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0182 - Der Seelenfresser

0182 - Der Seelenfresser

Titel: 0182 - Der Seelenfresser
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Ausgebrannte, inhaltslose Seelen…
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag.
    Noch nie zuvor war er mit ähnlichem konfrontiert worden. Er hatte Kontakt mit vielen schwarzen, den Mächten der Finsternis verschriebenen Seelen gehabt, aber das hier war etwas vollkommen anderes. Jeder Vergleich mußte hinter der Wirklichkeit herhinken. Die ausgebrannten Seelen waren bis aufs letzte ausgepreßt, bargen nichts mehr, keinen Funken, der einstigen Persönlichkeit in sich. Wie Sterne manchmal in einem bestimmten Stadium ihrer Entwicklung kollabierten, so schienen auch diese Seelen auf entsetzliche Weise irgendwie zu unsichtbaren, auf geistiger Ebene wirkenden Black Holes geworden zu sein, die nun Gryfs Bewußtseinsinhalt in sich zu saugen drohten!
    Das war die Lage, wenn der Druide auch nicht begriff, wie die Seelen in diesen Zustand geraten waren und dennoch auf abstruse Weise existieren konnten.
    Die Verzwicktheit der Situation weckte jedoch Gryfs Überlebenswille aufs Neue. Er mußte erfahren, was hinter alldem steckte. Außerdem war da immer noch der Druidenstein, auf den Merlin und die Menschheit angewiesen waren, wenn sie den Meeghs in Zukunft einigermaßen widerstehen wollten. Niemals durfte den Menschen ein ähnliches Schicksal widerfahren wie den silberhäutigen Chibb, die in einer Paralleldimension das grausame Joch der Schattendämonen bereits zu spüren bekommen hatten. Niemals…!
    Gryf fühlte sich den Menschen noch tiefer verbunden, seit seine eigentliche Heimat, der Silbermond und das übrige Wunderwelten-System, vor einiger Zeit der Vernichtung verfallen war, als eine bislang noch nicht identifizierte Dunkle Macht, die sich vornehmlich in Lichtblitzen heller als jede Sonne äußerte, den Stern, der den Planeten Leben schenkte, entarten ließ. Im Zuge dieser Entartung waren auch die meisten der noch auf dem Silbermond existierenden Druiden in die Gewalt des Bösen gelangt. Allein Merlins Tochter und einem Menschen namens Warren Clymer war es zu verdanken gewesen, daß die letzten Druiden zwar ihre Körperlichkeit für immer verloren, dafür aber zu einem Kollektivbewußtsein verschmolzen, in dem sie ihre Erfüllung fanden. Gryf gehörte seitdem zu den letzten lebenden Druiden, die man an den Fingern einer Hand abzählen konnte.
    Niemals durfte den Menschen solches widerfahren! Die Finsternis und das Böse, das sie in sich trug, waren ohnehin im Vormarsch. Wenn auch noch diese Bastion der Weißen Magie auf der Erde fiel…
    Der Silberstab! fiel dem Druiden sein magisches Instrument ein, das er immer noch bei sich tragen mußte, wenn es ihm nicht von jemanden entwendet worden war.
    Wenn er schon seine Para-Gaben nicht einsetzen konnte, vielleicht gelang es dem magischen Potential des Stabes, ihn aus dieser Kammer zu befreien.
    Vielleicht…
    Aber dafür hätte Gryf seinen Körper unter Kontrolle haben müssen. Mental konnte er dem Stab keine Befehle geben; es hätte ihn getötet. Er mußte manuell vorgehen, mußte die entsprechenden Bewegungen ausführen, die Formeln sprechen…
    Ich muß! dachte Gryf. Muß… Muß… Muß…!
    Aber es war so schwer. Die entarteten Seelen in der Kammer hatten ihn schon unendlich geschwächt. Jeder Lidschlag fiel ihm ungeheuer schwer. Und doch wußte er, daß er nicht aufgeben würde. Er würde kämpfen, bis zum letzten Blutstropfen… oder besser: bis zum letzten Gedanken, der ihm nicht aus dem Gehirn gerissen wurde… !
    ***
    »Gib mir den Stern!«
    Merlins Stimme verriet nichts von der Erregung, die in ihm tobte. Seine dunklen Augen blickten fast gelassen auf Zamorra, reizten diesen dadurch bis zur Weißglut.
    Verdammter, hatte Merlin den französischen Parapsychologen genannt und damit allen Seelenschmerz hinausgeschrien, den Zamorras Zustand ihm bereitete. Zamorra, der Auserwählte, den Merlin an Artus’ statt zu einem Kämpfer gegen die Mächte des Chaos herangebildet hatte, nachdem Jahrhunderte zuvor eben jener Artus bereits an der großen Aufgabe gescheitert war. Sollte nun auch…
    »Den Stern!« wiederholte er Zauberer seine Aufforderung, obwohl er ahnte, daß bereits alles zu spät war. Über die Entfernung hinweg spürte er die Mutation des Amuletts überstark. Nur kannte er immer noch nicht die genaue Ursache der Entartung.
    »Den Stern?« höhnte Zamorra und stimmte in ein häßliches Gelächter ein. »Hol ihn dir doch, wenn du kannst!«
    Mit einem Ruck riß er sich das Hemd jetzt völlig von der Brust, so daß das Amulett in jeder Einzelheit zu sehen war.
    Merlin
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