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0172 - Ghouls in der U-Bahn

0172 - Ghouls in der U-Bahn

Titel: 0172 - Ghouls in der U-Bahn
Autoren: Jason Dark
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Man erzählte, daß er aus der Kanalisation gekrochen wäre, aber das konnte Earl Hatfield kaum glauben. Zudem hatte keiner seiner Kollegen den Riesenkraken mit eigenen Augen gesehen. Irgend etwas war dort passiert, nur eben den Kraken wollte Hatfield seinen Kollegen nicht abnehmen. [1]
    Er arbeitete an der Station Pimlico, Victoria Station und Sloane Square.
    Letzterer Platz lag in Chelsea. Dort fuhren die Touristen meist hin, weil da das Swinging London beginnt, mit all seinen verrückten Typen, Künstlern, Malern und Bildhauern.
    Da machte der Dienst auch Spaß, weil die Menschen anders waren.
    Nicht gern riß Hatfield seine Zeit am Victoria Station ab. Dort war ihm zuviel Unruhe. Dieser Riesenbahnhof kam weder am Tage noch in der Nacht zur Ruhe.
    In der Zentrale traf er an diesem Abend gegen 21.30 ein. Ein paar Kollegen saßen dort und kontrollierten über Monitore den reibungslosen Ablauf.
    Außerdem stand in der Mitte des Raumes das gewaltige Steuerpult. Dort war das Subway-Netz eingezeichnet worden und jede Station mit einer roten Lampe gekennzeichnet.
    Man konnte von dieser Zentrale aus die Züge beobachten, die unterwegs waren.
    »Hi, Earl!« wurde er begrüßt. »Hat dich deine Hattie rausgeschmissen?«
    Hatfield schloß seinen schmalen Spind auf und verstaute die Aktentasche. »Wieso?«
    »Weil du schon so früh da bist.«
    »Ich hatte Sehnsucht nach euch.« Ein paar Männer lachten.
    »Dann kann ich ja verschwinden«, sagte der jüngere Kollege, der vor zwei Wochen geheiratet hatte und Hatfields Job tagsüber machte.
    »Ja, geh nur, Bob. Deine Frau hat sicherlich Sehnsucht.«
    »Was hat sie denn an, wenn du nach Hause kommst. Das kleine rote Hemdchen?« fragte ein anderer grinsend.
    »Und schwarze Strapse«, warf ein weiterer Kollege ein.
    Bob wurde rot. »Ihr könnt mich mal«, sagte er.
    Die Männer grinsten.
    Von Earl Hatfield verabschiedete sich Bob per Handschlag. »Mach’s gut«, sagte der Ältere.
    »Danke, Earl.«
    Die Uniform trug Hatfield bereits. Seine Frau hatte sie ihm frisch gebügelt. Hatfield war jetzt 52, noch zehn Jahre wollte er arbeiten, um dann in Pension zu gehen. Er hatte kräftiges graues Haar, ein immer rosiges Gesicht und war bei seinen Kollegen überall beliebt. Hatfield suchte nie Streit, war stets gefällig und verstand etwas von seinem Job.
    »Wann machst du die erste Runde, Earl?« erkundigte sich Dustin Ambrose, der Dienststellenleiter.
    »Ich wollte jetzt anfangen.« Hatfield nahm das Walkie-talkie an sich.
    Damit waren alle Beamten ausgerüstet. »Ist eigentlich noch jemand unterwegs?«
    »Nein.«
    »Und wie war der Abend sonst?«
    »Ziemlich hektisch«, erwiderte Ambrose. »Das Wetter treibt die Leute auf die Straße. Vor allen Dingen in Chelsea ging es rund. Da bekamst du kein Bein auf die Erde.«
    »Kann ich mir denken. Touristen?«
    »Und wie.«
    Earl Hatfield kontrollierte sein Sprechgerät und nickte zufrieden. »Ich gehe dann«, sagte er.
    »Welche Strecke nimmst du?« fragte Ambrose.
    »Tunnel zwei in Richtung Sloane Square.«
    »Okay.« Dustin Ambrose trug die Strecke in das Dienstleiterbuch ein. So wußte er immer, wo seine Leute unterwegs waren.
    Earl nickte den anderen Kollegen zu und verließ den Leitstand. Er machte gern Nachtschicht, denn ab 22.00 Uhr flaute der Betrieb stark ab, und in den Morgenstunden fuhr kaum noch jemand. Da hingen nur Nachtbummler in den Wagen.
    Earl Hatfield war mit einer lichtstarken Taschenlampe ausgerüstet und dem Walkie-talkie. Wenn er auf der Strecke irgendeinen Fehler entdeckte, meldete er sich sofort bei der Zentrale. Je nachdem wie groß der Fehler war, wurde die Strecke entweder stillgelegt, oder man sorgte durch eine rasche Reparatur dafür, daß er verschwand.
    Hatfield gelangte auf den Bahnsteig. Dort war noch etwas los. Musik empfing ihn. Ein paar abenteuerlich gekleidete Jugendliche hatten sich zusammengefunden, hockten vor den Wartebänken auf dem schmutzigen Boden, musizierten und sangen. Die Stimmen schallten durch die Halle. Besonders tat sich ein Mädchen hervor. Ihr schrilles Organ war deutlich herauszuhören. Wie ein Indianer war sie gekleidet, mit einem Fransenkleid und Stirnband um den Kopf. Dem Augenausdruck nach zu urteilen, stand sie unter Stoff.
    Hatfield war froh, daß ihnen so etwas bei seinen Kindern erspart geblieben war. Sein Sohn Jim mußte in dieser Nacht sogar Dienst haben. Vielleicht sah er ihn.
    Dann begannen die Wände zu zittern, der Boden dröhnte, und die Steine des Tunnels schienen
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