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018 - Die Vampirin Esmeralda

018 - Die Vampirin Esmeralda

Titel: 018 - Die Vampirin Esmeralda
Autoren: Dämonenkiller
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Mund, in dem Lester zwei spitze, lange Zähne erblickte.
    »Ja, mein Guter«, keuchte sie kehlig, und Geifer tropfte aus ihrem Mund auf seine Brust. »Damit hast du wohl nicht gerechnet. Die Überraschung ist mir also gelungen. Wie willst du nun sterben? Durch den Dolch oder den Biß meiner Vampirzähne?«
    Jetzt wußte auch Lester, was Angst war.
    »Was ist denn mit dir los?« fragte die Alte heuchlerisch. »Du zitterst ja wie Espenlaub. Hast du Angst? Ja? Sage mir, ob du dich fürchtest! Los, sage es mir!«
    Über seine Lippen kam ein gurgelnder Laut.
    »Was ist? Hast du die Sprache verloren?« Die Alte sog den Speichel ein. »Sage Esmeralda, wie du dich fühlst!«
    Er brachte kein Wort über die Lippen. Er wollte nur zu gerne sprechen, irgend etwas sagen, um die offensichtlich wahnsinnige Alte hinzuhalten, aber aus seiner Kehle drangen nur unartikulierte Laute.
    Esmeralda drückte fester zu und zeigte ihm dann die Klinge. Sie war voll Blut. Es war sein Blut. Die Alte streckte die unförmige Zunge heraus und leckte das Blut ab. Lester drehte es fast den Magen um.
    »Ah, wie das schmeckt!« schwärmte Esmeralda. Ihre Stimme klang plötzlich schaurig schrill, dann keuchte und stöhnte sie wieder wie ein Tier. »In dir ist noch viel mehr von diesem roten, warmen, süßen Lebenssaft. Soll ich mir dein Blut holen?«
    Er schluckte den Kloß, der in seiner Kehle steckte, herunter und brachte mühsam hervor: »Was wollen Sie von mir?«
    »Sagte ich es noch nicht?« Esmeralda kicherte. »Dich leiden und bluten sehen.«
    Er wollte den Kopf zur Seite drehen, um die häßliche Alte mit den beiden gelben langen Zähnen nicht ansehen zu müssen, aber sie griff mit der freien Linken in sein Haar und drehte seinen Kopf brutal herum.
    »Warum wendest du dich von mir ab?« wollte sie wissen. »Ich habe es gern, wenn mir meine blutenden Liebhaber ins Auge sehen. Du ekelst dich wohl vor mir? Du findest mich häßlich, ja?«
    Er wollte mit dem Kopf eine verneinende Bewegung machen und spürte, wie die scharfe, kalte Klinge in seine Haut eindrang. Sofort hielt er still.
    Esmeralda kicherte. »Natürlich graut dir vor mir. Lüg mich nicht an! Ich weiß selbst, wie häßlich ich bin. Aber ich war auch einmal schön. Die spanischen Edelleute lagen mir zu Füßen. Ich hätte eine gute Partie machen können. Juan Garcia de Tabera hätte mich bestimmt zu seiner Frau genommen. Aber dann richteten mich die Folterknechte der Spanischen Inquisition so zu. Damals, im Jahre 1506.«
    Jetzt gab es für Lester keinen Zweifel mehr, daß die Alte verrückt war. »Das tut mir leid für Sie«, krächzte er.
    Sofort fauchte sie ihn wieder an, und aus ihrem aufgerissenen Rachen mit den zwei spitzen Eckzähnen troff Speichel. »Du glaubst mir nicht«, zischte sie. »Du glaubst, ich sei nicht ganz richtig im Kopf. Aber das ist ein Irrtum. Wahnsinn und Vampirismus harmonieren nicht miteinander. Ich bin geistig ganz normal. Meine einzige Anomalität ist meine unstillbare Blutgier. Ich brauche ständig Menschenblut, um selbst am Leben zu bleiben.«
    O Gott! dachte Lester. Wieso mußte er dieser psychopathischen Alten in die Hände fallen? Warum gerade er? Blitzartig fiel im Tina ein. War die Alte daran schuld, daß sie von der Toilette nicht mehr zurückkam? »Was … was haben Sie meiner Frau angetan?« Die Angst um Tina war jetzt größer als die Angst um sein eigenes Leben.
    Die Alte kicherte wieder. Es war ein durch Mark und Bein gehendes Lachen, das den Ohren weh tat. »Ich habe deine Tina nicht einmal angefaßt«, behauptete sie schließlich. »Aber es besteht kein Zweifel, daß deine Frau dasselbe Schicksal ereilt hat wie einst mich. Willst du wissen, was mit mir passierte? Wenn du es hören willst, dann erzähle ich es dir. Dadurch erhältst du eine kurze Gnadenfrist.«
    »Ja, bitte, ich möchte es hören.«
    »Na schön. Aber glaube ja nicht, daß dich das rettet. Dein Blut gehört mir. Ich bin vielleicht ein wenig sentimental. Mein Fehler ist, daß ich mich meinen Opfern mitteilen möchte. Aber eine solche Närrin bin ich nicht, daß ich mir einen Blutspender wie dich durch die Lappen gehen lasse.«
    Lester glaubte schon beinahe selbst, daß die Alte meinte, was sie sagte.
    »Wie … wie ist es Ihnen denn ergangen?« fragte er zähneklappernd, um sie auf andere Gedanken zu bringen.
    »Hast du schon einmal etwas von den Zeitschächten gehört?« fragte sie, und ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: »Es geht die Legende, daß es in diesen
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