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0177 - Melinas Mordgespenster

0177 - Melinas Mordgespenster

Titel: 0177 - Melinas Mordgespenster
Autoren: Jason Dark
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werden.
    Die Southern-Uplands waren eben für ihren Nebel bekannt. Außerdem gehörte Nebel zu Schottland wie die Milch zu Kaffee.
    Die Einheimischen wußten es, Fremde, meist Touristen vom Festland auf Schottland-Trip, hatten oft Pech. Sie hingen regelrecht im Nebel fest und fanden meist den Weg nicht. Zudem waren die Straßen nicht gerade breit zu nennen. Sie schlängelten sich durch das wilde Bergland, manchmal mit ekligen Schlaglöchern übersät, die besonders in der Dunkelheit zu tückischen Fallen wurden, wenn die Lichtbahnen der Scheinwerfer über sie hinwegglitten.
    Vic McGovern gehörte zu den Einheimischen. Er wohnte in Lauder, einem kleinen Ort inmitten der Uplands. Lauder zählte 5200 Einwohner und war ein verschlafenes Nest, in dem eigentlich kaum etwas Aufregendes passierte.
    Deshalb fuhr Vic McGovern auch des Öfteren nach Coldstream. Diese Stadt lag dicht an der englischen »Grenze«, war größer und hatte vor allen Dingen das, was Vic in Lauder vermißte.
    Amüsierschuppen.
    Da rockte man in Discos und konnte auch hin und wieder ein wenig Stoff bekommen. Irgendwie besaß Coldstream schon einen großstädtischen Touch.
    Und aufreißen konnte man da.
    Die Girls waren nicht nur hübsch, sondern auch willig, was besonders zählte, denn Vic sah sich selbst als einen schottischen Casanova an. In seiner Heimatstadt hatte er mit fast allen Mädchen schon geschlafen, und jetzt pflegte er zu sagen: »Ein guter Hirsch muß sein Revier auch mal ausweiten…«
    Das tat er.
    Aber auch Hirsche haben mal Pech. So erging es Vic McGovern. Er hatte zwar in fremden Revieren wildern wollen, doch einige, sprich einheimische junge Männer, hinderten ihn sehr drastisch daran. Man schlug den Fremdling zusammen.
    Mit dem Gesicht hatte er im Staub gelegen, und er hörte jetzt noch das höhnische Lachen der anderen, und auch die Mädchen hatten mitgemacht. Viele gönnten Vic, der ansonsten fast unverschämt gut aussah, die Niederlage. Er hatte die Girls zu sehr betrogen, und so etwas vergaß man eben nicht.
    Jetzt befand sich Vic auf dem Heimweg. Notdürftig hatte er sich gesäubert. Auf der Kleidung jedoch waren noch immer Spuren zu sehen, aber das spielte keine so große Rolle. Bis auf einen grünblau schimmernden Fleck hatte wenigstens das Gesicht nichts abbekommen.
    Vic trug das blonde Haar modisch geschnitten, föhnte es jeden Tag und sah deshalb aus wie ein Dressman aus dem Katalog einer Bekleidungsfirma.
    Er hielt sich sowieso für den schönsten, da sein Vater zudem noch Geld hatte, war es ihm auch vergönnt gewesen, lange genug die Schulbank zu drücken.
    Jetzt hatte er die Schule hinter sich und überlegte, was er nun studieren sollte. Eigentlich konnte er sich nicht für ein Fach entscheiden, zudem hatte er keine Lust, in die Möbelfabrik seines Vaters einzusteigen, denn da mußte er ja arbeiten. Der alte McGovern mochte seinen Sohn sowieso nicht, denn für Faulenzer hatte er nichts übrig. Nur die Mutter hielt zu ihm. Sie steckte ihm auch die Scheine zu.
    Noch ein paar Meilen, dann hatte Vic sein Ziel erreicht. Er steckte voller Wut. Das sollten die Kerle ihm büßen. Irgendwann würde er zurückkommen und ihnen es geben. Dann hatten sie nichts zu lachen, das schwor Vic jetzt schon.
    Die Zigarette hing zwischen seinen Lippen. Lässig hockte er im Schalensitz, aus den beiden Lautsprechern im Innern des Wagens hämmerte heiße Musik, und die langen Lichtbahnen der Scheinwerfer versuchten vergebens, Streifen in die dicke Nebelsuppe zu schneiden.
    Irgendwo verliefen sie sich, denn der Nebel war nicht so einfach zu besiegen. Er wogte und tanzte, führte einen wallenden Reigen innerhalb der Lichtstrahlen auf, wurde mal schwächer und nahm wenige Yards weiter an Stärke zu.
    Wie gesagt, der Nebel war typisch für diese Gegend. Vic McGovern kannte ihn von klein auf, er fürchtete sich nicht davor und senkte kaum die Geschwindigkeit, denn er glaubte, die Strecke ausgezeichnet zu kennen.
    Zudem würde ihm wohl kaum jemand entgegenkommen. Wenn ja, dann hatte der andere selbst Schuld.
    Die Schlaglöcher schüttelten den MG durch. Als Reaktion zeigte der junge Mann ein verbissenes Grinsen. Sein gelber Schal leuchtete. Er trug dazu ein rotes Hemd und eine blaue Jacke, fertiggemacht für die Disco. Bis auf den Schal war alles schmutzig, den hatten ihm die anderen noch sauber gelassen.
    Verdammtes Pack! dachte er. Dabei knirschte er mit den Zähnen, seine Wut steigerte sich, und er fuhr unwillkürlich schneller. Irgendwann würde
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