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018 - Die Vampirin Esmeralda

018 - Die Vampirin Esmeralda

Titel: 018 - Die Vampirin Esmeralda
Autoren: Dämonenkiller
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in die Kerker von Cordoba gebracht. Dort erst werden sie den Tribunalen vorgeführt. Der Inquisitor Lucero will es so. Nur selten begibt sich dieser Bluthund des Großinquisitors Diego Deza auf die Reise zu einem anderen Verhandlungsort.«
    »Sagtest du Lucero, Carmen?« unterbrach sie die fette Bäuerin. »Ist Lucero zur Zeit der Inquisitor von Cordoba?«
    »Stellst du dich so unwissend, oder bist du es wirklich?« wunderte sich Carmen. »Solltest du, Esmeralda, die du Weissagungen machen kannst und von den Dämonen die Gabe bekommen hast, die Zukunft zu deuten – solltest du wirklich nicht wissen, was jedes Kind weiß? Nämlich daß Lucero der Inquisitor von Cordoba ist?«
    Esmeralda gab keine Antwort. Sie hing ihren eigenen Gedanken nach, die sich in ihrem Kopf wie ein Karussell im Kreise drehten. Sie kannte die Geschichte Spaniens und somit auch die der Spanischen Inquisition immerhin so gut, daß die Namen Diego Deza und Lucero für sie ein Begriff waren.
    Diego Deza hatte im Jahre 1498 Torquemadas als Großinquisitor abgelöst. Er hatte dieses Amt fast zehn Jahre inne und trat dann aus Angst um sein Leben freiwillig zurück, um Jimenez de Cisneros Platz zu machen. Luceros Schreckensherrschaft als Inquisitor von Cordoba dauerte bis Ende 1506. Daraus konnte Esmeralda schließen, daß sie in das beginnende sechzehnte Jahrhundert verschlagen worden war.
    Sie erinnerte sich nun auch wieder, daß Diego Deza und Lucero im Jahre 1506 von ihren Posten enthoben wurden, als Philipp der Schöne, der Schwiegersohn von Ferdinand und Sohn Kaiser Maximilians I., den Thron von Kastilien bestieg. Drei Monate nach der Thronbesteigung starb Philipp jedoch und Diego Deza und Lucero konnten ihr blutiges Handwerk wieder in vollem Umfang aufnehmen.
    Esmeralda atmete schneller, als sie fragte: »Wer regiert in Kastilien? Hat Philipp den Thron bereits bestiegen?«
    »Wie seltsam du das fragst, Esmeralda!« wunderte sich Carmen. »So, als hättest du schon früher gewußt, daß Philipp den Thron von Kastilien bekommt.«
    »Eigentlich habe ich es erst viel später erfahren«, sagte Esmeralda, biß sich jedoch wegen ihrer vorlauten Bemerkung auf die Lippen. Sie hätte sie sich verkneifen sollen, denn nun war Carmen noch verwirrter als vorher. Deshalb fügte sie schnell hinzu: »Wenn du mir zutraust, die Zukunft deuten zu können, dann darf dich mein Wissen nicht wundern.«
    »Wieso weißt du dann nicht, daß Philipp schon seit mehr als zwei Monaten den Thron von Kastilien innehat?« fragte Carmen.
    Das genügte Esmeralda. Wenn Philipp seit über zwei Monaten in Kastilien regierte, dann konnte sie sich leicht ausrechnen, daß sie sich im September des Jahres 1506 befand.
    »Nur eines ist mir noch nicht klar«, sagte sie nachdenklich. »Wenn Philipp regiert, dann müßten Diego und Lucero ihrer Posten enthoben sein.«
    Carmen schnitt ein Grimasse und spuckte aus. »Es hieß zwar, daß sie entmachtet seien, aber das steht nur auf dem Papier. In Wirklichkeit handeln die Inquisitionstribunale immer noch nach ihren Befehlen.« Sie holte tief Luft und fuhr dann eindringlich fort: »Siehst du jetzt ein, daß du nicht länger zögern solltest, Esmeralda? Vernichte diese Dämonenjäger und befreie uns! Wenn wir erst innerhalb der Stadtmauern von Cordoba sind, kann uns nicht einmal mehr der Fürst der Finsternis retten.«
    »Ich kann nichts tun«, beteuerte Esmeralda. »Ich bin keine Hexe.«
    Der schwindsüchtige junge Mann mit dem fiebrigen Blick spie vor ihr aus. »Wenn diese Hexe dem Teufel entsagt, dann werde auch ich leugnen«, preßte er zwischen den Zähnen hervor. Er sprang auf, zerrte an seinen Fesseln, daß die Sprossen des Leiterwagens ächzten, und schrie: »Ich bin unschuldig! Ich habe nichts getan! Esmeralda, diese Hexe, hat mich verleumdet! Ich will nicht auf den Scheiterhaufen! Ich bin gläubig! Ich bin getauft!« Er verstummte erst, als die Peitsche einige Male über seinen Rücken schnalzte.
    Die Fahrt auf dem Ochsenkarren wurde für Esmeralda und die zwölf Teufelsanbeter zu einem Martyrium sondergleichen. Sie benötigten für die Strecke von ungefähr sechzig Kilometern fast zwei Tage, und in dieser Zeit bekamen sie nichts zu essen und zu trinken. Obwohl die Stricke einigen tiefe Wunden an den Handgelenken beigebracht hatten, lockerte man ihre Fesseln nicht. Wenn die Soldaten rasteten und vesperten, wurden die Gefangenen verhöhnt. Man warf ihnen Knochen zu, verschüttete vor ihren Augen Wasser, schmatzte eindringlich, ließ den
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