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0189 - Im Schatten der Ratte

0189 - Im Schatten der Ratte

Titel: 0189 - Im Schatten der Ratte
Autoren: Im Schatten der Ratte (1 of 2)
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ein wenig herum.«
    ***
    Etwa um zwei Uhr nachts standen wir vor dem Haus Nummer 478 der 48th Street. Es war ein großes, dunkles Gebäude, dessen Erdgeschoss mehrere Geschäfte beherbergte, darunter die Kneipe, von der aus das Telefongespräch nach Cornwall geführt worden war.
    Die Läden waren geschlossen, aber hinter der Tür der Kneipe schimmerte noch Licht.
    Phil stieß mir den Ellbogen in die Rippen.
    »Gehen wir hinein«, schlug er vor. »Ich denke, wir sehen aus wie Leute, die nach einem ausgedehnten Bummel noch Appetit auf einen ehrlichen Schluck zu mäßigen Preisen haben.«
    Wir enterten den Laden. Es war eine bescheidene Bude, die nicht wie ein Gangsterhauptquartier wirkte. Ein paar Männer standen an der Theke und würfelten die nächste Runde aus. Von den Tischen waren nur noch zwei besetzt. An einem hatte sich ein Liebespaar in sich versenkt, während an dem zweiten ein bis an den Kragen mit Alkohol getränkter Mann nur noch mit sich selbst beschäftigt war.
    Wir bezogen die äußerste linke Ecke der Theke und bestellten zwei doppelte Gin. Der Wirt war ein untersetzter Mann. Er bediente uns eigenhändig und blieb bei uns stehen, um einen Schwatz mit uns zu beginnen. Wir beklagten uns bitter, dass in New York nichts mehr los sei, und er sagte uns, wir hätten früher zu ihm kommen sollen. Er hätte uns dann ein paar Tipps gegeben, aber jetzt sei es zu spät, und der größte Nachtrummel in New York wäre vorbei.
    Phil tat, als hätten die drei Gins, zusätzlich zu den Drinks, die er schon im Laufe der Nacht in sich hineingeschüttet hatte, eine gewisse Wirkung erzielt.
    »Mann«, sagte er mit schwerer Zunge. »Ich habe noch eine Freundin in Cornwall stehen. Wenn ich geahnt hätte, dass in New York so wenig hübsche Girls herumlaufen, hätte ich sie hergeholt.«
    »Hör schon auf«, gab ich zurück. »Mit dem Gedanken hättest du auch früher herausrücken können. Jetzt ist es zu spät!«
    Phil spreizte sich wie ein beleidigter Hahn.
    »Was ist zu spät?«, lallte er. »Das Girl ist völlig verrückt nach mir. Jawohl, das ist sie. - Wenn ich sie jetzt anrufe, kommt sie noch nach New York! Jawohl!«
    Ich machte eine Handbewegung zum Kopf, die eindeutig sagte, was ich von Phils Geisteszustand hielt. Er ging mir an die Krawatte.
    »Willst du behaupten, mein Girl reagiere nicht auf jeden Pfiff? Sie kommt, sage ich dir!«
    »Sie spuckt dich durchs Telefon an!«
    Phil holte aus, und der Wirt beschwor: »Keinen Streit, Gentlemen!«
    »Er beleidigt mein Girl!«, empörte sich Phil. »Er bezweifelt, dass sie treu ist. Er…«
    »Beweise will ich sehen«, beharrte ich. »Los, ruf sie an, und wenn sie kommt, dann geht alles, Was wir heute Nacht noch trinken, auf meine Rechnung.«
    »Mache ich!«, rief Phil. »Mr. Wirt, wo ist Ihr Telefon? Kann ich von hier aus mit Cornwall telefonieren.«
    »Dort hinter der Tür ist die Zelle«, antwortete der Wirt und schüttelte sich vor Lachen. »Sie sind der Zweite, der heute mit Cornwall telefoniert.«
    Ich biss mir auf die Lippen. Der entscheidende Punkt war erreicht. Phil spielte seine Rolle großartig weiter.
    »Mit Cornwall? Mit meinem Girl?«
    Immer noch lachte der Wirt. »Weiß ich nicht, Mister, aber mit Cornwall telefonierte er, denn ich wählte selbst die Nummer, bevor ich die Leitung in die Zelle schaltete. Das muss ich ja machen, sonst kommt einer, sagt, er wolle mit dem Haus an der nächsten Ecke telefonieren, zahlt einen Nickel, spricht eine halbe Stunde mit San Francisco, und ich falle in Ohnmacht, wenn ich meine Telefonrechnung sehe.«
    Phil weinte fast. »Mit Cornwall! Mit meinem Girl! Ich bringe den Kerl um. Ich bringe ihn, sie und mich, ich bringe uns alle um.«
    Den Wirt fasste Mitleid. Tröstend goss er Phils Ginglas voll.
    »Ihr Girl hatte sicherlich nichts mit dem Burschen. Nie im Leben, Mister. Gegen Sie kam der Knabe nicht an. Sie hätten ihn mal sehen müssen. Er war ein richtiger Schmachtlanger mit einer Hühnerbrust. Wenn ich ein Mädchen wäre, mir fiele die Wahl zwischen Ihnen und dem wahrhaftig nicht schwer.«
    »Troll dich und führe dein Telefongespräch«, sagte ich, aber Phil bestand darauf, zu behaupteten, dass er ein Mädchen, das ihn betrüge, nicht mehr sehen wolle. Der Wirt amüsierte sich köstlich über meinen traurigen Freund. Schließlich zahlte ich die Zeche, packte Phil unter dem Arm und schleifte ihn ab.
    »Kommt bald wieder, Jungs!«, rief uns der Wirt nach. »Ihr seid nette Kerle!«
    »Der wird sich wundern, wie schnell wir
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