Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
018 - Die Vampirin Esmeralda

018 - Die Vampirin Esmeralda

Titel: 018 - Die Vampirin Esmeralda
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
unser gedenken, Esmeralda. Er hat uns zu diesem Sabbat gerufen, auf daß wir dich aus der Finsternis zum Licht führen. Du bist uns erschienen. Das ist ein teuflisches Omen, das nur Gutes verheißen kann.«
    Die Stimme des Teufelsanbeters wurde immer leiser, entrückte in unerreichbare Fernen. Der jungen Frau wurde es schwarz vor Augen. Sie dachte noch, daß ihr Name nicht Esmeralda sei, daß sie nichts mit dem Teufel zu schaffen habe, und daß dieser schreckliche Alptraum nun ein Ende haben würde. Sicherlich würde sie gleich – schweißgebadet zwar, aber weit, weit fort von diesen schrecklichen Ereignissen – in der Gegenwart erwachen. Und alle Schrecken würden ein Ende haben.
    Aber sie irrte. Der Alptraum der Spanischen Inquisition hatte für sie erst begonnen.

    »Esmeralda! Esmeralda!«
    Sie kam langsam zu sich. Ihre Armgelenke schmerzten, und als sie sich bewegte, spürte sie, daß sie mit den Händen irgendwo angebunden war. Ihr Körper wurde durchgeschüttelt, und gleich darauf stieß sie mit dem Kopf gegen etwas Hartes. Seltsamerweise wurde sie durch den Schmerz erst völlig wach. Sie öffnete die Augen, schloß sie aber sofort wieder.
    »Esmeralda ist zu sich gekommen«, hörte sie die Stimme sagen.
    »Mund halten, oder ihr bekommt die Peitsche zu spüren!« sagte jemand in befehlsgewohntem Ton.
    Diesmal öffnete sie die Augen vorsichtiger. Sie sah sich von heruntergekommenen Gestalten umgeben. Alle trugen Kutten, die schmutzig und zerschlissen waren und ihnen in Fetzen vom Leib hingen. Unter ihnen befanden sich auch zwei fettleibige Frauen mit entblößten Oberkörpern.
    Als sie an sich hinunterblickte, merkte sie entsetzt, daß auch ihre Brüste freilagen. Sie bedeckte ihre Blöße schnell notdürftig mit den von ihren Schultern hängenden Stoffresten.
    »Esmeralda, du mußt uns helfen!«
    Sie blickte den Sprecher an. Es war ein junger Mann. Er war kaum älter als sie. Früher einmal mochte sein Gesicht schön gewesen sein, aber jetzt war es ausgezehrt, als sei er dem Alkohol verfallen. Die tief in den Höhlen liegenden Augen glänzten fiebrig.
    Er jagte ihr Furcht ein, und sie wollte vor ihm zurückweichen, doch dann sah sie, daß sie mit einem Strick an eine Holzsprosse gefesselt war.
    »Du bist doch eine Dienerin der Finsternis«, sagte der junge Mann mit dem fiebrigen Blick. »Eine Hexe wie du müßte die Schergen der Inquisition mit einem einzigen Gedanken vernichten können. Hilf uns, Esmeralda. Wir sind ergebene Sklaven des Hexenmeisters.«
    Sie brauchte lange, bis sie sich wieder der nächtlichen Szene im Innenhof des Rasthauses erinnerte. Auf ihren zerschundenen Armen bildete sich eine Gänsehaut, obwohl die Sonne heiß vom Himmel strahlte. Ein sonniger Septembertag in Andalusien. Und sie wurde mit einem Dutzend Teufelsanbetern auf einem Leiterwagen, der von einem Ochsengespann gezogen wurde, abtransportiert, die Hände an eine Sprosse des Leiterwagens gefesselt. Der Wagen wurde links und rechts von behelmten Soldaten in Rüstungen flankiert. Sie waren mit Schwertern und Hellebarden bewaffnet.
    Schergen der Inquisition! Sie schloß die Augen.
    »Esmeralda, hilf uns!« flehte hinter ihr die fette Frau.
    Sie spürte ihren heißen Atem im Genick und schreckte sofort hoch. Der Mann auf dem Kutschbock drehte sich um und ließ die Peitsche knallen. Ein Riemen sauste herab und klatschte der Dicken quer über die Brust. Sie schrie vor Schmerz auf und verfluchte den Ochsentreiber unflätig. Der Mann wurde blaß und wandte sich sofort wieder den Zugtieren zu.
    »Wenn du noch einmal den Teufel anrufst«, sagte einer der Soldaten und stieß der Frau den Schaft seiner Hellebarde ins Kreuz, »dann reißen wir dir sofort die Zunge aus dem Maul.«
    Die Augen der Dicken funkelten böse, aber sie schwieg.
    Nach einer Weile beugte sie sich wieder nach vorn und flüsterte: »Zeige ihnen deine Macht, Esmeralda. Laß sie deine Zauberkräfte spüren, Esmeralda.«
    Die junge Frau warf den Soldaten einen scheuen Blick zu und fragte dann die fette Frau: »Warum glaubt ihr alle, daß ich Esmeralda heiße?«
    Die Dicke war für einen Moment sprachlos vor Verblüffung. »Wir haben den Sabbat dir zu Ehren abgehalten«, sagte sie dann endlich. »Unser Hexenmeister hat uns alle ins Verirrte Lamm gerufen und uns prophezeit, daß die Sterne günstig stünden und du uns erhören würdest. Und wirklich hat sich das magische Tor ins Reich der Finsternis geöffnet und du bist erschienen, Esmeralda. Laß uns jetzt nicht im Stich!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher