, ich werde von jetzt an ihre Dienste in Anspruch nehmen.«
    »Deine Gruppe kann sich uns gerne anschließen«, bot Matt an. »Gemeinsam können wir uns besser gegen die Hyänen wehren.«
    »Hyänen?«
    »So nenne ich die Biester. Sie erinnern mich an Tiere, die ich früher schon mal gesehen habe.«
    Grath grinste überheblich. »Was macht dich so sicher, dass ich dir deine Taratzenfreunde nicht einfach wegnehme?«
    »Ganz einfach: Weil ich als Einziger den sicheren Weg aus diesem Tal kenne«, konterte Matt. Dabei hielt er die Geländepläne in die Höhe.
    ***
    Aruula konnte nicht schlafen, obwohl es schon tiefe Nacht war. In dem Raum, in dem sie sich zur Ruhe begeben hatte, lagen einfach zu viele Gestalten, denen sie misstraute. Die beiden Taratzen, die sich den Magen mit Hyänenfleisch vollgeschlagen hatten, gehörten noch zur angenehmen Gesellschaft - aber die Gegenwart von Grath und seinen Männern war ihr einfach zuwider.
    Den ganzen Abend hatte sie sich von den Schweinen dumme Zweideutigkeiten anhören müssen, bis sie einen besonders ekelhaften Kerl gemaßregelt hatte. Der untersetzte Mann mit dem spitzen Raubvogelgesicht war nun um zwei blaue Augen und die Erkenntnis reicher, dass man sich besser nicht mit einer Kriegerin vom Stamme Sorbans anlegte.
    Grath hatte danach ein Machtwort ge- sprochen und seitdem herrschte Ruhe. Doch Aruula traute dem Hünen nicht. Im Moment ordnete er sich Matt zwar unter, weil der Pilot als Einziger das mit seltsamen Zeichen übersäte Kartenmaterial lesen konnte, aber bei der erstbesten Gelegenheit würde Grath das Zweckbündnis wieder kündigen. Dann konnte er sie genau so opfern wie er es mit den Leuten auf dem Minenfeld getan hatte.
    Ein leises Geräusch riss Aruula aus ihren Gedanken. Vorsichtig spähte sie in die Dunkelheit. Da sah sie, wie ein dunkler Schatten durch den Raum huschte. Als er das Fenster erreichte, erkannte sie im Gegenlicht des Mondes die Umrisse von Navok, der sich geschickt nach draußen schwang. Lautlos verschwand er in der Nacht. Keiner der Schlafenden hatte sein Verschwinden bemerkt.
    Aruula stand längst aufrecht. Wohin wollte der Nosfera um diese Zeit so heimlich?
    Auf Zehenspitzen schlich sie zum Fenster und sprang ebenfalls nach draußen. Suchend blickte sie sich um. Sie konnte gerade noch sehen, wie Navok im angrenzenden Wald verschwand. Seit das Tageslicht verschwunden war, hatte er die Kapuze abgesetzt, doch sein flatternder Umhang war unverkennbar.
    Aruula rannte hinter ihm her. Drängende Fragen schossen durch ihren Kopf.
    Was trieb Navok alleine in den Wald, wo Tausende von Gefahren lauerten? Alle anderen waren froh, in der Baracke einen Unterschlupf gefunden zu haben, und die Wachen hatten sogar ein großes Feuer entzündet, um Tiere abzuhalten. Warum nahm der Nosfera dann so ein Risiko auf sich?
    Aruula tauchte an derselben Stelle in den Busch, an der Navok wenige Sekunden zuvor verschwunden war.
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