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018 - Die Vampirin Esmeralda

018 - Die Vampirin Esmeralda

Titel: 018 - Die Vampirin Esmeralda
Autoren: Dämonenkiller
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liegen.«
    »Was habt Ihr mir zu berichten?«
    »Ich weiß, daß Ihr Isabell nur schweren Herzens habt ziehen lassen«, sagte Juan bedächtig. »Ihr habt es nur getan, um die Pläne unserer Gruppe nicht zu gefährden. Deshalb habe ich größte Hochachtung vor Euch, Señor Fuenseca. Aber glaubt Ihr nicht, daß wir nun nicht länger mehr warten sollten? Es wird Zeit, daß wir zum großen Schlag gegen die Inquisition ausholen. Ihr hättet einen guten persönlichen Grund dafür.«
    »Ich lasse mich bei meinen Entscheidungen nicht von persönlichen Gefühlen leiten«, sagte Fuenseca fest.
    »Aber die Zeit ist reif, das Volk auf unserer Seite. Wenn wir zum Widerstand gegen die Inquisition aufrufen, wird ganz Cordoba hinter uns stehen. Lucero ist gegen den Willen der Massen machtlos.«
    »Wie kommt ihr dazu, mich einfach in meinem Haus zu überfallen und von mir so überstürzte, unüberlegte Maßnahmen zu verlangen?« empörte sich Fuenseca. »Bei Eurer ungestümen Art könnte ich leicht vergessen, daß wir gemeinsame Ziele haben, Señor.«
    »Vielleicht bin ich ungestüm, weil ich mich von meinen Gefühlen leiten lasse«, erwiderte de Tabera. »Wißt Ihr denn überhaupt, daß Esmeralda schon vor zwei Tagen in Begleitung einer Eskorte in den Alcazar zurückgekehrt ist? Eure Tochter ist nunmehr dem Grafen schutzlos ausgeliefert.«
    Fuenseca wurde blaß. Er mußte sich setzen. Dennoch sagte er: »Was sollte Isabell bei de Godoy schon zustoßen? Er wird es nicht wagen …«
    »Vielleicht doch«, sagte Juan hart. »Irgend etwas muß jedenfalls vorgefallen sein, denn sonst wäre Esmeralda nicht so überstürzt aufgebrochen. Seit ihrer Rückkehr in den Alcazar hat man sie auch nicht mehr an der Seite Luceros gesehen. Und wißt ihr wieso? Weil er sie sofort einkerkern ließ. Das weiß ich aus sicherer Quelle. Ich denke mir, daß er sie deshalb fallenließ, weil sie ihm über das schändliche Treiben des Grafen, das er nicht wahrhaben will, berichtete. Oder weil er es duldet …«
    »Hört damit auf!« schrie Fuenseca und hieb mit der Faust auf den Tisch. Er zitterte am ganzen Körper. Als er sich von seinem Platz erhob und langsam in seinem Zimmer auf und ab ging, wirkte er wie ein kraftloser, verlorener alter Mann.
    »Señor«, sagte Juan nach einer Weile des Schweigens sanft, »könnten nicht vielleicht doch Eure Gefühle den Ausschlag geben? Der Zeitpunkt zum Sturm auf den Alcazar könnte nicht günstiger sein. Ihr kennt die Meinung des Volkes, das unter dem Joch der Inquisition besonders zu leiden hat. Die Santas Casas sind überfüllt. Tausende von Unschuldigen schmachten dort, sehen einem ungewissen Schicksal entgegen. Das heißt, so ungewiß ist ihr Schicksal gar nicht. Sie können sich denken, daß sie im günstigsten Fall mit Kerkerstrafen oder der Galeere rechnen müssen. Auf viele von ihnen aber wartet der Scheiterhaufen. Jeder Tag, den wir länger warten, kostet Dutzenden von Unschuldigen das Leben. Und wenn Ihr schon nicht an Eure Tochter denkt, dann …«
    »Ich denke an Isabell«, sagte Fuenseca mit brüchiger Stimme. »Ich habe drei lange Nächte nichts anderes getan. Aber kann ich es verantworten, das Volk ihretwegen auf die Barrikaden zu schicken?«
    »Dann tut es um des Volkes willen.«
    »Und was ist Euer Beweggrund? Esmeralda?«
    »Ich schäme mich dessen nicht«, sagte Juan fest.
    Fuenseca sah ihn an und klopfte ihm auf die Schulter. »Ihr habt recht, Juan. Es ist keine Schande, sein eigenes Glück dem der anderen voranzustellen. Euer leidenschaftlicher Appell hat mich tief bewegt.«
    »Werdet Ihr nun das Zeichen zum Sturm auf den Alcazar geben, Señor?«
    Fuenseca ballte die Hände zu Fäusten. »Heute nacht noch werden wir den Bluthund Lucero stürzen!«

    Der arabische Alcazar war ein Komplex aus verschiedenen Bauten mit gewaltigen Mauern und unzähligen Verteidigungstürmen. Früher war der Alcazar Viejo Residenz der Kalifen; im Jahre 1328 wurde der Alcazar Nuevo gebaut, der nun Sitz des Inquisitionstribunal war.
    Vor dem mächtigen Tor tauchten zuerst die Bußgänger auf. Eine der mildesten Strafen der Inquisition war die Buße. Der aus dem Kerker Entlassene mußte ein Bußkleid tragen, den sogenannten San Benito : Das war ein gelbes wollenes Hemd nach Art eines Skapuliers geschnitten, ohne Ärmel, bloß mit einer Öffnung für den Kopf, und auf der Brust wie auf dem Rücken mit einem Andreaskreuz gekennzeichnet. Der Büßende durfte den San Benito nie ablegen, denn sonst erwarteten ihn als
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