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0189 - Im Schatten der Ratte

0189 - Im Schatten der Ratte

Titel: 0189 - Im Schatten der Ratte
Autoren: Im Schatten der Ratte (1 of 2)
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war heller Tag, und die wenigsten Leute hatten bereits die elektrische Beleuchtung eingeschaltet.
    Genau zehn Sekunden nach der Explosion betraten vier Männer die Schalterhalle der Pennsylvania & Dakota Bank. Drei von ihnen hielten Maschinenpistolen in den Händen. Der vierte Mann trug, was irgendwie lächerlich aussah, zwei Koffer. Es wirkte, als käme ein Vertreter, unter bewaffnetem Begleitschutz. Alle vier hatten Tücher um ihre Gesichter gebunden.
    Eine Maschinenpistolengarbe sägte in die Decke und den Kronleuchter. Glassplitter regneten herab.
    Die Frauen kreischten auf. Einige Männer warfen sich auf die Erde.
    »Aus dem Weg!«, schrie der Mann, der geschossen hatte. »Alles dort hinüber!« Der Lauf der Maschinenpistole zeigte die Richtung.
    Hinter der Auszahlungskasse stand James F. Masterman, seit dreißig Jahren im Dienst der Pennsylvania & Dakota Bank. Sehr ruhig setzte der Kassierer den Fuß auf den Alarmhebel, während er gleichzeitig die Arme hob. Er wusste, dass die Alarmsirenen anfangen würden zu schrillen, dass die großen Gitter vor dem Eingang und den Fenstern herunterkriechen und dass sich eine Stahlblechwand zwischen die Gangster und das Geld in seiner Kasse schieben würde. Es dauerte Sekunden, bis er begriff, dass nichts geschah. Instinktiv stemmte er den Fuß heftiger auf den Hebel. Der Gangster mit den Koffern in der Hand tauchte vor ihm auf. Wie eine Katze sprang der Mann über den Schaltertisch. Eine schwere Faust traf Masterman vor die Brust. Er taumelte rückwärts.
    Mit flinken Händen ließ der Gangster die Kofferdeckel aufschnappen. In Bündeln, in zusammengerafften Knäueln schaufelte er das Geld aus der Kasse in die Koffer. Scheine flatterten zur Erde, blieben unbeachtet liegen. Hartgeldrollen platzten, ergossen ihren Inhalt in klirrenden Kaskaden über den Tisch.
    Kaum mehr als eine halbe Minute war seit dem Auftritt der Gangster vergangen. Immer noch schrien einige Frauen, lagen Männer in fragwürdiger Deckung auf dem Boden.
    In seinem Büro, das durch eine Glaswand von der eigentlichen Schalterhalle getrennt war, hatte sich der Direktor der Filiale, Charles Beneway, beim Anblick der Maskierten von seinem Schreibtischsessel auf den Boden fallen lassen. Er stieß sich an Kopf und Ellbogen, sein eigener Bauch presste ihm die Luft ab, denn Charles Beneway war solche Turnübungen nicht mehr gewohnt. Schwer keuchend lag er und wartete auf das Schrillen der Alarmsirenen. Als es ausblieb, glaubte er, dass Masterman versagt habe. Der Zorn verlieh ihm Energie genug, um zu handeln. Er riskierte es, sich so weit aufzurichten, dass er den Alarmknopf an seinem Schreibtisch erreichen konnte, aber so sehr' er seinen Daumen auch darauf presste, es geschah nichts.
    Beneway wagte sein Leben. Er angelte sich das Telefon vom Schreibtisch herunter in seine Deckung. Er riss den Hörer an sein Ohr und wählte die Notrufnummer. In seiner Aufregung bemerkte er nicht, dass die Leitung tot war. Niemand meldete sich, und der Direktor hämmerte vergeblich auf die Taste, wählte vergeblich neu.
    Thomas Stoverback, der Wächter der Bankfiliale, befand sich, als das Geschrei in der Halle ausbrach, in der kleinen Kantine, in der sich das Personal Kaffee zu kochen pflegte. Genau mit dieser Tätigkeit, dem Kaffeekochen, war Stoverback beschäftigt.
    Er ließ die Kanne fallen und hastete in die Halle. Er musste auf dem Weg dahin eine kleine Treppe hochsteigen und durch einen langen Flur laufen. Er zog unterwegs seinen Revolver.
    Thomas Stoverback war ein alter Mann mit einer Vergangenheit als Privatdetektiv bei Pinkerton. Direktor Beneway hatte ihn eingestellt, weil Stoverback billiger war als ein Überwachungsvertrag mit einer Agentur.
    Den Posten des Bankwächters hielt der Direktor ohnedies für eine überflüssige Tradition, mit der man sich auf die billigste Weise abflnden musste. Für ihn war Stoverback ein Mann, der in der Uniform der Pennsylvania & Dakota Bank würdig aussehen musste. Die Sicherung besorgten die Alarmanlagen.
    Dennoch war der alte Tom entschlossen, seine Pflicht zu tun. Er war schlau genug, die Tür zum Schalterraum nur einen Spalt zu öffnen. Er sah die Männer mit den Maschinenpistolen, und er überlegte, was er tun sollte. Es fiel ihm nichts anderes ein, als seine Pistole durch den Türspalt zu schieben und mit lauter Stimme zu rufen: »Hände hoch! Ergebt euch!«
    Der Anführer schwang herum. Er zog durch und seine Maschinenpistole spuckte eine Serie von Kugeln heraus. Stoverback kam
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